Review: Rare Replay
Das britische Kultstudio Rare wird nach der inoffiziellen Aufgabe von Kinect 2.0 nicht mehr dazu gezwungen, Hampelspiele Kinect-Titel zu entwickeln, sondern darf hoffentlich 2016 auf der Xbox One mit dem Online-Piratenspiel Sea of Thieves die kreativen Muskeln spielen lassen. Doch schon jetzt gibt es zum 30. Bestehen des Studios mit Rare Replay eine Sammlung von 30 Spielen aus der Geschichte des Unternehmens zum schlanken Preis von 30 Euro für die Xbox One.
Wie auch Rare blicken wir zunächst auf die bewegte Geschichte der Spieleschmiede zurück, die Klassiker wie Battletoads oder Conker hervorbrachte.
1985 startete das Studio mit neuem Namen Rare mit der offiziellen Arbeit an 8-Bit-Games für das Nintendo Entertainment System, nachdem der Nintendo of America-Chef mit auf eigene Faust für das NES entwickelten Spielen überzeugt wurde. Zwischen 1987 und 1991 verließen mehr als vierzig Spiele für das NES und ein paar GameBoy-Titel die Spieleschmiede, wobei es sich bei den meisten davon um Ports von Arcade- oder Heimcomputer-Games handelte. Nur wenige Ideen entsprangen dem Studio selbst, doch die Entwickler übernahmen stimmige Konzepte, erweiterten das Gameplay mit eigenen Einfällen und schufen so nicht nur unverwechselbare Ports, sondern nutzten ebenso die gewonnenen Technologien für persönliche Perlen wie das optisch beeindruckende Action-Geschicklichkeits-Game Snake Rattle’n’Roll oder den dreisten Turtles-Klon Battletoads.
Nach Conker’s Bad Fur Day und Banjo-Tooie wurde es aber still bei Rare. Das vielversprechende Projekt Dinosaur Planet wurde wieder und wieder verschoben und ein Jahr darauf folgte die Hiobsbotschaft: Das englische Entwicklerstudio wurde für rund 377 Millionen Dollar zum First-Party-Developer von Microsoft. Rares einziger GameCube-Titel und zugleich Abschiedsgeschenk war Starfox Adventures, das Ende 2002 als letztes Rare-Game für eine stationäre Nintendo-Konsole herauskam.
Eine Reise in die Vergangenheit
30 Rare-Spiele von Jetpac bis Banjo-Kazooie: Schraube locker werden in Rare Replay mit liebevoller Aufmachung in einer digitalen Galerie präsentiert und können dank einiger Komfortfeatures bequem nachgeholt oder wiederentdeckt werden. Durch eine Rückspul-Funktion, die Option, unendliche Leben einzustellen und automatischer Speicherung des aktuellen Fortschritts verlieren vor allem ältere Titel den für Spiele der damaligen Zeit üblichen Nerv-Faktor. Selbstverständlich sind gerade diese frühen Titel aus der Geschichte des Studios nicht sonderlich komplex und würden heutzutage als simple Handyspiele mit spartanischer Pixelgrafik durchgehen. Dank einem speziellen Filter kann das Bild eines alten Röhrenbildschirms simuliert werden, was bei Veteranen für Nostalgiegefühle sorgen sollte. Aber auch ohne persönliche Bindung zu den alten Titeln machen sie nicht zuletzt dank des atmosphärischen Filters durchaus Spaß und gewähren einen interessanten Blick in die Vergangenheit der Videospielgeschichte.
Schöne Zusatzfeatures
Zusätzlich zu den 30 kompletten Spielen gibt es an Nintendos NES Remix-Titel erinnernde Mini-Herausforderungen, bei denen meist unter Zeitdruck eine Aufgabe erfüllt werden muss. So müssen in Battletoads Arcade 15 Angstratten möglichst schnell beseitigt oder in Jetpac zehn Blasen-Aliens innerhalb von 30 Sekunden erledigt werden. Jeder absolvierte Schnappschuss gewährt einen von insgesamt 330 Stempeln. Diese können beim Abschluss von Schnappschüssen, Schnappschuss-Wiedergabelisten oder dem Erreichen von Meilensteinen (ein Spiel zum ersten Mal starten, eine bestimmte Punktezahl erreichen, etc.) in den kompletten Spielen erlangt werden. Diese werden auf Stempelkarten gesammelt. Ist eine Stempelkarte mit sechs Stempeln gefüllt, wird eine von vielen enthaltenen Video-Dokumentationen freigeschaltet, die einen Einblick in die Geschichte und Philosophie von Rare geben. Auch mit insgesamt 10.000 zu erreichenden Gamerscore-Punkten dürften Sammler ihre helle Freude haben.
Kleiner Schönheitsfehler
Leider ist auch Rare Replay nach Halo: The Master Chief Collection wieder eine Xbox-exklusive Spielesammlung mit einem unbequemen Manko. Zwar muss hier nicht wie bei der Collection um den futuristischen Supersoldaten ein großer Teil des Multiplayermodus separat herunter geladen werden, doch die inkludierten Xbox-360-Titel wurden suboptimal integriert. Banjo-Kazooie, Banjo-Tooie, Banjo-Kazooie: Nuts & Bolts, Jetpack Refuelled, Kameo, Perfect Dark, Perfect Dark Zero, Viva Piñata und Viva Piñata: Trouble in Paradise sind zwar auf der Spieldisc enthalten, müssen aber einzeln installiert werden. Die auf der E3 2015 vorgestellte Abwärtskompatibilität sorgt dafür, dass sie in einer virtuellen Xbox 360 auf der Xbox One emuliert werden, was zu Problemen führt. Zwar laufen alle Spiele einwandfrei, doch muss bei der Auswahl dieser Titel die Anwendung auf der Xbox One gewechselt werden. Kehrt man nach einer Spielsession dann zu Rare Replay zurück, muss die App erneut gestartet und das Spiel geschlossen werden. Auch können die Meilensteine nicht wie in anderen Spielen einfach durch Aktionen im Spiel erreicht werden. Dank der separaten Anwendung werden hier nur Stempel gesammelt, wenn bestimmte Gamerscore-Punktestände erreicht werden. Auch sind nicht alle Titel auf Deutsch enthalten, dafür gibt es die unzensierte N64-Fassung von Conker’s Bad Fur Day.
Review Overview
Wertung - 9
9
Viele tolle Spiele für wenig Geld!
Es ist schade, dass es Microsoft abermals nicht geschafft hat, ein einziges Gesamtpaket zu schnüren, das keiner Extrawürste wie der separaten Installation der neuen Xbox-360-Titel bedarf. Rare Replay ist trotzdem rundum gelungen und lädt zum Stöbern in Rares bewegter Vergangenheit ein. Besonders die Komfortfuktionen machen zudem ältere Titel zugänglicher, was bei kniffligen Sequenzen wie dem „Turbo Tunnel“ in Battletoads hilfreich sein kann. Auch ohne Nostalgie-Faktor bietet Rare Replay eine Menge toller Spiele zum kleinen Preis.
Rare Replay auf Amazon bestellen und SHOCK2 direkt unterstützen!
[amazonjs asin=“B00ZRQTP8A“ locale=“DE“ title=“Rare Replay – Xbox One“]