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Review: Paper Mario: Color Splash

Paper Mario: Sticker Star war ein Wendepunkt für die altehrwürdige Reihe und hat die Spielerschaft in zwei Lager gespalten. Das eine Lager mochte Sticker Star, das andere möchte wieder ein waschechtes Rollenspiel wie Die Legende vom Äonentor für den GameCube haben. Tja nun, Color Splash ist noch weniger Rollenspiel als Sticker Star geworden. Und ein fantastisches Abenteuer zugleich.

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Mario und Peach reisen nach Port Prisma, wo eine mysteriöse Macht der Welt und ihren Bewohnern die Farbe aussaugt. Zusammen mit dem sprechenden Eimer Farbian muss Mario die entwendeten Farbsterne einsammeln und den Bösewicht hinter alledem besiegen. Man merkt, den Preis für die innovativste Videospielhandlung wird Color Splash sicherlich nicht gewinnen können, was aber zu keinem Augenblick wirklich stört. Mehr als wett machen das die Charaktere, die Dialoge, die Spielwelten, mit denen das Helden-Duo bis zum letzten Endgegner interagiert. Vieles davon ist mittlerweile zwar durchaus gewohnt und wirklich umhauen dürfte eine Lava-Welt im Jahr 2016 niemanden mehr. Doch ist es die Fürsorge, mit der die Entwickler ihre Welt mit Leben gefüllt haben, die Color Splash ausmacht. Auch wenn es sich bei den meisten Charakteren wieder mal um Toads handelt, ihre Persönlichkeiten sind so unterschiedlich wie die Farbe auf ihren Köpfen. Manche sind hinterlistig, andere verängstigt, wiederum anderen heldenhaft mutig. Am Ende des Spiels werdet ihr dank der fantastischen Dialoge und der Übersetzung an alle Charaktere erinnern können.

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Wie schon in Sticker Star (hier waren es Sticker) basiert das Kampfsystem von Color Splash auf Karten. Es gibt keine Erfahrungspunkte, keine Schadenspunkte, kein Aufleveln. Jede Attacke und jedes Item ist eine Karte im Inventar. Mit einem RPG wie Mario & Luigi hat Color Splash also wenig zu tun, trotzdem kann es sich von ein paar entsprechenden Elementen partout nicht trennen. Die Kämpfe finden in einem speziellen Kampfbildschirm statt und sind rundenbasiert. Zuerst wird eine Attacke ausgewählt, diese dann mit Farbe ausgemalt und auf den Bildschirm geschnippt. Mit perfektem Timing lässt sich Bonus-Schaden erzielen, ausweichen oder sogar kontern. Das gewohnte Mario-System eben. Mit Hämmern, Sprüngen, Feuer- und Eisblumen werden Gegner attackiert. Die stärksten Attacken sind sogenannte “Dingskarten”. Das sind Objekte wie ein Ventilator, ein Grill, ein Knochen und andere für diese Welt abstruse Gegenstände aus dem Alltag, die die meisten Gegner sofort besiegen können. Diese “Dingse” sind es auch, die größere Rätsel lösen und Bosse schlagen können. Hier macht Color Splash denselben groben Schnitzer wie schon Sticker Star. Manche Bosse sind einfach unbesiegbar ohne die richtige Dingskarte. Man merkt das zwar recht schnell, wenn man den Game Over-Bildschirm sieht, doch trotzdem kann das den Spielfluss gehörig stören. Das Spiel versucht genug Hinweise für diese Stellen zu geben, diese hinterlassen aber trotzdem einen faden Beigeschmack. Hier wird Spielbarkeit für Gags geopfert, die den entstandenen Frust vielleicht nicht wert sind. Aber keine Angst, wirklich lange sollte man an keiner Stelle hängen bleiben und ein Game Over wird auch nicht rigoros bestraft. Im Spiel selber gibt es ein paar Figuren, die immer den nächsten Schritt offenbaren und auf dem GamePad lässt sich eine elektronische Bedienungsanleitung mit weiteren Tipps öffnen.

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Durch die überall gestohlene Farbe haben sich in der Welt Hunderte weiße Flecken gebildet, die Mario mit seinem Hammer und Farbian wieder einfärben muss. Das macht Spaß und tut dem Spielfluss sehr gut, auch wenn es vielleicht banal klingen mag. Die dafür benötigte Farbe kann auch mal ausgehen. Besiegte Gegner lassen kleine Hammer fallen, die die Farbkapazität erhöhen. Kämpfe sollen damit eine interessante Belohnung für den Spieler liefern. Hier reagiert Nintendo auf einen der größten Kritikpunkte aus Sticker Star und es ist ihnen in der ersten Hälfte des Spiels auch durchaus gelungen. Irgendwann jedoch besitzt man Farbe in Überfluss und muss sich keine großen Gedanken mehr drum machen, was viele Kämpfe wieder zwecklos erscheinen lässt. Da es aber keine Zufallskämpfe gibt, kann man sich diese recht einfach ersparen.

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Natürlich besteht die Welt aus Color Splash wieder aus Papier und Pappe. Als erstes Paper Mario in HD kann es mit seiner Grafik mit einem der größten Wow-Effekte des Jahres aufwarten. Die Wolken hängen an Fäden von der Decke, das Meer bewegt sich auf verschiedenen Papp-Schichten und visuelle Gags nutzen immer wieder den Grafikstil auf eine witzige Art und Weise aus. Auch die Rätsel spielen gekonnt mit dem Thema, so lassen sich manche Teile der Spielwelt ausschneiden und somit sonst unerreichbare Orte erkunden. Und da Farbe eine besondere Rolle spielt, muss man sich nicht vor langweiligen grauen oder braunen Hintergründen fürchten. Jede Welt präsentiert sich mit ihrer eigenen Primärfarbe und kann eine ganz individuelle Stimmung aufbauen. Hierfür hilft auch der fantastische Soundtrack aus neuen und neu aufgelegten alten Tracks, die das ein oder andere mal überraschen und spontan zum Mitsummen animieren.

Review Overview

Wertung - 8

8

Überraschungen in Color Splash gibt es so einige. Überraschend witzige Charaktere, überraschend abstruse Rätsel, ein überraschend ergreifendes Ende. Wirklich schwer ist das Spiel nicht, teilweise ist es aber zu sperrig und nervt mit seiner Unentschlossenheit, was es denn nun eigentlich sein möchte. Es ist offensichtlich kein RPG, möchte sich aber von einigen RPG-Elementen nicht trennen. Es ist kein Die Legende vom Äonentor aber auch kein Super Paper Mario. Es ist die Weiterentwicklung von Sticker Star, die einige Fehler glattbügelt, manche aber beibehält. In den 30 Stunden Spielzeit (wer alles sammeln möchte, kann da gerne noch ungefähr 10 Stunden draufpacken) werdet ihr viel Spaß haben, lachen teilweise aber auch etwas genervt sein. Dennoch: Mit viel Herz und Charme reiht sich Color Splash verdient in die Must Haves der Wii U ein. (kf)

Das GamePad
Das erste Paper Mario für die Wii U lässt sich auch komplett auf dem GamePad ohne Fernseher spielen. Im Kampf lassen sich Karten einfärben und auf den Fernseher schnippen. Das ist zwar eine ganz nette Idee, aber da ihr viele Kämpfe bestreiten werdet, ist es irgendwann einfach zu ermüdend immer und immer wieder dieselbe Geste zu absolvieren. Glücklicherweise lassen die Einstellungen auch eine Steuerung mit Knöpfen zu, was das Spiel merklich beschleunigt. Ein weiteres charmantes Detail ist die elektronische Bedienungsanleitung, in der die Entwickler nicht nur Tipps geben, sondern auch von der Entwicklung des Spiels und ein paar Hintergrundinformationen zu den Charakteren abliefern. Unbedingt lesen!

Genre: Action
Entwickler: Nintendo
Erscheint: 7. Oktober
Preis: ca. 40 Euro
System: Wii U

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