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Review: Mortal Kombat 11

Kombat auf eSport-Niveau

Waren die ersten Mortal Kombat-Teile noch alleinig für ihren übertriebenen Gore-Faktor bekannt, bewies Entwickler NetherRealm mit den letzten Ablegern der Reihe sowie dem Injustice-Franchise mittlerweile, dass sie ihren Humor auch mit ernstzunehmendem Gameplay untermauern können. Mit Mortal Kombat 11 wurde das Gekonnte perfektioniert und ein rundum solides Fighting-Game mit eSport-Qualität abgeliefert.

Kameplay mal anders

Hierfür wurden viele Aspekte des bekannten Gameplays grundlegend neu strukturiert und so spielt sich Mortal Kombat 11 deutlich langsamer, aber auch taktischer als seine Vorgänger. Das A und O ist nun die richtige Positionierung innerhalb der Arena. Denn Fernkampfangriffe und Manöver, die größere Distanzen überwinden können, haben eine klar erkennbare Einleitung und durch Button-Mashing ausgelöste Angriffe treffen meist nur die spannungsgeladene Luft zwischen den Kontrahenten statt ihr eigentliches Ziel.

Komeback des Jahres

Zusätzlich wurde die bekannte Special-Meter-Leiste nun in Angriff- und Verteidigungs-Leisten aufgeteilt. Während die beiden sich stetig aufladenden Angriffs-Balken so für das Verlängern und Verstärken von Spezial-Angriffen genutzt werden können, werden die Verteidigungs-Balken für Combobrecher (optisch eher als Knochenbrecher zu erkennen), Ausweichmanöver und das Einbeziehen der Umgebung verwendet. Die bereits aus dem Vorgänger bekannten Fatal-Blows wiederum, benötigen nun gar keine Leiste mehr, sondern werden einfach entsperrt sobald die Lebensleiste unter einen gewissen Punkt fällt, was für zusätzliche Taktik-Optionen und stellenweise besonders spannende Comebacks sorgt.

Kustomization-Deluxe

Das aus Injustice 2 bekannte Customization-System wurde in abgespeckter Form nun auch in Mortal Kombat übernommen. So können zusätzlich zu den normalen Angriffen und Kombos jeweils zwei bis drei Attacken per Charakter dynamisch aus einem Pool mehrere stark variierenden Fähigkeiten gewählt werden, die nicht selten das gesamte Gameplay des Charakters alterieren. Diese sind zwar aus den offiziellen Ranglisten-Matches des Online-Modus ausgenommen, dürfen aber lokal, bei Casual-Matches und natürlich den bekannten Tower-Modi nach Lust und Laune auf die Probe gestellt werden.

Kutes Tutorial

All diese Optionen sowie das taktischer ausgelegte Gameplay, sorgen so für eine zwar deutlich steilere Lernkurve, aber auch zu merklich kontrollierteren Kämpfen, die bei zwei eingespielten Kontrahenten schnell wie eine (natürlich äußerst brutale) Martial Arts-Choreographie aussehen. Um die Spieler so schnell wie möglich an diesen Punkt zu bringen, packte NetherRealm ein mehr als elaboriertes Tutorial in den Titel, das einem alles von Standard-Angriffen, über Positionierung bis hin zu Charakter-spezifischen Moves und Fatalities näher bringt was das Spiel zu bieten hat.

PopKorn-Kino

Zwar würde all dies für sich genommen schon ausreichen, um die Gelüste der meisten Prügel-Fans zu befriedigen, NetherRealm entschied sich aber wieder noch ein wenig mehr darauf zulegen. Leider auch diesmal, nicht ganz ohne Probleme. Positiv zu erwähnen ist wieder der Story-Modus, der Mortal Kombat-typisch angenehm seichtes Popcornkino voller Fan-Service bietet und sich ordentlich Zeit nimmt, jedem einzelnen Charakter seinen Moment im schön inszenierten Rampenlicht seiner, natürlich völlig sinnentleerten, Zeit-Reise Story zu geben.

Ein Trip durch die Keschichte

Problematischer sind jedoch wieder die lächerlich langwierig zu verdienenden alternativen Outfits und Ausrüstungsgegenstände der Charaktere. Prinzipiell nett ist, dass diese in der diesmal erstmals in Third-Person erkundbaren Krypte freigeschalten werden können, die neben einpaar netten Rätsel- und Knobeleinlagen vor allem auch viele kleine Anspielungen und interessante Infos über die Geschichte des MK-Universums bereithält.

Kut Ding braucht zu lange

Die Hauptfunktion dieses weitreichenden und sich in nett zu betrachtendem Detailreichtum durch fast alle Arenen des Titels streckenden Dungeons, ist es aber die Hunderten dort verteilten Truhen zu öffnen. Um dies zu bewerkstelligen, benötigt es allerdings gleich drei verschiedene, umständlich zu erlangende Ingame-Währungen. Während Koins (ja, mit K) für die Standard-Truhen noch halbwegs gerne hergegeben werden, sind erspielte Seelenfragmente meist an den Fingern abzählbar und Herzen verlangen überhaupt einen per Fatality beendeten Kampf.

Dumme Koot-Boxen

Spätestens wenn dann das Öffnen einer einzelnen Truhe 250 Herzen oder das Entsperren einer neuen Kryptenpassage mehrere tausend Seelenfragmente benötigt, wird man sich als Spieler dann nicht zu Unrecht vor den Kopf gestoßen fühlen. Vor allem weil der anschließend ausgespuckte Loot ganz á la Service-Game nicht nur zufällig auf die Truhen verteilt wird, sondern natürlich auch gänzlich unnötigen Content wie Titel, Player-Karten-Hintergründe und Zeichen beinhaltet. Dadurch wird auch die fixe Positionierung der Truhen und deren unterschiedliche Öffnungskosten gänzlich ad absurdum geführt.

Keine Kostüme für meinen Kharakter

Zwar lassen sich die drei Währungen gar nicht per Mikrotransaktionen erkaufen, sehr wohl aber in dem Time-Tower Modus per mit Echtgeld bezahlten Bonus-Tokens deutlich leichter erspielen, was derzeit auch der einzige Weg zu sein scheint, diese in zumindest nennenswerten Dimensionen zu erhalten. NetherRealm versprach zwar eine baldige Verbesserung des derzeitigen Zustands, das für die Übergangs-Phase als Wiedergutmachung ausgegebene Währungspaket bringt aber nur mäßig Linderung wenn der eigene Lieblingscharakter aus Pech trotz aller geöffneten Truhen leer ausgeht.

Fazit:

Wertung: - 8.5

8.5

Mortal Kombat dreht auf 11

NetherRealm hat hier wirklich einen rundum soliden Nachfolger abgeliefert. Mortal Kombat 11 sieht fantastisch aus, sämtliche Änderungen am Gameplay wurden wohl überlegt und sorgen für eine direkt merkbare Verbesserung in sowohl taktischen Möglichkeiten, als auch Präzision des Titels. Weiters läuft der Online-Modus angenehm stabil und lässt wenig Platz für Kritik. Der Story-Modus bietet wieder einige Stunden seichter Unterhaltung voller epischer Momente und die Krypte ist randvoll mit liebevoll positionierten Anspielungen auf unzählige erinnerungswürdige Augenblicke dieses nun bald 27 Jahre alten Franchises. Dass die wieder zu Hunderten vorhandenen Customization-Optionen sich aber erneut hinter einem mehr als hässlichen Gacha-System verstecken, tut dementsprechend besonders weh. Bleibt nur zu hoffen, dass NetherRealm beim Entfernen dieses einfach unpassenden Geschwürs genauso effizient ist, wie Scorpion und CO beim Herausreißen der Organe ihrer Widersacher.

Genre: Fighting Game
Entwickler: NetherRealm
System: Xbox One, PS4,  Nintendo Switch, PC
Erscheint: erhältlich
Preis: ca.  60 Euro

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