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Review: Mord im Orient-Express

Mit Mord im Orient-Express kommt endlich wieder eine klassische Detektivgeschichte von Agatha Chrstie (1890-1976) als große Hollywood-Produktion in die Kinos. Mord im Orient-Express gilt als der bekannteste Kriminalroman der großen Autorin und wurde (zählt man einen etwas skurrilen japanischen TV-Zweiteiler hinzu) bereits fünfmal verfilmt. Vor Kurzem haben wir euch eine geniale Verfilmung mit David Suchet in der Hauptrolle vorgestellt.

Am bekanntesten dürfte aber der Film aus dem Jahr 1974 sein, der den Stoff mit einer großen Starbesetzung ins Kino brachte. Auf dessen Spuren wandelt nun auch Kenneth Branagh, der als Regisseur und Hauptdarsteller eine hochkarätige Schauspielerriege für die Neuverfilmung gewinnen konnte. Penelope Cruz, Willem Dafoe, Judi Dench, Johnny Depp, Michelle Pfeiffer, Daisy Ridley, Derek Jacobi und viele mehr schlüpfen in die Rollen der Passagiere des berühmten Zuges auf seiner Reise aus der Türkei nach Frankreich.

Der exzentrische und stark von sich und seinen Fähigkeiten überzeugte belgische Privatdetektiv Hercule Poirot ist urlaubsrauf, doch statt sich voll und ganz der Erholung hingeben zu können, wird er nach London zu einem wichtigen Fall gerufen und bricht deshalb mit dem Orient-Express in Richtung Calais auf. Doch auch an Bord des legendären Zuges findet er keine Ruhe. Der zwielichtige Kunsthändler Ratchett wird ermordet und Poirot wird gebeten zu ermitteln. Denn die Lage ist pikant, der Zug wurde kurz vor der Tat von einer Schneelawine zum entgleisen gebracht und dies bedeutet, dass sich der Mörder unter den Reisenden befinden muss. Nach und nach befragt der Detektiv die sehr unterschiedlichen Charaktere wie die spanische Missionarin Pilar Estravados, die Gouvernante Mary Debenham, Professor Gerhard Hardman, die Witwe Mrs. Hubbard und der Doktor Arbuthnot, doch bald wird Poirot klar, dass die Spur zum Mörder über das Opfer führt…

Review Overview

Werung

Ich habe mir im Vorfeld der Neuverfilmung noch einmal alle bisherigen Umsetzungen des berühmten Romans angesehen und war extrem auf Kenneth Branaghs Vision gespannt. Der Regisseur hat ein Händchen für klassische Werke und gilt auch als Meister des filmischen Kammerspiels. So probiert er hier den Spagat aus Werkstreue und Hollywoodumsetzung und begeistert mit großen Bildern der Landschaft und natürlich des Zuges sowie detailverliebter Ausstattung und historischen Kostümen. Die eingestreuten und im Original weder notwendigen noch vorhanden Action-Szenen müssen wohl sein und wirken nicht deplatziert. Obwohl absolut top besetzt wirken einige der wichtigen Charaktere eher blass und unmotiviert. Das ist schade, liegt in diesen tiefgründigen Charakteren und ihrer nach und nach aufgedeckten Geheimnisse doch die Stärke der Vorlage. Hervorheben muss man hier Willem Dafoe, der im Original der US-Amerikaner Cyrus Hardman, nun zum österreichischen Professor Gerhard Hardman wird, inklusive Wiener Dialekt und einem (der Zeit leider angemessenen) Hang zum Rassismus. Er sorgt auch für einen Augenblick, in dem sich jeder Österreicher kurz als Meisterdetektiv fühlen darf. Das absolute Highlight ist jedoch Kenneth Branaghs ganz eigene Darstellung von Hercule Poirot. Diese überzeugt voll und ganz. Der neue Orient-Express, nimmt sich einige Freiheiten heraus, um zu überraschen. Wir wollen klar noch öfter Branagh als belgischen Detektiv sehen, auch wenn der Film leider viele Chancen vergibt, zu etwas ganz Besonderem zu werden.

Mord im Orient-Express (2017)
Regie: Kenneth Branagh
Drehbuch: Michael Green
Mit: Kenneth Branagh, Penelope Cruz, Willem Dafoe, Judi Dench, Johnny Depp, Michelle Pfeiffer, Daisy Ridley
Länge: 114 Minuten
Kinostart: 10.11.2017
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