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Review: Mate 30 Pro im Gadget-Check

Mit dem Mate 20 Pro veröffentlichte Huawei 2018 ein fantastisches Smartphone, das in vielen Bereichen dem direkten Mitbewerb einen Schritt voraus war. Ende des letzten Jahres erschien der lang erwartete Nachfolger. Nun, er hätte erscheinen sollen, denn anders als in China erschien das Gerät in Europa in vielen Ländern gar nicht oder nur in homöopathischen Dosen. Grund ist der noch immer andauernde Streit zwischen den USA und Huawei. Das chinesische Unternehmen ist nun bereits seit Mai 2019 auf einer schwarzen Liste. Dadurch wurde unter anderem die Zusammenarbeit mit Google untersagt. Als Folge dessen dürfen auf neuen Huawei-Handys keine Google-Apps und -Dienste vorinstalliert sein. Ein ernstzunehmendes Problem, auch wenn sich viele Apps per APK manuell nachinstallieren lassen und auch die Hauseigene Huawei App Galerie im Moment stark aufholt und sich bereits heute viele lokale Apps von österreichischen Unternehmen im neuen App Store befinden.

Ab sofort gibt es das Huawei Mate 30 Pro auch im heimischen Handel. Wir haben das Top-Smartphone ohne und mit Google-Diensten getestet.

Design & Technik

Wie schon beim Mate 20 Pro geht Huawei auch beim Nachfolge einen komplett neuen Weg beim Design. Nimmt man das Gerät in die Hand, so fällt vor allem sofort das 6,53 Zoll große AMOLED-Display auf. Dieses fließt regelrecht über die Kanten und bietet eine Auflösung von 1.176 x 2.400 Pixeln. Die 32-MP-Frontkamera, der Tiefen-Sensor sowie die Hochsicherheits-3D-Gesichtserkennung sind in einer breiten Notch untergebracht. Mehr noch, die Frontkamera, die Kamera mit 3D-Tiefensensor und der Gestensensor arbeiten zusammen, um deine Gesichtszüge zu erkennen und die Bewegungen deiner Hände zu erfassen. Damit können Anwendungen aber auch spezielle Games gesteuert werden. Direkt im Display ist auch der sehr schnelle und genaue Fingerabdruck-Sensor der neuesten Generation untergebracht. Auf der rechten Seite befindet sich der Power-Button, jedoch nicht die ansonsten übliche Wippe für die Lautstärke. Diese wird nun virtuell durch Antippen auf der rechten oder linken Seite aktiviert.

Das Herz des Huawei Mate 30 Pro ist der aktuelle Kirin 990 Prozessor. Der im 7-Nanometer-Verfahren gefertigte SoC setzt sich aus insgesamt acht Kernen zusammen, die sich in je zwei Cortex-A76-Kerne mit bis zu 2,86 GHz, zwei mit bis zu 2,36 GHz sowie vier Cortex-A55-Kerne mit bis zu 1,95 GHz unterteilen. Für die notwendige Grafikpower sorgt eine Mali-G76 GPU mit 16 Rechenkernen. Die Grafikeinheit bietet eine höhere Performance als bisherige Varianten bei gleichzeitig weniger Energieverbrauch und besserer Gaming-Optimerung. Ebenfalls optimiert wurde die Dual-NPU (Neural Processing Unit), die die Basis für KI-Anwendungen darstellt. Dies kommt etwa der Kamera aber auch der Akku Optimierung zu Gute. Dem SoC zur Seite gestellt sind 8 Gigabyte Arbeitsspeicher und 256 GB Festspeicher, den ihr mit einer Huawei-Nano-Memory-Card einfach erweitern könnt.

Das 6,53 Zoll Display bietet eine Full HD+ Auflösung von 1.080 x 2.244 Pixel und eignet sich daher durch seine Größe und die satten Farben der verwendeten OLED-Technologie bestens zum Lesen von Comics. So haben wir das Device mit dem Izneo Comic-Store getestet, der neben einer großen Auswahl an deutschsprachigen Comics auch englische und frankobelgische Serien bereithält.

Eines der Killer-Features des aktuellen Huawei Smartphones ist mit Sicherheit die Akkulaufzeit und das Wiederaufladen der Geräte. Der Akku des Mate 30 Pro umfasst stolze 4500 mAh. Selbst bei sehr intensiver Nutzung und hell eingestelltem Display war so eine Laufzeit von rund 12 Stunden kein Problem. Verwendet ihr das Smartphone im Alltag, habt ihr somit bis zu zwei Tage Energie, bevor ihr wieder an die Steckdose müsst.

Doch auch das Aufladen des Modells geht sehr schnell. Dank des im Lieferumfang befindlichen 40-Watt-Netzteils ist das Gerät in weniger als 1,5 Stunden wieder voll aufgeladen und benötigt nur zehn Minuten, um wieder voll einsatzbereit zu sein. Mit immerhin mit 27 Watt lässt sich das Mate 30 Pro auch kabellos laden und auch Reverse Charging, also das Aufladen anderer Geräte, wird wieder beherrscht.

Gaming am Mate 30 Pro

Das neue Smartphone bietet jede Menge Performance für den Spielehunger. Aktuelle Games laufen mit vollen Details zu jeder Zeit flüssig. Sollte die Leistung einmal nicht ausreichen, steht der Performance-Modus bereit, der sich über die Einstellungen aktivieren lässt und auf Kosten der Akku-Laufzeit die Rechenkapazität mit einem zusätzlichen Boost erhöht. Durchwegs positiv ist uns aufgefallen, dass trotz eingeschaltetem Performance-Modus die Temperatur des Smartphones bei längerer Benutzung nicht übertrieben heiß wurde. Der Performance-Modus kann bei der Emulation Abhilfe schaffen. So haben wir es uns auch dieses Mal erlaubt etwas in Nostalgie zu schwelgen. Während beim direkten Vorgänger bereits PlayStation 1 oder Nintendo 64 Spiele einwandfrei wiedergegeben wurden, sind für den neuen Kirin 990 auch Gamecube, PSP, 3DS oder gar Dreamcast Games meistens ruckelfrei spielbar. Über ein USB-C zu HDMI-Kabel könnt ihr das Mate 30 Pro an einen Fernseher anstecken und eure Spiele mit Bluetooth-Controller oder Maus und Tastatur spielen.

Kamera

Wenn es um Smartphone-Fotografie geht, kommt man schon seit einiger Zeit nicht mehr an Huawei vorbei. Legte hier zuletzt das Huawei P30 Pro vor, so kann auch das Mate 30 Pro in diesem Bereich mehr als überzeugen. Auf der Rückseite des Geräts kommt eine Vierfach-Kamera (40 MP Superweitwinkel, 40 MP Weitwinkel, 8 MP Telelinse und 3D-Tiefensensor mit Laser-Fokus) zum Einsatz, die ein weiteres Mal in Zusammenarbeit mit Leica entwickelt wurde. Anders als viele Mitbewerber sind diese in einem kreisförmigen Design angeordnet, das nicht zufällig an den Look einer klassischen Fotokamera erinnert. Doch was bedeutet das konkret für die Praxis? So ist die Tele-Linse zwar schwächer als beim P30 Pro und ermöglicht statt fünffachem nur einen dreifachen optischen Zoom, ansonsten schlägt das Kamera Setup jedoch den bisherigen Primus. Dafür sorgt die nochmals verbesserte KI-Software und die etwas größeren Kamerasensoren. Sowohl bei Tageslicht als auch bei schlechter Beleuchtung lieferte das Mate 30 Pro nochmals beeindruckendere Ergebnisse. Und endlich trumpft Huawei auch im Videobereich aus. So wurde ein besonderer Videomodus mit dem Namen „Cine Lens“ integriert, der euch ebenfalls dank der KI, deutlich besseres Videomaterial ohne große Einstellungen serviert. Außerdem hat uns die die Megazeitlupe des Handys mit 7.680 Bildern pro Sekunde in 1280×720 Pixeln Auflösung regelrecht umgeblasen. Damit gelingen euch Aufnahmen wie ihr sie sonst nur aus aufwändigen Naturdokus kennt. Eine Aufnahme von nur einer Sekunde dauert bei einer komplett flüssigen Wiedergabe über vier Minuten. In Full HD schafft das Mate 30 Pro noch immer stattliche 960 Bilder pro Sekunde.

Das Mate 30 Pro mit allen Google Diensten?

Wie eingangs beschrieben muss das Mate 30 Pro durch den Streit zwischen Huawei und den USA ohne die Google Apps und vor allem auch den Google App Store auskommen. Huawei investiert gerade eine Menge Zeit und Geld, um vor allem auch viele lokale Apps und Marken in die Huawei AppGallery zu bekommen. Schon jetzt finden sich zahlreiche österreichische und deutsche Marken, Medien, Banken und mehr mit ihren Apps im Store und in den nächsten Wochen sollen diese Anstrengungen auch noch verstärkt werden. Und wohl für viele User extrem wichtig: Facebook und WhatsApp können bereits jetzt ohne die Google Services und ohne das Gerät zu hacken und vor allem über ganz offizielle Downloadlinks heruntergeladen werden und funktionieren perfekt. Dies sollte für viele Dinge ausreichen, gerade Profi Anwender werden jedoch auch einmal in eine Sackgasse laufen oder vermissen eine teuer gekaufte Pro-App. Alternativ kann man man natürlich die Googleservices über einen Sideload nachinstallieren. Dies wird jedoch weder von Huawei noch von Google empfohlen und dürfte schon bald schlichtweg nicht notwendig sein. Wir haben das Mate 30 pro auch einige Tage mit nachinstallierten Google Apps getestet und auch sehr genau auf Unregelmäßigkeiten geachtet. Unserer Schluss: Wer die Google Services benötigt, findet ohne Probleme auch einige vertrauenswürdige Quellen und kann diese innerhalb weniger Minuten nachinstallieren. Ein wenig Abhilfe schafft zudem die integrierte Phone Clone App. Diese bringt viele eurer alten Android Apps überraschend einfach auf euer neues Telefon.

Technische Daten & Info:

Display 16,59 cm (6,53 Zoll) OLED
Auflösung: 1 176 x 2 400 Pixel (409 ppi)
Gorilla Glass 5
Betriebssystem Android 10
Oberfläche: EMUI 10
CPU Huawei, Octa-Core (64 Bit)
1. CPU: Kirin 990 (Cortex-A76), 2 x 2,86 GHz
2. CPU: Kirin 990 (Cortex-A76), 2 x 2,36 GHz
3. CPU: Kirin 990 (Cortex-A55), 4 x 1,95 GHz
Speicher 8,0 GB RAM
256,00 GB Speicher
Erweiterbar durch Dual-SIM-Hybrid-Slot, Nano-Memory-Card um bis zu 256,0 GB
Datentransfer EDGE, HSPA+ (42,00 MBit/s), LTE (1 400,00 MBit/s), WLAN, Bluetooth
SIM-Kartentyp: Nano-SIM
Mobilfunk (MHz) GSM 850, 900, 1800, 1900
UMTS 800, 850, 900, 1700, 1900, 2100
LTE (Band)

Europa:
700 (28), 800 (20), 900 (8), 1500 (32), 1800 (3), 2100 (1), 2600 (7)
USA:
700 (12), 850 (5, 26), 1700 (4), 1800 (3), 1900 (2)
Asien:
1800 (3), 1900 (2), 2100 (1), 2600 (7)
Hauptkamera Quad-Kamera: 40,0 Megapixel + 40,0 Megapixel + 8,0 Megapixel
Front-Kamera 32,0 Megapixel
Abmessungen 158,1 mm x 73,1 mm x 8,8 mm
Gewicht 198,0 g
Weitere Funktionen
  • wasserdicht (IP68)
  • Dual-SIM
  • NFC

UVP: 1099,-

Fazit:

Spät aber doch schlägt das Huawei Mate 30 Pro auch im heimischen Handel auf. Wir haben das Smartphone eine Woche lange komplett ohne Google Dienste getestet und eine Woche mit den zusätzlich installieren Google PlayStore. Schon während diese Testphase füllte sich Huawei AppGallery mehr und mehr mit westlichen oder gar heimischen Apps. So dass wir uns zwar bei der einen oder anderen noch nicht vorhandenen App umgewöhnen mussten, die reibungslose und auch berufliche Nutzung jedoch schon sehr gut funktionierte. Geht es weiterhin so gut voran, dürfte ein Wechsel in das Android-Ökosystem von Huawei bald weniger „Schmerzen“ bereiten als etwa der Wechsel von iOS zu Google Android. Das Huawei Mate 30 Pro ist auch jetzt noch eines der besten Smartphones am Markt, das vor allem mit seinem außergewöhnlichen Design, dem bärenstarken Akku und der enorm guten Kamera punkten kann. Ist man man sich bewusst, dass man auf die Google Dienste verzichten oder diese selbst nachinstallieren muss, kann sich dieses Gerät gönnen, das sonst noch nicht ganz  massentauglich ist. Doch mit dem Huawei P40 Pro taucht schon für Ende März ein Gerät am Horizont auf, das nochmals Schwung in die Huawei AppGallery bringen dürfte, davon wird auch das Mate 30 Pro profitieren.

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