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Review: Marvel’s Spider-Man (Spoilerfrei!)

Die Sonne schickt sich an, über den Wolkenkratzern von New York  unterzugehen, die goldene Stunde taucht die Stadt in rötliches Licht. Spider-Man sitzt auf der Spitze des Empire State Building, unter ihm pulsiert die Metropole. Gerade erst hat er eine Katastrophe abgewendet, aber auch einige schwerwiegende persönliche Entscheidungen treffen müssen. Nach über 20 Stunden haben wir die Hauptstory von Marvel’s Spider-Man durchgespielt, doch ein Blick auf die Karte der Stadt und den Polizeifunk sagen uns, hier gibt es noch einiges zu tun … Gut so, denn es macht einfach unglaublichen Spaß, durch die Schluchten aus Beton und Glas zu schwingen und den Bösen eines auf die Mütze zu geben!

Entwarnung: Dieser Text enthält keine Spoiler. Bei Marvel’s Spider-Man handelt es sich um ein klassisches Videospiel mit vielen ­Elementen, die ihr auch schon in anderen Open-World-Action-Games gesehen habt. Trotzdem ist  Marvel’s Spider-Man das beste Spiel mit der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft. Wohl auch wegen der bisher einzigartigen Zusammenarbeit zwischen Sony, Insomniac Games (deren Sunset Overdrive quasi eine perfekte Bewerbung für den Job war) und Marvel. Das „Haus der Ideen“ war in jeder Phase des Spiels nicht nur der Lizenzgeber, sondern auch in allen kreativen Prozessen involviert. Der Fußabdruck von Marvel ist zwar überall im Spiel zu sehen, doch man ließ den Entwicklern auch viele Freiheiten.

Der Mann hinter der Maske

So gab es von Marvel grünes Licht für eine neue Geschichte, im Grunde eine komplett neue Spider-Man-Dimension. Hier scheint auf den ersten Blick alles bekannt und man fühlt sich auch schnell zurecht. Einige Dinge sind jedoch grundlegend anders. Ein Risiko, das sich aber bezahlt macht. Denn in Marvel’s Spider-Man ist Peter seit acht Jahren als Netzschwinger unterwegs. Zum Beginn des Spiels macht Spidey seinen großen Widersacher, den New Yorker Unterweltboss Kingpin dingfest. Statt die Stadt zu retten, schafft er aber ein Machtvakuum und ein neuer Schurke tritt ans Tageslicht: Mister Negative und seine Inneren Dämonen, was wiederum zur Erschaffung, der Sinister Six führt.

Wenn Welten kollidieren

Spider-Man funktioniert am besten, wenn er mit Peter Parker in Konflikt kommt. Dieses Spannungsverhältnis sich wie ein roter Faden durch das Spiel. Peters Exfreundin Mary Jane Watson ist Investigativjournalistin und Miles Morales (wurde der neue Spider-Man nach Peters Tod im Ultimate-Universum) ist ein Arbeitskollege von Tante May in einem Obdachlosenheim. Dieses wird von Martin Li geleitet, der in den letzten Jahren viel Gutes für die Ärmsten der Armen getan hat. Dass dieser auch hinter der Maske von Mr. Negative steckt, wird Peter noch in ein ordentliches Dilemma stürzen. Genauso wie in dem Spiel auch Peters Zeitknappheit und Loyalität immer wieder thematisiert werden. Anders als bisher ist man auch als Peter Parker unterwegs und muss etwa Puzzle-Minispiele lösen oder als Mary Jane die nächste große Geschichte recherchieren.

Thwip, Thwip, Thwip

Das Schwingen wurde fantastisch umgesetzt, es fühlt sich absolut fließend an und war für uns auch der Hauptgrund, um neben den Story-Aufgaben auch Nebenquests zu erledigen, für die wir noch einige Blocks weiter schwingen mussten. Seid ihr im vollen Schwung, verschwimmt die Umgebung und der Wind pfeift euch um die Ohren – zusammen mit dem epischen Soundtrack ein tolles Gefühl. Dabei wurde darauf geachtet, dass eine Physikengine und an Gebäuden klebende Netzfäden für „Realismus“ sorgen. Da ihr im Laufe des Spiels auch neue Schwung-Fähigkeiten bekommt sieht das Ganze nicht nur immer souveräner aus, ihr habt auch zunehmend bessere Kontrolle und bewegt euch deutlich schneller zum Ziel. Zwar wurde ein witziges Schnellreisesystem im Spiel integriert, in dem Spidey die New Yorker Ubahn nutzt, das kam bei uns aber erst im letzten Viertel des Spiels häufiger zum Einsatz. Das Schwingen ist einfach zu spaßig.

Vielfältige Nebenmissionen halten euch neben der Haupthandlung auf Trab.

Beim Kampfsystem hat man sich klar vom Freeflow-System aus den Batman Arkham-Spielen inspirieren lassen, doch Spidey ist nicht der Mitternachtsdetektiv und so gibt es zahlreiche neue Elemente. So wirkt das ganz hier auf dem ersten Blick etwas vereinfacht und eingängiger durch die verstärkte Einbeziehung der Umgebung, des Spinnensinns und der technischen Gadgets bekommt die Sache jedoch unerwarteten Tiefgang. Außerdem ist Spidey deutlich agiler als der Kollege aus Gotham City. Wenn ein Feind in die Luft geschleudert und dort mit Schlägen und Tritten bearbeitet wird, erinnert das eher an Dante in Devil May Cry als an den dunklen Ritter.

Spider-Man ist ein Großmeister der Improvisation im Kampf mit all seiner Varianz: Nahkampf, Spinnennetze, die Umwelt in den Kampf mit einzubeziehen, lautloses Vorgehen und Gadgets, alles jederzeit nahtlos miteinander kombinierbar.

Akrobatisch weicht ihr gegnerischen Attacken aus und nützt Spider-Mans Netz auf unterschiedliche Art und Weise. Da wird ein Ziegelstein schnell auf den Gegner geschleudert, der Nächste für einige Sekunden eingesponnen und damit gelähmt. Je mehr Fähigkeiten freigeschaltet werden, desto abwechslungsreicher wird das Gameplay. Ihr könnt zum Beispiel einen Gegner mit einem Schlag in die Luft befördern und statt auf ihn einzuschlagen oder ihn auf den Boden zu schmeißen vorher einspinnen. Schlägt der Gegner nun auf den Boden auf, bleibt er zuckend kleben und ist damit aus dem Spiel genommen.

In den Basis-Herausforderungen bekommt ihr es mit einer Vielzahl an schwerbewaffneten Gegnern zu tun.

Spätestens seit den Ratchet & Clank-Spielen steht Insomniac Games für abgefahrene Gadgets. Hier hat man Anleihen beim Kinofilm Spider-Man Homecoming genommen, in dem Peter von Iron Man mit technischen Spielereien versorgt wurde. Im Spiel gibt es etwa den genialen Trip Wire. Diese Stolperfalle kann an die Wand oder den Boden geklebt werden. Läuft ein Gegner vorbei, wird er blitzartig an die Wand gezogen und eingesponnen. Die Spider-Drone hingegen kann im Kampf losgeschickt werden, um Gegner automatisch mit Netz-Projektilen zu beschießen, und die Webgranate spinnt gleich eine ganze Gruppe von Gegnern ein.

Hier kommt die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft…

Neben den zur Hauptmissionen warten in New York unzählige Nebenaufgaben. Da ein Banküberfall, dort ein Geiseldrama, die schnell gelöst werden wollen. So kann ein Banküberfall auch einmal in einer wilden Verfolgungsjagd münden. Um diese Aufgaben auf der Minimap als Symbole angezeigt zu bekommen und den passenden Polizeifunk zu hören, müsst ihr zuvor den für das Viertel zuständigen und durch einen Hacker lahmgelegten Überwachungsturm in FarCry-Manier wieder ans Netz bringen. Dann seht ihr auch alte Rucksäcke, die Peter in der ganzen Stadt in den letzten Jahren versteckt hat, um Ersatzklamotten zu haben. Findet ihr eine dieser Taschen, bekommt ihr auch Storyschnipsel serviert, die ein wenig in die Geschehnisse der letzten acht Jahre vor den Ereignissen im Spiel eintauchen lassen. Inklusive jeder Menge Anspielungen auf bekannte Spider-Man-Storys oder auch andere Marvel-Helden.

Auch im Spiel machen riesige Leuchtreklametafeln am Times Square die Nacht zum Tag

Außerdem warten noch Fotomissionen sowie Aufgaben von Black Cat oder dem Taskmaster, die an Riddler-Rätsel aus Batman Arkham erinnern. Zwar sind diese Aufgaben freiwillig, neben Erfahrungspunkten erhält man aber auch Herausforderungsmarken. Mit EP wird Spidey aufgelevelt, die Marken schalten neue Anzüge und deren Modifikationen frei und verbessern die Gadgets.

Das Schnellreisesystem bei Spider-Man ist die New Yorker Ubahn.

Fans kommen bei den rund 25 verschiedene Kostümen voll auf ihre Kosten. Diese sind nicht reine Kosmetik, sondern schalten zusätzliche Fähigkeiten frei, haben aber auch ihre Schwächen. So hat der Punk-Spider-Man etwa eine E-Gitarre, die Druckwellen verschießen kann, oder der Spider-Man aus den Noire-Comics besondere Stealth-Fähigkeiten.

Egal ob PS4 Pro oder normale PS4: Das Spiel läuft immer mit konstanten 30 Bildern in der Sekunde. Pro-Besitzer bekommen allerdings mehr Details und Effekte zu sehen. Das Spiel läuft nicht nur zu jeder Zeit flüssig, es sieht auch fantastisch aus. Zu nächtlicher Stunde am beleuchteten Time Square oder kurz vor Sonnenuntergang mit Blick über den Central Park: New York zeigt sich von seiner besten Seite. Wer schon einmal in der Metropole war, wird sehr vieles in der Stadt wiedererkennen. Aber: Das ist Marvels New York. Also findet man neben der Grand Central Station, dem Central Park und dem Times Square auch den Avengers Tower oder Doctor Stranges Sanctum Sanctorum.

Außerdem wirkt die Spielwelt ungemein lebendig. Wenn man zum Beispiel zu Beginn des Abenteuers Wilson Fisk besiegt, verhalten sich die Passanten Spider-Man gegenüber anders als vorher. Das ändert sich immer wieder, genauso wie die Schlagzeilen des Daily Bugle, die Social-Media-Feeds und natürlich die hetzerische Radiosendung von J. Jonah Jameson. Von Jonahs Schimpftiraden lassen wir uns aner nicht den Tag verderben und bei der Geschwindigkeit, mit der Spidey unterwegs ist, freuen wir uns über einen High-Five eines Briefträgers und eilen schon zum nächsten Auftrag.

Der Fotomodus

Neben Fehlerbehebungen bringt Day-1-Patch auch einen Fotomodus. Dieser bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, Vorlagen und Filtern. Ihr könnt auch die Licht- und Wettereffekte der Szenen Nachträglich verändern oder aus euerem Lieblingsbild ein Cover des „The Amazing Spider-Man“-Comics basteln.


Der DLC-Plan

Zwar bietet Marvel’s Spider-Man Spielspaß für weit mehr als 20 Stunden, nach dem Launch werden bis Dezember aber noch zusätzliche Inhalte unter dem Titel „Die Stadt, die niemals schläft“ erscheinen. Das erste Kapitel wird als „Raubüberfall“ bezeichnet. In diesem trifft Spider-Man[L1]  Felicia Hardy alias Black Cat. Dieses erste Kapitel erscheint am 23. Oktober. Das zweite („Revierkämpfe[L2] [L3] „) soll im November und das dritte („Silberstreif“) im Dezember folgen. Die einzelnen Kapitel von „Die Stadt, die niemals schläft“ können zum Preis von jeweils 9,99 Euro aus dem PlayStation Store geladen werden. Zudem wird ein Gesamtpaket angeboten, das mit 24,99 Euro zu Buche schlägt. Wer die Digital Deluxe Edition des Spiels besitzt, hat den Season Pass für die drei Erweiterungen bereits.


SHOCK2 Spider-Verse

Zum Start von Marvel’s Spider-Man gibt es mit dem SHOCK2 Spider-Verse eine Sonderseite die euch ab sofort mit allen Infos, News und Fakten rund um Spider-Man versorgt. Egal ob Spiel, Comics oder Filme: Hier gibt es Artikel, Specials, Podcasts und Gewinnspiele rund um den Wandkrabbler. Am 6.9.2018 erscheint ausserdem die große Spider-Man Podcast-Sendung inkl. Audio -Review und vielen Interviews.

Nur ein Thwip, Thwip entfernt: spidey.shock2.at

 

Fazit

Wertung - 9

9

Thwip!

Wenn man Fan von Spider-Man oder Marvel ist oder einfach nur irgendetwas mit Superhelden anfangen kann, kommt man an diesem Spiel nicht vorbei. Vielleicht abgesehen von den Gadgets bietet das Spiel nur perfekt miteinander abgestimmte Standardkomponenten eines Open-Word-Titels. Dank der atemberaubenden Optik, der hervorragenden Spielbarkeit, einer Story mit perfekter „Marvel-Formel“ aus dem Kino (beim Abspann sitzenbleiben) brilliert das Game auf PS4. Das beste Spiel mit dem Netzschwinger bisher!

Genre: Action
Entwickler: Insomniac Games
System: PS4
Erscheint: Ab 7. September
Preis: ca. 70 Euro

 

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