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Review: Horizon Zero Dawn

Schon als Ende 2014 erstmals einige Artworks zu einem neuen Spiel der Killzone-Macher von Guerrilla Games geleakt wurden, auf denen in eine (post-)postapokalyptische Welt mit Roboterdinos zu sehen waren, war das Interesse der Spieler weltweit geweckt. Immerhin sind neue und frische Szenarien bzw. Spielideen in dieser Konsolengeneration eher Mangelware, vor allem wenn es sich um Games mit großem Budget und Entwicklerteams handelt. Als auf der E3 2015 erstmals Aloy offiziell in zerklüfteten Canyons und immergrünen Wäldern gegen teilweise gigantische Maschinen antrat, wurde schnell klar, dass das Spiel offenbar gute Chancen hatte, in einer Liga mit Uncharted 4 auf der PS4 zu spielen. Am 1. März ist es endlich soweit. Horizon Zero Dawn erscheint und entführt uns über 1000 Jahre in die Zukunft.

In diese Welt wird die rothaarige Aloy geboren, doch sie hat keine Mutter und wird verstoßen und in die Obhut des ebenfalls geächteten Einsiedlers Rost gegeben. Warum sie oder auch Rost von ihrem Stamm verstoßen wurden, es sogar verboten ist, mit ihren Kontakt aufzunehmen, ist für Aloy genauso wie für euch zu Beginn des Spiels ein Rätsel. Genau wie viele Details und Hintergründe des Szenarios im Dunkel liegen. Was ist passiert? Warum ist die Zivilisation wie wir sie heute kennen unter gegangen? Ist Donald Trump schuld? Und vor allem: Warum leben die wenigen Menschen in primitiven Stämmen wie in der Steinzeit und wenige Meter von den befestigten Siedlungen ziehen hochentwickelte Maschinentiere ihre Kreise? Diese Fragen sind der Funke der genügen sollte, um die Welt Horizon Zero Dawn mit Aloy zu erforschen.

Die Erde der Zukunft, zu großen Teilen von der Natur zurückerobert, wird von zahlreichen Maschinenwesen bevölkert, die wie eine Mischung aus urzeitlichen Wildtieren, Dinosauriern und dem Terminator wirken. Verantwortlich für die packende Hintergrundgeschichte ist Autor John R. Gonzalez, der schon bei Fallout: New Vegas und Mittelerde: Mordors Schatten für wendungsreiche Storys gesorgt hat. War Aloy im Intro noch ein Baby, so startet das Spiel mit der Heldin im Alter von sechs Jahren. Bei einem Ausflug mit ihrem Mentor lernt ihr viele grundlegende Fähigkeiten des Charakters kennen und findet in einer eigentlich verbotenen Ruine der alten Zivilisation einen geheimnisvollen Gegenstand. Was auf den ersten Blick wie ein Schmuckstück aussieht, ist ein sogenannter Focus. Einmal aktiviert schaltet ihr in eine Ansicht um, die an den Detektiv-Modus aus den Batman Arkham-Spielen erinnert. Aloy kann hier die Umgebung scannen, Spuren verfolgen und nach und nach einiges mehr.

Der Fokus verleiht Aloy besondere Fähigkeiten.

Nach dem gut gemachten Story-Tutorial springt das Spiel einige Jahre in die Zukunft, Aloy ist zu einem jungen Frau herangewachsen und wurde von Rost zu einer Kriegerin ausgebildet. Denn nur wenn sie sich würdig erweist gibt es die Möglichkeit, als Kriegerin in den Stamm aufgenommen zu werden. Mehr noch: es besteht auch eine Chance, dass Aloy von den alten Priesterinnen endlich die Wahrheit über ihre Vergangenheit erfährt. Doch in genau in der Zeit der großen Prüfungen verändert sich auch das Zusammenleben mit den Maschinen. Seit Ewigkeiten leben die Menschen mit den „Tieren“ mehr oder weniger in friedlicher Koexistenz. Die Maschinen werden nur von Jägern erlegt, wenn Teile wie die wertvollen Metallscherben gebraucht werden. Doch nun sorgt ein gefährlicher Virus dafür, dass sich immer mehr Roboter gegen die Stämme und ihre Dörfer wenden. Die Lage eskaliert komplett, als auch noch ein feindlicher Stamm auf den Plan tritt, der möglicherweise hinter dem Virus steckt. Ein Kampf um das Schicksal der Stämme und die Bestimmung von Aloy hat schon lange begonnen.

Ist Horizon Zero Dawn das langerwartete Zelda für Erwachsene oder doch nur Lara Croft mit einer anderen Frisur in einem leicht veränderten Szenario von Far Cry Primal? Es ist gar nicht so leicht, Horizon Zero Dawn mit einem anderen Spiel zu vergleichen, war das Game doch ganze sieben Jahre in Entwicklung und ist eines der ambitioniertesten Projekte, die jemals von einem Sony-Studio entwickelt wurden. Action und die Erforschung der Welt nehmen einen großen Teil des Gameplays ein. Die Steuerung des Nah- und Fernkampfs ist deutlich weniger komplex als in anderen Spielen des Genres und sehr einfach zu erlernen. Gerade weil das Ganze so leicht von der Hand geht, macht die Jagd auf die Maschinen oder der Kampf gegen Feinde schnell Spaß und man freut sich über jedes Waffenupgrade. Doch es wird nicht nur gekämpft: klettern, schwingen, handeln, plaudern, reiten und natürlich hacken und umprogrammieren der Maschinen. Doch das Spiel ist mehr und vor allem deutlich mehr Rollenspiel, als es auf den actionreichen ersten Blick aussieht. Ihr könnt Erfahrungspunkte auf gleich drei verschiedene Talentbäume aufteilen und so auch maßgeblich das Gameplay nach eurem Gusto anpassen. Sollen eher Aloys Schleichfähigkeiten gestärkt werden, dass Hacken der Maschinen, das Sammeln von Ressourcen oder direkter Nahkampf? Die Entscheidung liegt komplett bei euch. Außerdem erwartet euch ein einfaches Craftingsystem, mit dem ihr etwa verschiedene Pfeile herstellen könnt. Waffen und Ausrüstung lassen sich ebenfalls modifizieren und aufwerten. Sollten alle Stricke reißen, könnt ihr einen von zahlreichen Händlern besuchen und neue Waffen oder andere nützliche Dinge gegen die Währung “Metallscherben“ erstehen. Spektakulär sind die Maschinen, die an den gigantischen Diplodocus mit seinen langen Hals erinnern. Schafft ihr einen dieser Giganten zu erklettern und zu hacken bzw. überschreiben, bekommt ihr Zugriff auf eine Hologrammkarte der gesamten Umgebung inklusive relevanter Positionsinformationen. Wer jetzt gerade an die Türme bei Assassin’s Creed denkt, ist gar nicht so weit davon entfernt. Andere Maschinen dienen im weiteren Spielverlauf als Reittiere.

Auf ein komplexes Moralsystem wie etwa in Mass Effect wurde zwar verzichtet, doch eure Handlungen haben oftmals Konsequenzen im späteren Spiel. Das Ganze hält sich in Grenzen, weil die Entwickler euch zwar gewisse Freiheiten geben, aber auch eine fesselnde Geschichte erzählen möchten. So erwartet alle Spieler im Grunde das gleiche Ende, allerdings mit der Berücksichtigung, welche Quests ihr absolviert habt und welche Freund- bzw. Feindschaften entstanden sind. Guerilla Games hat es generell verstanden, zwar eine gigantische postapokalyptische offene Spielwelt zu erschaffen, in der ihr aber nie das Gefühl habt euch zu verlaufen oder gar das eigentliche Ziel aus den Augen zu verlieren. Ihr startet in einem Gebiet mit Wäldern, Flüssen und Bergen, das wohl vom US-Bundesstaat Colorado inspiriert wurde, doch auch ein Wüstengebiet oder ein Regenwald warten auf euch. Genauso unterschiedlich wie die verschiedenen Biome sind auch die Stämme, auf die ihr nach und nach treffen werdet. Die Story von Aloy wird euch, wenn ihr auch die eine oder andere Nebenquest annehmt, zwischen 30 und 40 Stunden beschäftigen. Folgt ihr mehr Nebenmission, werdet ihr nicht nur deutlich länger Abenteuer erleben, sondern euch auch mehr Hintergrundwissen über die Spielwelt aneignen. Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und zuschaltbare Hilfssysteme sorgen zudem dafür, dass weder Frust noch Unterforderung aufkommt.

Ob man wohl auch auf fliegenden Mech-Sauriern reiten kann?

Technisch gehört Horizon Zero Dawn zu den beeindrucktesten Games für die PlayStation 4. Das Spiel läuft flüssig mit 30 Frames und wir haben es nur sehr selten geschafft, dass es hier zu sichtbaren Einbrüchen kam. Im Gegenteil. Immer wieder bleibt man stehen und bewundert, mit wie viel Leidenschaft diese große Spielwelt designt wurde. Möglich macht dies vor allem die sehr gut skalierbare, komplett neu entwickelte Decima Grafikengine. Die kommt hier erstmals zum Einsatz und wird auch von Hideo Kojima für sein kommendes Death Stranding genutzt wird. Decima sorgt dafür, dass Horizon auf einer PS4 zwar fantastisch aussieht, jedoch wohl für einige auch der Kaufgrund für eine neue PS4 Pro sein dürfte. Intern arbeitet diese Engine mit einer Auflösung von 2160p und das Bild wird dynamisch auf die UHD-Auflösung oder eben auch 1080p angepasst. So erwarten euch auf einem 4K-TV gestochen scharfe Kanten und Oberflächen sowie deutlich hübschere Vegetation. Wenn euer Bildschirm auch HDR (High Dynamic Range) unterstützt, läuft die Engine zur Höchstform auf und bietet einen ungeahnten Farbkontrast. Die Bäume erstrahlen in satterem grün, der Himmel in wunderbaren Blautönen und auch Licht- bzw. Schatteneffekte sehen besser aus. Doch auch PS4 Pro-Besitzer mit einem herkömmlichen Full-HD-Fernseher profitieren dank der „Supersampling“-Technik von einem deutlich besseren visuellen Erlebnis.

Die Welt von Horizon Zero Dawn ist wirklich groß, aber auch wunderbar durchdesignt .

Vorbildlich sich auch die Spracheinstellungen. Ihr könnt das komplette Spiel mit allen Anzeigen auf Deutsch laufen lassen, aber die Dialoge auf Englisch inklusive optional zuschaltbarer Untertitel hören. Die deutschen Sprecher wurden gut gewählt, leider sind die Stimmen nicht komplett lippensynchron.

Dieses Review entstand auf Grundlage regulärer PS4-Hardware.

Review Overview

Wertung - 9.5

9.5

Must Have

Horizon Zero Dawn hat mich deutlich schneller und heftiger gepackt als ich das für möglich gehalten hätte, denn Open-Word-Spiele reizen mich zwar meist wegen ihrer frei erforschbaren Welt, dank der diversen Nebenmissionen verliere ich jedoch oft den „Wald vor lauter Bäumen aus den Augen“. Bei Horizon Zero Dawn stimmt einfach alles: eingängiges Gameplay, die Story, das Szenario mit seiner Mischung aus Science-Fiction und Urzeit und auch die überaus sympathische Heldin. Ein „Must Have“" Aloy dürfte schon bald in einem Atemzug mit Nathan Drake & Kratos genannt werden.

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