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Review: Halo Wars 2

Gerade noch haben noch haben wir uns in unserem Review zu Halo Wars: Definitive Edition gefreut, dass der bereits 2009 erschienene Klassiker nicht nur dank verbesserter Optik ausgezeichnet gealtert ist, da wurde auch schon für die Käufer der Ultimate Version der lang erwartete Nachfolger Halo Wars 2 einige Tage vor dem Erscheinungstermin für Xbox One und Windows 10 freigeschaltet.

Echtzeitstrategiespiele hatten es in den letzten Jahren selbst auf dem PC alles andere als leicht. Abseits von StarCraft 2 und der Total War-Serie gab es kaum große Produktionen. Umso erfreulicher, dass Microsoft hier seine wichtige Marke ins Rennen schickt. Spätestens wenn ihr den Soundtrack gehört und die erste Rendersequenz gesehen habt wisst ihr, dass Halo Wars 2 sicher keine billige Produktion war. Doch kann das Spiel den Charme des Originals einfangen? Die legendären Ensemble Studios (Age of Empires) wurden bekanntlich nach der Entwicklung von Halo Wars geschossen. Mit The Creative Assembly, die mit ihrer Total War-Serie nicht nur unter Strategiefans einen ausgezeichneten Namen genießen, haben Microsoft und 343 Industries einen mehr als würdigen Nachfolger gefunden.

Fans des Halo-Universum können sich vor allem wieder auf die Kampagne des Spiels freuen, die gleichzeitig das bekannte Science-Fiction-Universum ausbaut durch einen cleveren Kniff auch geradezu ein idealer Einstiegspunkt für Spieler ist, nicht mir Halo vertraut sind. War die Story des ersten Teils noch vor dem ersten Halo angesiedelt, so befindet man sich nun im Jahr 2559, also kurz nach den Geschehnissen aus Halo 5: Guardians. Möglich macht das der Umstand, dass sich die Besatzung der Spirit of Fire am Ende Halo Wars einfrieren ließ, weil die komplette Antriebsenergie für den Bau einer Waffe genutzt werden musste. 28 Jahre später erwachen Captain Cutter und seine Besatzung und haben keine Ahnung, was vor sich geht und wie der Krieg gegen die Covenant verlaufen ist. Wer Halo Wars 2 spielen möchte und weder Halo 1-5, Reach & Co, die diversen Comicserien sowie Romane konsumiert hat, ist in genau der gleichen Ausganglage. Nur gut, dass ihr gleich in eurer ersten Mission die KI Isabel befreit, die euch nach und nach mit Wissen füttert. Der Hauptteil der Handlung führt durch die abwechslungsreichen Gebiete einer gigantischen Arche. Diese Station der Blutsväter, die auch für den Bau der Halo-Ringwelten verantwortlich waren, verfügt über verschiedene Klimazonen, in denen verschiedene außerirdische Rassen angesiedelt wurden. Dadurch kämpft ihr in der Wüste, im arktischen Eis und in einem fast schon idyllischen Waldgebiet. Für eine spektakuläre Inszenierung der Handlung sorgen beeindruckende Zwischensequenzen der Blur Studios. So entwickelt sich schnell eine packende Story rund um die Schlacht über die Vormacht über die Arche und ihr tretet Jiralhanae Atriox und seinem Gefolge gegen einen oftmals mehr als ebenbürtigen Gegner an. Die Kampagne ist nach 12 Missionen beendet und darf in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden gespielt werden. Das Ende der Handlung lässt allerdings Raum für einen Nachfolger und bereits angekündigte Story-DLCs.

Beim Gameplay baut man auf das solide Grundgerüst des Vorgängers und geht zugunsten der Spielbarkeit auch einige Kompromisse ein. Ein freier Basenbau ist weiterhin nicht möglich, diese können nur auf vorgegebenen Feldern errichtet werden und oftmals müsst ihr euch entscheiden, welche Erweiterungen ihr aufbaut. Zwar gibt es diesmal zwei entscheidende Ressourcen für die Weiterentwicklung der Basis, Forschung und den Bau von Einheiten, doch können beide auch direkt von Gebäuden in eurer Basis erzeugt werden. Doch schon hier ist die richtige Taktik entscheidend: Baut ihr zuerst eine zweite Kaserne um schneller Einheiten zu bauen oder lieber doch ein weiteres Nachschubgebäude? Gleiches gilt für die Abwehrtürme die ihr, wenn sie erstmal aufgebaut sind, auf die Abwehr von Luftangriffen oder Fahrzeugen spezialisieren könnt. Auch die Forschung müsst ihr im Blick behalten um Einheiten zu verbessern und neue freizuschalten. Denn der Feind schläft nicht und während ihr versucht einen entscheidenden Schlüsselpunkt einzunehmen kann es passieren, dass er euch in den Rücken fällt und die Basis auslöscht. Habt ihr richtig gepokert und den Level abgeschlossen? Oder seid ihr kurze Zeit später hoffnungslos eingekesselt? Das abwechslungsreiche Missionsdesign und der Umstand, dass die Maps oftmals direkt aufeinander aufbauen und mit packenden Zwischensequenzen verbunden sind, stellen ein echtes Genrehighlight dar. Dasselbe gilt auch für den Koop-Modus, in dem ihr die Kampagne oder auch nur einzelne Mission kooperativ mit einem Freund über Xbox Live spielen könnt.

Halo-Veteranen stellen an allen Ecken und Enden immer wieder fest, dass es sich bei Halo Wars 2 um alles andere als ein 08/15-Echtzeitstrategiespiel mit Halo-Skin handelt. Natürlich atmet das Spiel auch den Geist seiner Vorväter wie Command & Conquer, doch das fordernde sowie abwechslungsreiche Missionsdesign, die typischen Einheiten inklusive ihrer Fähigkeiten und Bewegungsanimationen, Geräuscheffekte, Musik und Tempo… das ist Halo und das bekommt ihr in dieser Form nur in Halo Wars 2 geboten.

Schon beim ersten Halo Wars war die gelungene Joypad-Steuerung einer der Hauptgründe warum das Spiel auch fast zehn Jahre später als DAS Echtzeitstrategiespiel für Konsolen genannt wird. Hier erfindet Halo Wars 2 das Rad zum Glück nicht neu, sondern setzt konsequent auf die gleiche Formel mit einigen Verbesserungen und Erweiterungen. Mit den beiden Analogsticks könnt ihr die Kamera über das Feld bewegen, zoomen und drehen, mit der A-Taste wählt ihr einzelne Einheiten aus oder gebt Marsch- und Angriffsbefehle per Druck auf den X-Knopf. Zusätzlich könnt ihr mit einem Tastendruck alle eure Einheiten auf einmal auswählen, was zunächst wenig Sinn ergibt. Allerdings werden alle Markierten als Auswahlkästen am unteren Bildschirmrand angezeigt, und ihr könnt mit dem rechten Trigger zwischen ihnen umherschalten und so schnell und gezielt eine bestimmte Einheit auswählen. In echten Krisensituationen greift ihr zum Digipad, das euch erlaubt, per Druck zu euren Basen, aktuellen Gefechten und Einheitenverbänden zu springen. Besonders hilfreich ist dabei letztgenannte Funktion, die automatisch einzelne Gruppen von Einheiten erkennt und es euch einfach macht, zwischen ihnen zu wechseln. Wenn ihr beispielsweise eine riesige Armee in das gegnerische Lager schickt und einige Soldaten abkapselt und über einen anderen Weg führt, erkennt das Spiel, dass es sich dabei um zwei unabhängige Gruppierungen handelt und wählt per Tastendruck entsprechend eine der beiden Gruppen aus. Habt ihr das flotte Tutorial durchgespielt ist euch die Handhabung des Spiels schon längst in Fleisch und Blut übergegangen. PC-Spieler haben wie schon wie bei der in der Ultimate Version von Halo Wars 2 enthaltenen Definitive Edition des ersten Teils die Wahl entweder auch etwa einen Xbox 360- oder Xbox One-Controller zu nutzen oder auf eine vollwertige Maus/Keyboard-Steuerung zu wechseln. Zwar könnt ihr Halo Wars 2 sowohl auf der der Xbox One also auch auf dem PC dank „Play Anywhere“ spielen, echtes Cross-Play zwischen den beiden Plattformen ist jedoch zumindest derzeit nicht möglich, wird aber möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt noch nachgereicht.

Bis zu sechs Spieler (3 gegen 3) dürfen im regulären Multiplayer-Teil des Spiel in diversen Modi und Maps gegeneinander antreten. Auch hier zeigt sich, dass geschicktes Taktieren und Einnehmen von bestimmten Punkten in den Maps der Weg zum Erfolg sind. Dank des schnellen Gameplays werden hier auch Strategiemuffel beim koordinierten Spiel mit Freunden auf ihre Kosten kommen. Es ist auch möglich, dass sich ein Spieler nur auf die Erzeugung von Ressourcen konzentriert und diese den anderen Spielern zu Verfügung stellt, die ihn im Gegenzug schützen und schneller eine schlagkräftige Armee aufbauen können.

Unser „geheimes“ Highlight, mit einer leicht bitteren Geschmacksnote, ist jedoch der komplett neue, überraschend schnelle und frische Blitz-Modus. Dieser darf sowohl alleine gegen die KI ihn einer Art Horde-Modus gespielt werden, in dem ihr eine Welle nach der anderen von der Map fegen müsst, oder vor allem auch im Multiplayer gegen menschliche Kontrahenten. Das Besondere: hier gibt es keinen Basenbau. Vor dem Match stellt sich jeder Spieler ein Deck aus Spielkarten zusammen. Mit deren Hilfe können danach in der Schlacht bestimmte Einheiten ins Feld geschickt werden oder auch Spezialitäten angeordnet werden. Während eine Multiplayerschlacht in Halo Wars 2 schon einmal auch gut eine Stunde dauern kann, ist bei Blitz der Name Programm und nach 10 Minuten ist die Runde meist geschlagen. Alle Blitz-Modi könnt ihr nicht nur alleine spielen, sondern auch kooperativ mit Freunden gegen die KI oder gegnerische Spieler. Doch wo viel Licht ist, liegt meist auch etwas Schatten. Wie so oft wenn es um Spielkarten geht, gibt es auch die typischen Sammelkarten-Päckchen mit neuen Einheiten und Booster-Karten. Diese können zwar erspielt werden, schneller geht es aber natürlich, wenn ihr euch zusätzliche Päckchen mit Echtgeld im Shop kauft. Halo Wars 2 ist zwar beileibe nicht das erste Spiel mit diesen Praktiken, ein bitterer Beigeschmack bleibt aber auf jeden Fall erhalten, zumal sich natürlich gerade dieser Modus sowohl für Fortgeschrittene als auch Casual-Gamer richtet. Wobei wir hier schon positiv anführen können, dass man alleine mit den im Solomodus erspielen Blitzkarten eine Menge zusätzlichen Spaß haben kann.

Angesichts des restlichen Pakets ist das auf keinen Fall ein Deal-Breaker. Holt ihr euch die rund 90 Euro teure Ultimate Edition, gibt es nicht nur die Xbox One- und PC-Fassung, sondern auch den Season-Pass und vor allem mit der Halo Wars: Definitve Edition den ersten Teil für die Xbox One und erstmals auch den PC.

Review Overview

Wertung - 8.5

8.5

Halo Wars 2 ist ein fast schon zu perfekter Nachfolger, das Spiel fühlt sich nämlich so an, als würde es nicht 2017 erscheinen sondern eher ein bis zwei Jahre nach dem Originalspiel. Dies könnte man dem Spiel also negativ ankreiden, hätte sich das Genre seit 2009 ordentlich weiterentwickelt. Doch statt großer Armeen zieht man, vor allem auf dem PC heute wohl lieber in Free2Play-Mobas durch die Maps. Halo Wars 2 ist quasi ein Leuchtfeuer und man kann nur hoffen, dass es zusammen mit Dawn of War III in diesem Jahr frischen Wind in das Genre bringt. Die packende Kampagne, der flotte Multiplayermodus und auch der durchdachte Blitz-Modus lohnen sich auch für Spieler, die um StarCraft & Co. sonst einen großen Bogen machen. Ich freue mich sehr, dass Microsoft mit Halo Wars 2 zum Strategiegenre zurückgefunden hat, vielleicht erinnert man sich bei einem Erfolg ja auch wieder an Age of Empire oder Rise of Nations.

Zweitmeinung von Lukas
Eigentlich dürfte ein Echtzeitstrategiespiel nicht so gut auf der Konsole funktionieren, doch Halo Wars 2 gelingt es trotzdem. Das gut durchdachte Steuerungskonzept und die Vereinfachung vieler Spielelemente, die in reinen PC-Titeln wesentlich komplizierter sind, machen das Spiel perfekt mit dem Controller perfekt spielbar, opfern aber naturgemäß ein bisschen Tiefgang. Im Gegenzug wird eine packende Story erzählt und statt wie in StarCraft 2 nur alle heiligen Zeiten eine aufwändige Rendersequenz zu zeigen, kommen diese hier vereinzelt sogar mehrmals pro Mission zum Einsatz. Der neue Blitz-Modus adaptiert das Gameplay äußerst effektiv für kurzweilige Spielrunden, doch die auf Mikrotransaktionen ausgelegte Sammelkartenmechanik hat trotzdem einen sauren Beigeschmack. Bei Microsoft-Titeln leider mittlerweile Standard. Halo Wars 2 ist ein gutes und zugängliches RTS, Profistrategen sollten aber nicht zu viel Spieltiefe erwarten und andernfalls lieber bei StarCraft 2, Total War und Co. bleiben.
Genre: Strategie
Entwickler: The Creative Assembly
Erscheint: 21. Februar 2017
Preis: ca. 60 Euro
System: Xbox One, Windows 10

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