ArtikelHighlightNewsVideogame-ReviewVideogames

Review: Grow Home

Dieser neue Titel vom Ubisoft-Studio Reflections (unter anderem bekannt für ihre Arbeit an den Driver-Spielen) könnte euch überraschen! Denn Grow Home ist weder ein Sequel einer etablierten Serie noch ein gigantisch aufgezogenes, überhyptes, millionenschweres Riesenprojekt, das um jeden Preis ein Erfolg werden muss. Stattdessen haben wir hier einen süßen kleinen innovativen Low-Poly-Plattformer, den man sonst eher von wagemutigen Indie-Entwicklern erwarten würde.

B.U.D. first things first:
Zentraler Punkt des Spiels ist ein kleiner Roboter namens B.U.D (Kurzform von Botanical Utility Droid – zu Deutsch: Botanik Unterstützungs-Droide) und seiner Reise zurück nach Hause. B.U.D wird auf einem Planeten abgeworfen, um dort das Wachstum einer bald gigantische Auswüchse annehmenden Pflanzensorte, genannt Star Plant, voranzutreiben. Dies geschieht indem sich der kleine rote Wicht auf eine ihrer duzenden Sprossen (genannt Star Shots) setzt und auf diesen in umherschwebende Asteroiden reitet, welche mit einer neongrünen, wachstumsfördernden Flüssigkeit durchzogen sind. Was hier  klingt wie ein ziemlich abgedrehter LSD-Trip, ist eigentlich ein zugänglicher und sehr liebevoller Spielplatz, auf dem man viel Spaß haben, sich kreativ ausleben und begleitet von beruhigenden Waal-Klängen, auch einfach mal fallen lassen kann. Ja, Grow Home ist ein Spiel zum Wohlfühlen.

GrowHome_Announcement_01

Huiii, ich kann fliegen!
Bei Gameplay und Steuerung lässt Ubisoft auch nicht viel anbrennen. So torkelt der kleine gelenklose Roboter zwar teils etwas konfus durch die Gegend, sobald es aber ans Klettern geht, spielt er ähnlich einem gewissen anderen Kletterkünstler aus dem Hause Ubisoft in der absoluten Profiliga. Allerdings gestaltet sich die Mechanik hier etwas anders. So peilt man jeweils abwechselnd mit dem rechten und linken Arm die Stelle an, an der man sich als nächstes anhalten möchte und drückt anschließend die dazugehörige Taste, woraufhin B.U.D sein Möglichstes tut, um die Stelle zu erreichen. Gezielt wird hierbei mit einem Y-förmigen, B.U.D.s Klauen symbolisierenden Marker, welcher sich in einen gut sichtbaren Kreis verwandelt, wenn der kleine Roboter einen sicheren Halt gefunden hat. Dies kann er übrigens auf so ziemlich jeder Oberfläche, ganz egal ob Fels, Pflanze oder Metall. Einen ziemlich guten Sprung bringt der kleine Racker auch zusammen. Vor allem, wenn man ihn dank ausreichend vielen Energie-Kristallen, welche man teils an den abgelegensten Orten findet, sogar noch mit Schubdüsen verstärkt. Und weil B.U.D, wie es bereits sein Name vermuten lässt, ziemlich gut mit Pflanzen kann, weiß er auch, wie man selbige zu seinem persönlichen Vorteil nutzt. So packt er sich Sonnenblumen oder Blätter (welche mit der gigantischen Star Plant proportional mitgewachsen zu sein scheinen) in seinen kleinen Rucksack und verwendet sie dann entweder als Fallschirm oder sogar als flotten Paragleiter.

Auf zu M.O.M.
Der kleine B.U.D. klettert, springt und fliegt also zwischen den Blättern und Ranken der Pflanze hin und her und macht dabei Geräusche wie ein altes ADSL-Modem (was auf eine abstrakte, nostalgische Art irgendwie auch Entspannung bei mir auslöste), bis er eine hübsche Sprosse zum Reiten gefunden hat. Diese bekommt dann, nachdem man sie schön fest mit beiden Grapschern angepackt hat, einen Wachstums-Schub, der selbst bei einem Haufen pubertierender Teenager seinesgleichen suchen würde. Praktischerweise kann man sie dabei – zwar widerspenstig, aber doch – lenken, was dazu führt, dass sich das ganze Unterfangen bald eher anfühlt, als würde man versuchen, einen fliegenden chinesischen Drachen zu bändigen. Hat man also den außerirdischen Pflanzen-Drachen in den nächsten Asteroiden hinein gezähmt, beginnt das Pflänzchen diesen mit einem mörderischen Appetit auszusaugen, bis nichts mehr von dem grünen Astro-Nektar vorhanden ist. Dabei wächst sie und wächst sie und eröffnet somit immer neue Ebenen für den kleinen Roboter, bis schließlich die 2000-Meter-Grenze erreicht ist und B.U.D. zurück auf sein Mutterschiff M.O.M. kann. Und was dort auf ihn wartet, werde ich jetzt nicht vorwegnehmen.

growhomeannouncement03png-56e728

Und wo bleibt die Action?
Wer jetzt aber denkt, dass Grow Home keine Herausforderung bietet, der sollte den Titel nicht unterschätzen. Zwar hat man keinerlei Limitationen wie Leben oder Ähnliches, die einen davon abhalten würden den kleinen B.U.D. beliebig oft ungebremst in den Boden zu schießen. Und dank Tele-Routern, welche man auf jeder Ebene aktivieren kann, muss auch nachher auch nicht jedes Mal wieder die ganze Pflanze hochgeklettert werden. Allerdings gibt es eben auf jeder Ebene nur einen Tele-Router und gerade gegen Ende kann so ein Sturz in die Tiefe schon mal einen Verlust von 5-10 Minuten bedeuten, bis man vom letzten Tele-Router wieder dort angelangt ist, wo man hin wollte. Und obwohl der kleine B.U.D. klettert wie Alex Honnold und von Blatt zu Blatt springt wie Neytiri in Avatar, gibt es doch auch Stellen, die so unwegsam und unförmig sind, dass man nur mit viel Vorsicht einen tiefen Sturz vermeiden kann. Klar, wer ein bisschen Erfahrung mit 3D-Jump’n Runs hat, wird bei diesem Spiel sicher nicht seinen Zenit finden, aber wer sich gerne selbst herausfordert und alle Energiekristalle finden möchte, der wird schon mit dem ein oder andere nervösen Schweißtropfen rechnen müssen. Wer das Ganze jedoch langsam angeht und nicht unbedingt jeden Kristall braucht wird das Spiel auch so nach maximal fünf bis sechs Stunden durchgespielt haben.

Review Overview

Wertung - 8

8

Entspannter Plattformer der etwas anderen Art

Grow Home ist sicher kein Spiel für jedermann. Der Grafikstil ist sehr detailarm und eigen und entwickelt sich erst im späteren Verlauf des Spiels, indem man schon gigantische Rankenkonstrukte erschaffen hat, zu einem optischen Hingucker. Auch die Animationen wirken eher wie notdürftig hinein geworfen als wirklich ernstzunehmend. Dies hat zwar teilweise einen witzigen, irgendwie an QWOP erinnernden Charme, Grafik-Puristen und Leute, die gerne Gliedmaßen dort haben wo sie hingehören, werden aber nicht viel Freude an dem Titel finden. Wer sich jedoch einfach mal in eine putzige Welt fallen lassen will, in der einem einmal nicht alles an den Kragen will (außer einem recht gut versteckten Stier, der wahrscheinlich etwas gegen die Lackierung des kleinen B.U.D. hat) oder immer schon wissen wollte, wie es sich anfühlt von einer 2000 Meter hohen Space-Pflanze Base-Jumping mit einem Blatt zu machen, ist hier goldrichtig.

System: PC
Entwickler: Ubisoft/Ubisoft Reflection
Spieler: 1
Spielzeit: ca. 4-6 Stunden
Erscheint: Erhältlich
Preis: ca. 7,99 Euro

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"