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Review: Gotham Central 1: In Erfüllung der Pflicht

Manchmal brauchen Comicserien, wie so vieles im Leben, eine zweite Chance. Im Falle von Gotham Central findet diese nach mehr als elf Jahren statt. Denn bereits im Februar 2004 startete Panini diese hochgelobte Serie in Deutschland. Leider gab es nicht mehr als einen einzigen Band, der nun mit dieser Ausgabe neu aufgelegt wird. Aber lohnt sich die Serie, welche durchaus als Vorlage zur TV-Serie Gotham gesehen werden kann, denn wirklich?

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Eigentlich wollten die beiden Detectives Driver und Fields nur einem Hinweis in einem Entführungsfall nachgehen. Doch stattdessen erwartet sie Mr. Freeze, der erst Driver außer Gefecht setzt und dann Fields vor den Augen seines Kollegen tötet. Das Gotham City Police Departement (GCPD) will, wie es in solchen Fällen bei der Beteiligung von Superschurken der Fall ist, lieber Batman einschalten, um Mr. Freeze dingfest zu machen. Doch der in seiner Ehre gekränkte Detective Driver will das nicht zulassen und motiviert seine Kollegen, stattdessen ohne die Hilfe des dunklen Ritters weiterzumachen. Doch es gibt auch noch immer den Fall um das entführte Mädchen, der Driver einfach nicht loslässt und einen gefährlichen Brandstifter, der sich Firebug nennt. Könnte es sein, dass alle drei Fälle irgendwie zusammenhängen?

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Gotham Central ist anders als die sonstigen Batman-Comicserien. Gotham Central ist sogar vollkommen anders als die TV-Serie Gotham, für die sie zwar als Vorbild dient, aber dennoch eine reine Krimiserie ist. Wer also eine Comicadaption von Gotham erwartet, wird schlichtweg enttäuscht sein. Stattdessen erschließt sich dem Leser eine gut durchdachte und feinfühlige Crimeserie, in denen nicht der dunkle Ritter im Vordergrund steht, sondern die Polizei von Gotham City. Mit allen Details und Macken. Detaillierte Polizeiarbeit steht vor rasanter Action und persönliche Dramen vor wahnsinnigen Welteroberungsplänen. Ed Brubaker (Captain America, The Authority) und Greg Rucka (Batman, Punisher) liefern eine atmosphärisch unglaublich dichte Serie ab, der man Batmans „Fehlen“ nicht wirklich anmerkt. Zum einen liegt es daran, dass er dennoch kurze Auftritte hat, die aber allesamt eher beiläufig wenn auch nicht unwichtig sind, und zum anderen schaffen es die Cops des GCPD mit ihren gut ausgearbeiteten Charakteren den Band schon alleine sehr gut auszufüllen.

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Für die passende visuelle Umsetzung sorgt Michael Lark (Sandman Mystery Theatre, The Pulse), der ein wenig auf die Pulp- und Noir-Comics der 1930er bis 1950er Jahre zurückgreift. Starke Kontraste und dicke Linien dominieren das Gesamtbild, welches mit kühlen und eher gedeckten Farben angereichert wird. Ähnlich wie die Handlung an sich verzichtet auch das grandiose und sehr passende Artwork auf Effekthascherei und liefert stattdessen klar strukturierte Bilder, die dennoch voller Details stecken. Gerade diese realistische Darstellung ohne jegliche Übertreibungen geben der Serie eine besondere Note. Lark schafft es sehr gut nicht nur die Geschehnisse stimmungsvoll einzufangen, sondern zeigt auch durch Kleinigkeiten die Emotionen der beteiligten Figuren. Egal ob durch Gestik oder Mimik, hier wird offensichtlich, was die betroffenen Personen in genau diesem Moment fühlen und sogar denken. Das hat bei mir schon lange kein Comic mehr geschafft.

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Fazit von Thomas:
Wer Gotham Central vorrangig wegen der Nähe und Ähnlichkeit zur TV-Serie Gotham kauft, könnte im ersten Moment durchaus enttäuscht sein. Denn hier ist Batman kein Kind mehr und auch sonst treten mögliche Schurken anders auf, als man es durch die TV-Serie gewohnt sein könnte. Gotham ist hier schon das kriminelle Drecksloch, das man aus den Batman-Comicserien kennt und nicht erst in der Entwicklung, wie es in der bekannten TV-Serie der Fall ist. Trotzdem erwartet den Leser eine faszinierende Krimiserie, auf die man sich nur einlassen muss, was nicht sehr schwer fällt, da Batmans Wurzeln sowieso im Detektiv-Genre angesiedelt sind. Daher gibt es diesmal von mir eine klare Kaufempfehlung und auch ich werde mir mit Sicherheit die nächsten Bände ansehen. Wenn Panini es diesmal schaffen sollte, entsprechenden Erfolg vorausgesetzt, alle US-Ausgaben zu veröffentlichen, dann wäre die Reihe nach 8 Bänden mit jeweils 5 Ausgaben bereits wieder abgeschlossen. Ich persönlich würde es der Serie auf jeden Fall wünschen.

Zweitmeinung von Lukas:
Wie im Review bereits sehr ausführlich erklärt, unterscheiden sich Gotham Central und die TV-Serie Gotham sehr. Ein weiterer Punkt in diesem Vergleich ist, dass der Comic weit besser ist als die Serie. Während im TV eine unausgegorene Entstehungsgeschichte für einen jungen Bruce Wayne voller schmerzhaft offensichtlicher Anspielungen auf seine Zukunft als Batman erzählt wird, konzentriert sich die Comicserie auf die zwischenmenschlichen Aspekte im GCPD, die in der Fernsehserie oft zu kurz kommen. Auch entfallen die vielen, vielen überflüssigen Superschurken, man kommt stattdessen in den Genuss von dosiert eingesetzten Auftritten von Batman, der in dieser Welt schon die Straßen von Gotham City beschützt. Steht man also vor der Entscheidung, sich die erste Staffel der Fernsehserie auf Blu-ray oder diesen Comicband zu kaufen, ist auf jeden Fall zum Comic zu raten.

Lukas Urban auf Twitter

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Seiten: 124
Preis: ca. 15 Euro
Autoren: Ed Brubaker, Greg Rucka
Zeichner: Michael Lark
Verlag: Panini Comics
Orig. Verlag:  Marvel

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