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Review: Giana Sisters Dream Runners

„Das Mario Kart der Plattformer“ so wurden den Fans der kleinen träumenden Schwestern in Giana Sisters Dream Runners schmackhaft gemacht. Und hat das Entwicklerteam von Black Forest Games, welches mit Giana Sisters Twisted Dreams einen großartigen Plattformer abgeliefert hat und damit dem Franchise zu einem neuen Hoch verholfen hat, ihr großes Ziel mit dem Generationen vereinenden Funracer konkurrieren zu können, erreichen können? Die Antwort ist ein ernüchterndes, klares NEIN. So bitter es ist, wäre jeder Vergleich mit dem Genre-Epos eine Beleidigung des Selbigen. Aber gut, da Giana Sisters Dream Runners nicht einmal ein Viertel eines aktuellen Mario Kart-Titels kostet wäre, ein solcher Vergleich wohl durchaus als unfair zu erachten. Ein besserer Vergleich wäre der ebenfalls auf der Wii U erhältliche Indie-Titel TNT-Racers, mit dessen Spielprinzip Dream Runners auch weitaus größere Parallelen aufweist. Doch auch bei diesem Vergleich würde Giana Sisters wohl den Kürzeren ziehen.

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TNT-Sisters?
Aber eins nach dem anderen, worum geht es denn in Giana Sisters Dream Runners überhaupt? Das Spielprinzip kennt man bereits aus Titeln wie eben TNT-Racers oder dem auf dem N64 sehr beliebten Micro Machines. So geht es darum, sich schneller als die Konkurrenz durch die Levels zu bewegen, sodass diese aus dem Bild geraten. Sobald ihr all eure Gegenspieler so abgehängt habt, erhaltet ihr einen Stern. Wer als erster drei Sterne verdient, gewinnt. Dream Runners packt dieses Konzept nun in einen Plattformer und verpackt damit exakt das, was so manchem in den Koop-Runden von z.B. New Super Mario Bros. Frustration brachte, in ein spaßiges Gameplay-Element zu verpacken.

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Kreisel-Sisters?
Doch die Probleme mit denen der Plattform-Racer zu kämpfen hat, sind nicht sein vielversprechendes Konzept, sondern die Umsetzung. Das fängt schon mit den uninspirierten Leveldesign der 9 Levelkreisläufe an. Levelkreisläufe deswegen, weil ihr nicht in Richtung eines Levelendes lauft, sondern euch immer im Kreis bewegt, was in Hinblick auf das Gameplaykonzept auch durchaus Sinn ergibt. Allerdings sind diese Kreisläufe ziemlich kurz geraten, wodurch es sich bereits nach ein bis zwei Minuten anfühlt, als würde man einfach dasselbe Level zum fünften Mal spielen. Zeitgleich fliegen einem in jedem der neun Levels dieselben Hindernisse und Gegner in Form von Eulen, Wirbelstürmen und Dämonen entgegengestellt. Diese dienen auch größtenteils gar nicht als richtige Hindernisse, sondern einfach nur als eine Art Stopper für den vordersten Spieler, da sie bei einer gewissen Geschwindigkeit fast unausweichlich sind und verschwinden, sobald ein Spieler mit ihnen kollidiert.

Suizid Sisters?
Die Bewegungen sind dabei auch leider weniger präzise, als man es von Twisted Dreams gewohnt war und Gianas flammende Feuerrolle, die man in Twisted Dreams gut verwenden konnte um gleich mehrere Gegner hintereinander zu  vernichten, führt jetzt meistens nur zur eigenen Vernichtung, weil sie euch gegen die Decke und dann aus dem Bild katapultiert. Die aus Twisted Dreams bekannte Möglichkeit, die Levels in jeweils zwei leicht unterschiedlichen Versionen spielen zu können, hat es auch in Dream Runners geschafft. Hier allerdings nicht per Tastendruck, sondern per Knopf oder Dimensionsportal. Hätte man hier die Möglichkeit gehabt taktische Fallen für seine Gegner einzubauen, entschied sich Black Forest lieber auch dieses Konzept dazu zu verwenden, dem vordersten Spieler seinen Vorsprung zu rauben. Denn im Normalfall sind die Portale unvermeidbare Levelwechsel, welche die Hindernisse, die man gerade überwunden hat für eure Gegner ausschaltet, sodass diese euch leichter aufholen können. Lediglich in zwei Levels gibt es Dimensionsknöpfe, die wirklich taktisch verwendbar sind. Dann gibt es noch einige Power-Ups welche meistens irgendetwas auf eure Gegner schießen und diese kurz betäuben. Da der vorderste Spieler aber so oder so von einem Wirbelsturm in den anderen läuft, haben diese kaum eine Bedeutung. Einzig das an Bananenschalen eronnernde Power-Up, bei dem ihr drei kleine Eulen hinter euch werft, kann in manchen Situationen ganz hilfreich sein.

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Sisyphos-Sisters?
All diese, den vordersten Spieler behindernden, Faktoren haben leider mehrere sehr negative Effekte: Erstens dauert es bei erfahrenen Jump ’n Run-Spielern teilweise so unglaublich lange bis endlich einer ausscheidet, dass man sich bald vorkommt wie in einer Vorhölle gefangen, in der man ständig dieselben Qualen erneut durchleiden muss. Zweitens bekommt man eigentlich immer nur Punkte für das Scheitern der Mitspieler und so gut wie nie für eigene Verdienste. Sobald dann der erste der maximal  vier Spieler ausgeschieden ist, läuft ein Countdown ab. Wer am Ende dieses Countdowns am weitesten vorne ist, hat gewonnen.

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Frustrations-Sisters?
Leider ist dieses eigentlich gar nicht undurchdachte System etwas von seinem eigenen Levelaufbau verwirrt. So passiert es in regelmäßigen Abständen, dass wenn ein Spieler dem Levelverlauf folgend an den Rändern runterspringt, um dann unten wieder in die andere Richtung zu laufen, er als weiter hinter betrachtet wird, als der Spieler der sich noch oben befindet und daher verliert. Dass dies zu viel Frust führt, braucht wohl kaum erwähnt werden. Freizuspielen gibt es lediglich vier zusätzliche Charaktere zu den bereits vorhandenen vier unterschiedlich gefärbten Giana Sisters. Diese bringen faktisch keinerlei Abwechslung, ist die Ansicht doch der Übersicht wegen sowieso so weit rausgezoomt, dass man nur auf die Farbe der Spielfigur achten kann.

Review Overview

Wertung - 4

4

Das falsche Giana Sisters

Trotz all der Mängel kann man mit Giana Sisters Dreamrunners für 10 Euro aufgrund des lustigen Spielprinzip sicher ein paar unterhaltsame Stunden verbringen. Allerdings nur, wenn man sich ein paar Freunde nach Hause einlädt und ausreichend Controller zur Hand hat. Der Onlinemodus ist nämlich aufgrund von stundenlangen Serversuchen und Instabilitäten an jeder Ecke fast unbenutzbar. Da mit „Dream Rush“ nun ein Gratis-DLC für Giana Sisters Twisted Dreams zum Download bereit steht, welcher faktisch dasselbe Spiel nur mit 3 statt 9 Levels  und keinem der sowieso vergessenswerten freispielbaren Charakteren beinhaltet, sei es wohl jedem ans Herz gelegt sich eher einfach das mit 5 Euro günstige Twisted Dreams zuzulegen. Mit diesem bekommt ihr nämlich einen soliden, spaßigen Solo-Plattformer und für die ein oder anderen Multiplayer-Partien reichen die drei gratis zur Verfügung stehenden Level gänzlich aus.

Genre: Jump´n Run/Adventure
System: PS4, Xbox One, PC
Entwickler: Black Forest Games
Erscheint: erhältlich
Preis: ca. 10 Euro

Zu unserem Review von Giana Sisters Twisted Dreams geht es HIER

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