Review: Genosse Superman/Red Son

Bei DC haben die sogenannten Elseworlds-Geschichten eine lange Tradition. Dabei handelt es sich um alternative Versionen bekannter Helden in ungewöhnlichen Szenarien. Als die erste Story mit diesem Konzept gilt das Batman-Heft Gotham by Gaslight von Brian Augustyn und Mike Mignola, in dem der Dunkle Ritter in einem Gotham des Jahres 1889 agiert. Eine weitere legendäre Elseworlds-Story ist Red Son von Mark Millar und Dave Johnson, die schon 2004 unter dem Titel Genosse Superman auf Deutsch erschien. Nun veröffentlichte Panini eine Neuauflage, die angesichts der überragenden Qualität des Comics mehr als gerechtfertigt ist.

Was wäre, wenn der kleine Kal-el von Krypton nicht in Smallville, Kansas, USA, sondern in der Ukraine abgestürzt wäre? Genau dieser Frage geht Mark Millar (Kick-Ass, The Secret Service) in Genosse Superman nach. Statt als Symbol für den amerikanischen Traum zu stehen, verkörpert Superman den Geist des Kommunismus zur Zeit des Kalten Krieges. Als direkter Verbündeter von Josef Stalin beschützt er die Sowjetunion, macht jedoch auch vor Rettungsaktionen in den USA nicht halt. Obwohl er Russe ist, hat Superman anfangs kein Interesse an Politik, er möchte einfach nur helfen und die Welt zu einem besseren Ort machen. Ein Vorhaben, das mit der Zeit aus den Fugen gerät. In Amerika ist Lois Lane mit Lex Luthor verheiratet, der nicht lange braucht, um einen Grund zu finden, den Mann aus Stahl abgrundtief zu hassen.

Die Geschichte erstreckt sich über einige Jahrzehnte und zeigt interessante Neuinterpretationen klassischer Helden und Schurken aus dem DC-Universum. So muss Superman gegen Braniac, Bizarro, Parasite, Green Lantern oder Batman antreten und sich mit Wonder Woman verbünden, um seinem Ziel einer perfekten Welt näherzukommen. Hier geht Millar spannenden Fragen wie zum Beispiel „Können gute Absichten zu schrecklichen Konsequenzen führen?“ und „Kann Frieden bei zu vielen Freiheiten herrschen?“ nach und liefert eine Story ab, in der nicht klar ist, wer letztendlich der Schurke und wer der Held ist. Spätestens, wenn Superman der Herrscher eines weltweiten Reiches ist, dem sich einzig die USA widersetzen, ist die Grenze zwischen Gut und Böse mehr als verschwommen.

Meinung:
Mit einer spannenden Story, moralischen Grauzonen, tollen Bildern von Dave Stewart und einem fantastischen Ende ist Genosse Superman ein absoluter Pflichttitel für alle Fans des Mannes aus Stahl. Selbst Superman-Hassern könnte der Band gefallen, da hier kein aalglatter Saubermann gezeigt wird, sondern ein fehlgeleiteter Idealist, der zu genau dem wird, das er immer verabscheut hat.

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