Review: Fragments of Him

Fragments of Him ist ein narratives Spiel des niederländischen Indieentwicklers Sassybot, das sich mit Erinnerung, Verlust und Trauer beschäftigt. Freunde und Verwandte des jungen Mannes Will, der in einem Autounfall verstorben ist, erinnern sich an besondere Momente mit ihm und müssen versuchen, ohne ihn weiterzuleben.

Das Gameplay beschränkt sich in Fragments of Him auf ein Minimum. Man bewegt sich als schwebende Kamera durch verschiedene Szenen. So funktionierte bereits das im Januar erschienene That Dragon, Cancer, das ebenfalls ähnliche Themen wie Trauer und Schmerz behandelte. In diesen Szenen interagiert man per Mausklick mit gelb hinterlegten Gegenständen und Personen, was auslöst, dass sich das Objekt oder die Figur auflöst und an anderer Stelle wiederauftaucht; manchmal wird auch eine Animation abgespielt. Gleichzeitig führt bei jeder solchen Interaktion der Charakter, dem man in der jeweiligen Szene gerade folgt, seine Erzählung fort. An einigen wenigen Stellen hat man außerdem die Möglichkeit, eine Gesprächsoption zu wählen. Andere Interaktionsmöglichkeiten bietet das Spiel nicht.

Zu Beginn folgt man Will, der gerade seinen Tag beginnt und über sein Leben nachdenkt. Er beschließt, aus seiner gewohnten, immer gleichen Routine auszubrechen, die kleinen Dinge im Leben mehr zu schätzen und seinem Partner Harry, mit dem er zusammenlebt, zu zeigen, wie sehr er ihn liebt. Die Szene endet mit Wills Autounfall. Im weiteren Verlauf folgt man drei anderen Charakteren: Sally, die mit Will in einer Beziehung war, als sie beide studierten, Wills Partner Harry und Wills Großmutter, die ihn liebt, aber mit seinen liberalen Ansichten und vor allem seiner gleichgeschlechtlichen Beziehung immer ein Problem hatte. So erlebt man Momente mit Will, die diesen Charakteren besonders wichtig waren und sieht, wie sie versuchen, mit seinem Tod umzugehen.

Fragments of Him verwendet einen nicht besonders detailreichen, aber zweckdienlichen Grafikstil, der in Grautönen gehalten ist und zusammen mit dem Soundtrack eine gedrückte Atmosphäre erzeugt. Die kurzen Animationen der Charaktere sind teilweise seltsam langsam und wirken unwirklich, was ein wenig irritiert, wenn das Erzählte nicht zum Gezeigten passt. Die Sprecher machen ihre Rolle sehr gut auf verleihen den Dialogen Emotion, auch wenn sie vereinzelt sehr gezwungen wirken können.

Der Titel entstand ursprünglich im Rahmen eines Game Jams und wurde später zu einem längeren Spiel ausgebaut. Einer der Entwickler, Mata Haggis, erzählte in einem Interview mit Kotaku, dass er zwar zum Glück nie einen Partner verloren habe, aber einen Freund. Er habe versucht, möglichst viele seiner eigenen Erfahrungen in das Spiel einfließen zu lassen.

Fragments of Him ist ein weiteres narratives Spiel, das sich mit Themen mit beschäftigt, die im Medium Videospiel eher selten vorkommen. Der Verlust einer geliebten Person ist etwas, mit dem sich jeder früher oder später konfrontiert sieht. Gerade in Videospielen, wo Menschen oft in Massen sterben, wird das aber fast nie behandelt. Die Beschäftigung mit solchen schweren Themen ist ein Schritt in die richtige Richtung, und kann auch Betroffenen helfen, wie zum Beispiel Allegra Frank bei Polygon schreibt, die Fragments of Him nach dem Verlust eines Freundes gespielt hat und auf die der Titel eine kathartische Wirkung hatte.