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Review: Forza Motorsport 7

Im Jahr 2015 gelang es Microsofts hauseigenem Studio Turn 10 mit ihrem Forza Motorsport 6 dank dessen beeindruckenden Nass- und Nachtstrecken, einem irrsinnigen Fuhrpark von gut 460 Autos und netten Gags wie dem von Richard Hammond und James May mitvertonten Storymodus selbst starker Konkurrenz wie Project Cars und Assetto Corsa die Stirn zu bieten. Diesmal liegt der Launch der Konkurrenz mit Project Cars 2 nicht wie damals ein halbes Jahr, sondern keine zwei Wochen zurück. Ein Duell, dem Forza Motorsport 7 absolut gewachsen ist.

Machen wir diesmal 700? Haha, ja genau … wirklich?

Veränderungen wurden genau da angesetzt wo es auch wichtig ist. So war einer der größten Probleme von Forza 6 sein blechern klingender Motorensound bei nahezu allen Autos. Glücklicherweise scheint sich Turn 10 diesmal an das richtige Tonstudio gewandt zu haben, denn die Sounds sind nun endlich wieder genauso satt und raumfüllend wie es von einer anständigen Racing-Simulation zu erwarten ist … und das bei allen 700 zur Verfügung stehenden Boliden. Ja, richtig gelesen. So groß der Sprung der Konkurrenz auf immerhin 180 Flitzer auch gewesen sein mag, Turn 10 ist es gelungen, den bereits im Vorgänger schon gigantischen Fuhrpark noch einmal fast zu verdoppeln.


Wenn das Golfkart eskaliert

Fehlende Hersteller müssen unter den gut 85 vorhandenen mittlerweile schon mit der Lupe gesucht werden und im Vorgänger nur erst nachträglich mit Expansion-Packs nachgereichte wie Porsche sind diesmal mit knapp 30 Sportschlitten geradezu übermäßig präsent vertreten. Beim Tuning ist Forza-üblich natürlich wieder alles umsetzbar, was in einem sehr theoretischen Ansatz möglich wäre. Einen Polaris ATV mit einem V8-Motor und Turbo auszustatten und dann zu versuchen, das kleine 800PS-Monster irgendwie eine Strecke entlang zu bewegen macht so viel Spaß wie eh und je. Die komplett übertriebenen zehn Schlitten aus Fast and Furious 8, die entweder per Deluxe-Edition oder für 10 Euro zusätzlich erwerbbar sind und eurem Fuhrpark solche Lächerlichkeiten wie einen 2000PS starken Plymouth GTX hinzufügen, passen da wie der Kolben zum Zylinder.

Und wie viel Steuer muss ich jetzt zahlen?

Weniger gut passt leider das wieder sehr unübersichtlich geratene Menü, das diesmal sogar einige spaßige Informationen wie die Größe des Hubraums gänzlich verschweigt und dennoch erst nach einigem Einlesen wirklich verstanden werden kann. Dafür lassen sich sämtliche Tunings sowie die Fahrzeugwahl selbst diesmal sogar während die Strecke bereits im Hintergrund geladen wird erledigen. Sehr vorbildlich lassen sich so die teils über 30-sekündigen Ladezeiten durch spaßiges Herumprobieren und Feintunen überbrücken.

Richard Gonemond und James Away

Der Storymodus von Forza Motorsport 7 stellt hingegen leider den wohl größten Rückschritt im Vergleich zum Vorgänger dar. Wurden Spieler in diesem noch von berühmten Persönlichkeiten der Motorsport-Szene durch die Geschichte des Automobils geleitet und mit interessanten geschichtlichen Fakten erheitert, ist der Storymodus diesmal wieder eine ohne große Zusammenhänge aneinandergereihte Abfolge von Rennen, die Quer durch die etwa 30 Strecken des Titels in verschiedenen Wetterlagen und Tageszeiten begleiten. Diese hinken der direkten Konkurrenz mit den satten 48 Strecken, die sich sogar nach Belieben mit Schnee befüllen lassen, außerdem deutlich hinterher.

Schau, die Regentropfen! *rast mit 200 auf eine Wand zu*

Aufwarten kann Forza Motorsport 7 dafür aber wieder mit den wohl schönsten Nassstrecken des Genres. Regentropfen laufen sogar beim Driften passend zur Fahrtrichtung über die Scheibe und wirken geradezu verspielt. Pfützen beeinflussen diesmal nicht nur euer Fahrverhalten, sondern lassen sich sogar mit passenden Animationen zum Spritzen und Wellenschlagen bewegen. Allgemein zeigt der Titel grafisch wieder das Schönste, was derzeit auf der Konsole möglich ist und die unglaublich detailverliebten Automodelle und Innenräume sind ein visueller Genuss sondergleichen, während dennoch zu jedem Zeitpunkt flüssige 60 FPS in 1080p geboten werden. Augenschmeichelnde 4K-Texturen sind derzeit noch der PC-Version vorbehalten, werden aber bald auf Xbox One X ebenfalls für offene Münder sorgen.

Schau, mein Papercraft-Fanclub jubelt mir zu!

Die erste PC-Version des Forza-Franchise macht so im Gesamten ein ziemlich gutes Bild, weswegen Negativpunkte wie der fehlende Splitscreen-Modus schmerzhaft sind, aber verkraftbar bleiben. Das einer der größten Ableger des wohl VR-freundlichsten Genres aber auf dem PC auf in der Virtuellen Realität spielbare Modi verzichtet, während die Konkurrenz alles notwendige bereitstellt, regt da schon mehr auf. Auch wirkt es etwas lächerlich, dass offensichtliche Beschränkungen wie das nach wie vor plattgedrückte Publikum auf den Tribünen ihr unrealistisches Äußeres selbst in den maximalen Detailstufen nicht verliert.

Ohrfeigen-Simulator 3000

Doch kommen wir zu dem wichtigsten Punkt jedes Rennspiels: dem Fahrgefühl. Glücklicherweise hat Forza Motorsport 7 hier einige anständige Erneuerungen in petto. So gelang es erstmalig eine Helmkamera einzubauen, die Schaltruck, Motorvibration, Fliehkräfte in der Kurve sowie natürlich Kollisionen mit jeweils passenden Bewegungen den nötigen Realismus verleiht, ohne dies jedoch auf Kosten der Übersicht zu tun. Zusammen mit dem ebenfalls ordentlich aufgemöbelten Force-Feedback der LT und RT-Tasten des Xbox One-Controllers führt dies zu einem der wohl immersivsten Fahrgefühle des Genres und spendiert dem Gameplay so nochmal einen ordentlichen Schuss Intensität. Zusammen mit den wieder wunderbar funktionierenden Rückspiegeln, an Batterieleistung verlierenden Hybrid-Autos, abreibenden Reifen und dem auch auf die einzelnen Kameraperspektiven perfekt zugeschnittenen Sound, wird der Titel wieder das Herz jedes Autoliebhabers höher schlagen lassen. Auch wenn manche Kritikpunkte des Vorgängern, wie die selbst im absoluten Simulationsmodus immer noch etwas bevormundende Steuerung leider immer noch nicht bereinigt wurden.

Review Overview

Wertung: - 9.1

9.1

Forza Motorsound 1

Turn 10 hat es wieder geschafft und mit der klassischen "mehr, besser, schöner"-Philosophie einen anständigen Nachfolger abgeliefert. Neben den unglaublichen 700 detailverliebten, voll einstellbaren Boliden und den wieder ordentlich aufgemöbelten Wettereffekten wird so mit der neuen, stark immersiven Helm-Kamera, dem verbesserten Force-Feedback und dem diesmal endlich wieder ordentlich wummernden Motoren eigentlich alles geboten, was sich ein von Motoröl betriebenes Herz wünschen kann. Mankos wie der fehlende VR-Modus auf dem PC und die immer noch nicht gänzlich unbeeinflussend einstellbare Steuerung sind da verschmerzbar.

Genre: Rennspiel
Entwickler: Turn 10
Erscheint: 3. Oktober 2017
Preis: ca. 70 Euro
System: Xbox One, PC

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