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Review: Fly Punch Boom!

Abgedrehter Indie-Prügler mit Meme-Flair

Wenn man von kleinen Indie-Entwicklern spricht, könnte wohl kaum jemand so perfekt in diese Kategorie passen, wie das italienische Jollypunch Games, deren Erstlingswerk Fly Punch Boom! in seiner Gesamtheit von einer einzelnen Person, nämlich Gabriele Libera erschaffen wurde. In seinen 5 Jahren Entwicklungs-Zeit konnte sich der abgedrehte Cartoon-Prügel eine solide Fan-Base anlachen. Doch war alles nur Schall und Rauch oder kann der Arcade-Fighter auch in der Praxis überzeugen?

Newgrounds lässt grüßen

Nun größtenteils ja, wobei es stark auf die Erwartungshaltung ankommt. Zum einen fällt natürlich auch beim Anstarten des Titels sofort die flashig bunte Aufmachung auf, die nicht von irgendwoher an die Glanzzeiten der Flash-Animationen erinnert und damit zwischen Nostalgie und Kult bei vielen die richtigen Buttons drücken dürfte. In jedem Screen ist irgendetwas in Bewegung, während die vollkommen durchgeknallten Charaktere von Rage-Face zu Rage-Face wechseln als ob es kein morgen gäbe.

Geradeaus ohne Abzweigungen

Das Menü gestaltet sich hierbei sehr aufgeräumt und so lässt sich schnell zwischen Localen und Online-Multiplayer in 1v1, 2v2 (eine Art Tag-Team-Modus) sowie einem Arcade-Modus wechseln. In letzterem kann jeweils ein alternatives Kostüm sowie die Backstory von jedem der 10 Charaktere freigespielt werden. Die Main-Storyline über die Punchies genannten Charaktere, die sich als übermächtige Wesen durch Kämpfe fortpflanzen, ließt sich lustig, hat aber keinen weiteren Einfluss auf das Spielgeschehen und auch Cut-Scenes fehlen gänzlich.

Son Mysterio

Der Fokus liegt daher klar auf dem arcadigen Gameplay, welches sich überraschend innovativ gestaltet. Beide Kämpfer fliegen durch eine mit gefährlichen Hindernissen bestückte Arena, die mit einer Art Ring-Seil umrandet ist. Dieses Seil erfüllt eine ähnliche Funktion wie beim Wrestling und so lässt es sich beim dagegen fliegen spannen um das eigene Momentum zu erhöhen, was anschließend durch einen klar ersichtlich größer werdenden, Dragon Ball-artigen Flammen-Effekt um den Charakter verdeutlicht wird. 

Schere, Stein, Papier-Meisterschaften

Kommt es anschließend zu einem Aufeinandertreffen der Charaktere ist zuerst einmal die Flug-Richtung wichtig. Wird der Gegner im Flug eingeholt, ist der Treffer garantiert. Fliegt er einem jedoch mit vergleichbarer Geschwindigkeit entgegen, kommt es zu einem Mini-Spiel, bei dem in klassischer Beat ’em up-Manier zwischen Schlag, Konter und Wurf entschieden und gleichzeitig ein kleiner Balken im richtigen Moment per Tasten-Druck gestoppt werden muss. Hierfür ist sowohl Timing als auch das Mind-Game dahinter von Bedeutung, da die verschiedenen Aktionen sich gegenseitig kontern bei gleicher Aktion aber zählt, wer den Balken besser getroffen hat.

Fly…Punch….BOOOOOM!

Ist danach immer noch nicht klar, wer die Überhand hat, geht es darum wer schneller auf die Schlag-Taste hämmert. In jedem Fall ist das Resultat dann, dass der Verlierer von dem Gewinner mit ordentlich Wumms durch die Arena geballert wird. Wieviel Wumms hängt wiederum von dem Resultat des Balken-Spiel und dem vorherigen Momentum ab. Reicht der Treffer aus um das Opfer gegen eines der Hindernisse oder den Seil-Rand zu befördern, muss dieser wieder das Balken-Mini-Spiel spielen, wobei ein verfehlen des mit abnehmender Lebensleiste immer kleiner werdenden Balkens in diesem Fall buchstäblich fatal in einem der 40 auf fünf Arenen aufgeteilten Fatalties endet. 

Echt? Schon wieder der Hintern?

Während das Gameplay sich überraschend taktisch gestaltet und einem mit seinem extrem schnellen Pacing das Adrenalin durch die Venen jagt, sind besagte Fatalties aber leider ein wenig enttäuschend. Die wenigsten machen sich wirklich das Momentum des vorher erfolgten Schlags zunutze viele sind schlichtweg ernüchternd simpel gehalten und zerquetschen den Gegner lediglich zwischen verschiedensten Hochhäusern oder auf Stacheln. An den paar größeren Highlights wie der Erdumrundung oder dem “Vollmond”-Besuch hat man sich bald satt gesehen.

Vertauschte Stärken und Schwächen

Das ist etwas ernüchternd, sind diese doch der große Selling-Point des Titels. Dennoch bleiben die Kämpfe auch dank der charakter-spezifischen Spezialfähigkeiten sowie die durch sammelbare Energie-Kügelchen aufladbaren Super-Schläge und der Möglichkeit sich zu teleportieren, länger als gedacht abwechslungsreich und die freispielbare Arena sowie die Charaktere, Kostüme und Achievements sorgen zumindest für ein paar Stündchen an Motivation.

 

Fazit

Wertung: - 8

8

Mit Fly Punch Boom ist alles gesagt

Was Gabriele Libera hier auf die Beine gestellt hat ist alles andere als ein schlechtes Spiel. So sind die Adrenalin-geladenen Over-the-Top Kämpfe überraschend taktisch und der ikonische Animations-Stil hat durchaus seinen Charm. Leider fehlt den abgedrehten Kills oft der “Holy Shit”-Effekt der beispielsweise bei einem Mortal Kombat für Motivation sorgt und so ist spätestens nachdem alle Charaktere und Arenen einmal gesehen wurden, irgendwie die Luft raus. Für 15€ ist hier aber ein spaßiges Multiplayer-Gekloppe der etwas anderen Art geboten, das Aufgrund des zwar strategisch aber simpel gehaltenen Gameplays auf der Switch auch gerne für eine schnelle Runde unterwegs mit geteilten Joy-Con einlädt. 

Genre: Fighting Game
Entwickler: Jollypunch Games
System:  Nintendo Switch
Erscheint: Erschienen
Preis: ca.  15 Euro

 

 

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