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Review: Final Fantasy VIII Remastered

Nicht wirklich alt, nicht wirklich neu ...

Die PlayStation-Ära der Final Fantasy-Reihe gilt für viele Spieler als eine der besten Phasen der Serie. Kein Wunder, dass gerade diese Titel in regelmäßigen Abständen auf aktuelle Plattformen geholt werden. Alle dieser Titel? Nein. Noch Anfang des Jahres konnte man regelmäßig das Wehklagen der Fans hören, dass zwar VII (das ja immerhin nächstes Jahr auch noch ein umfangreiches Remake bekommt) und IX portiert werden, aber Teil VIII stiefmütterlich behandelt wird (einzig am PC war via Steam eine Fassung, die auf der alten PC-Version basiert, erhältlich). Das Wehklagen wandelte sich allerdings in Freude, als auf der E3 angekündigt wurde, dass man den Mittelteil der (nicht zusammenhängenden) PlayStation-Trilogie nun doch auf die aktuelle Hardware bringt; das aber nicht als einfachen Port, sondern als Remaster.

Was heißt Remaster?

In dieser Konsolengeneration hat das Remastern von Spielen älterer Plattformen erheblich zugenommen. Gleichzeitig wurde der Begriff ein wenig aufgeweicht – denn was heißt schon „Remaster“ genau? Wir haben schon Spiele mit dieser Bezeichnung gesehen, die den Titel so umfangreich angepasst haben, dass man fast von einem Remake sprechen hätte können, und solche, die man gerade mal mit HD-Auflösung und auf neuen Plattformen lauffähig in die Welt losgelassen hat. Final Fantasy VIII: Remastered fällt eher in Richtung der geringen Änderungen, denn eines ist vom ersten „Fithos, Lusec, Vinosec“ aus dem Intro-Film klar: Zwar ist die Auflösung mittlerweile HD-tauglich, aber die statisch vorgerenderten Hintergründe wurden hochgerechnet statt großräumig überarbeitet (hier gab es auf der alten PC-Fassung schon Mod-Projekte, die dies schöner gelöst haben) und sogar die 4:3-Auflösung wurde beibehalten. Das gilt auch für die Videosequenzen, die damals atemberaubend waren, heute allerdings in ihrer grafischen Qualität nicht mit aktuellen Renderfilmen mithalten können. Die Inszenierung kann allerdings noch immer punkten.

Natürlich kennt man die Geschichten, dass Square keinen Zugriff mehr auf die damaligen Rohdaten des Spiels besitzt und so eine umfassendere Überarbeitung schwer bis viel zu teuer geworden wäre (das war lange Jahre ein Argument, warum es gar keine Neuauflage gab), trotzdem ist es für ein Remaster im Endeffekt ein wenig enttäuschend. Aufpoliert wurden hingegen die 3D-Modelle, die zwar keinen Riesensprung in Sachen Qualität hinlegen und ihre PS1-Wurzeln nicht verleugnen, aber dennoch im Vergleich zumindest teilweise deutlich besser aussehen. Nicht verändert wurde übrigens diesmal das Interface, das in einigen Square Enix-Rollenspielumsetzungen zuletzt aus der Mobile-Fassung übernommen wurde. Bei FF VIII bekommt man die alte Steuerung, die eindeutig für den Controller gemacht wurde, sich aber für den heutigen Spieler ab und an doch ein wenig hakelig anfühlt. Auch sonst hält man sich fast zu brav an das Original – bis hin zur Emulation der beiden Speicherkarten-Slots und der nach wie vor vorhandenen Angabe, auf welcher CD man sich gerade befindet.

Verrückt und nicht immer durchdacht, trotzdem Kult

Final Fantasy VIII gilt schon seit Release als das etwas seltsame Stiefkind der Serie, das es zugegebenermaßen aber auch schwer hatte, mit dem damals schon legendären FF VII mitzuhalten; deshalb halten sich eingefleischte Fans in etwa die Waage mit Spielern, die mit dem Titel gar nicht klarkommen. Das liegt unter anderem an einigen Gameplay-Entscheidungen (dazu gleich mehr), aber auch an Story und Charakteren. All das wurde beim Remaster nicht verändert – FF VIII bleibt FF VIII, wie es damals war. Wir folgen also wieder dem SeeD-Kadetten Squall, der die Prüfung zum Söldner absolviert, bald darauf mit seiner ständig wachsenden Party in den Konflikt zweier Länder hineingezogen wird und sich schlussendlich der Bedrohung der Welt durch mehrere Hexen stellen muss. Fans schätzen unter anderem die Protagonisten und den „Schulzeit“-Charme der Story, Kritiker verweisen auf einige Plot-Ansätze, die nicht richtig durchdacht wirken oder nie wieder aufgegriffen werden, sowie einige eher haarsträubende und unvorbereitete Wendungen. Eine ähnliche Hassliebe gibt es im Fandom zu einigen Charakteren, vom verschlossenen, etwas Emo-mäßigen Protagonisten Squall über seinen Erzrivalen Seifer bis zur übersprudelnden Selphie. Auch sie sind genauso zurück, wie sie damals waren – im Guten wie im Schlechten. Übrigens: Hier kann es helfen, die englische Version zu spielen, die manche Charakterzüge nicht ganz so überspitzt darstellt.

Zieh, Schurke!

Ebenfalls umstritten, aber nicht verändert: das Gameplay. Auch wenn das Spielsystem bei Final Fantasy-Teilen nie 100%ig gleich ist, ist Teil VIII einer jener Einträge, wo man etwas völlig Neues versucht hat. Dreh- und Angelpunkt ist das Kopplungssystem, bei dem man G.F. (also die mächtigen Summons, die in diesem Spiel insgesamt eine sehr große Rolle spielen) an die Charaktere koppelt. Deren (im Laufe des Spiels wachsenden) Fähigkeiten erlauben euch, Zaubersprüche an eure Stats zu koppeln, wodurch ihr eure Werte verbessert. Gut, bis hier vielleicht ein wenig ungewöhnlich, aber kein Beinbruch. Das Problem ergibt sich aber durch die schon erwähnten Zauber: Diese lernt/kauft man nicht einfach im Laufe des Abenteuers und castet sie mit MP-Verbrauch, sondern muss sie „ziehen“. Das heißt, dass man entweder an gewissen Punkten der Welt oder (viel häufiger) im Kampf den Gegnern mit einem speziellen Kommando deren Zauber entzieht. Das kann leider eine Weile dauern, denn wenn man wirklich bei 0 anfängt und das Maximum dieser Sprüche sammeln will (was sich aufgrund der daraus resultierenden gesteigerten Werte empfiehlt), steht man in manchem Kampf zehn Minuten oder länger, während man nur „zieht“ und sich von den Gegnern schlagen lässt, statt das Gefecht mit wenigen Angriffen zum Ende zu bringen. Darüber hinaus wird natürlich auch das Zaubern selbst bestraft, denn wer einen Spruch loslässt, verringert die Anzahl der gekoppelten Magie und dadurch eventuell seine Stats. So ergibt sich fast zu oft die Situation, dass man Sprüche hamstert, aber möglichst sparsam einsetzt.

Cheat oder Hilfe?

An dieser Stelle sollte man aber die Boosts erwähnen, die Square Enix dem Remaster spendiert hat. Auf Button-Druck bleiben die LP und die ATB-Balken (die bestimmen, wann ihr im Kampf eine Aktion setzen dürft) auf Maximum und die Spezialtechniken sind konstant verfügbar; wem das zu wenig ist, der kann die (recht häufig auftretenden) Zufallskämpfe ganz abschalten; und wer die berühmt langatmige Summon-Sequenz von Eden verkürzen oder einen Fußmarsch schneller bewältigen will, kann das Spiel in dreifacher Geschwindigkeit ablaufen lassen. Diese Funktionen sind durchaus nützlich und helfen dabei, einige knifflige Stellen zu umschiffen, wenn man sich der Original-Herausforderung nicht stellen will. Interessanterweise ausschließlich in der PC-Fassung finden sich aber weitere Boosts: Da werden alle Abilities aktiviert, die G.F. auf maximales Level gebracht, die Geldbörse prall gefüllt, alle Spezialtechniken freigegeben, alle Karten (mit ein paar Ausnahmen) des nach wie vor sehr unterhaltsamen Kartenspiels Triple Triad ins Inventar gepackt und/oder – und das ist wohl das Angenehmste für alle Gegner des „Ziehens“ – alle Zauber aufs Maximum gesetzt. Leider gilt bei diesen PC-Boosts nur „Alles oder Nichts“ in der jeweiligen Kategorie, weshalb es sich doch um einen massiven Eingriff ins Spiel handelt. Wer einfach nur durch die Story laufen will und auf die Herausforderung verzichten will, kann sie natürlich nutzen, aber einen Mittelweg zwischen der alten Progression und völlig überpowered gibt es mit den PC-Boosts kaum.

Fazit

Wertung - 8

8

FF, ganz klassisch

Es ist unendlich schwer, unter ein Spiel wie Final Fantasy VIII: Remastered eine Wertung zu setzen – vor allem für mich, der schon zum Original eine etwas zwiespältige Meinung hatte (siehe auch das unterhalb verlinkte „Spiele, die ich vermisse“ zu dem Thema). Also: Final Fantasy VIII: Remastered ist eine getreue Umsetzung des PlayStation-Originals. Alle Story-Wendungen, alle Charaktere, sogar alle Hintergründe und Videosequenzen sind genauso vorhanden, wie wir sie seit 20 Jahren kennen. Für alle, die das Original-Feeling von damals zurückhaben wollen, genau das, was sie gesucht haben. Für alle, die aber vor allem der Verbesserungen wegen die Remaster-Version kaufen wollen, muss man ein wenig vorsichtiger sein: Ja, es gibt Überarbeitungen, die dabei helfen, dass das Spiel auf einem heutigen Fernseher nicht nur noch nach Pixelhaufen aussieht, aber im Endeffekt hat sich die Optik nicht verändert – inklusive 4:3, bisweilen altbacken aussehenden Modellen in den Zwischensequenzen und vorgerenderten (und durch das Hochziehen jetzt sogar manchmal etwas verwaschenen) Hintergründen. Ist das ein Deal-Breaker? Nicht unbedingt. Man muss sich nur bewusst sein, dass man es nach wie vor mit dem Spiel von 1999 zu tun hat, das man eben nicht künstlich ins Heute geholt hat, sondern seine Eigenheiten bewahrt hat. FF VIII wird weiterhin der kontroverseste der PlayStation-Einträge der Final Fantasy-Serie bleiben, der weder den Ruhm von VII noch die verspielte Märchen-Nostalgie rund um IX erreicht. Aber das reicht noch immer für ein sehr gutes Spiel, wenn man seine Eigenheiten akzeptieren kann und den Retro-Staub eines 20 Jahre alten Spiels aushält. Aber für alle, die schon vor zwanzig Jahren mit dem Spiel nicht klargekommen sind: Ja, vielleicht lohnt sich ein zweiter Blick, denn auch ich habe meine Zeit gebraucht, um den Titel schätzen zu lernen, aber rechnet nicht damit, hier jene Veränderungen zu finden, die ihr euch vielleicht gewünscht habt (ihr dürft auch gerne einen Punkt von meiner Wertung abziehen, die als Kompromiss einen Mittelwert darstellt). Für alle hingegen , die FF VIII geliebt haben und wieder erleben wollen, und für alle, die FF VIII nachholen wollen: Eine bessere Version von FF VIII findet ihr momentan nirgends, also schlagt zu (und rechnet auf die Wertung bis zu einen Punkt drauf).

Genre: Rollenspiel
Entwickler: Square Enix, Access Games, Dotemu
System: PS4, Xbox One, Switch, PC
Erscheint: erhältlich
Preis: ca.  20 Euro

Zum Thema: Spiele, die ich vermisse #163: Final Fantasy VIII

Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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