ArtikelHighlightNewsVideogame-ReviewVideogames

Review: Far Cry Primal

Man kann Ubisofts großen Open-World-Franchises Assassin‘s Creed und Far Cry (zu einem gewissen Grad auch Watch Dogs) vorwerfen, nach einer immer gleichen und sich von Spiel zu Spiel kaum verändernden Franchise-spezifischen Formel zu funktionieren. Besonders Far Cry 3 und 4 unterschieden sich bis auf das Setting (Tropeninsel und Himalaya) kaum voneinander, einmal abgesehen von Spielereien wie dem Gyrokopter. Statt wie die Vorgänger lediglich den Schauplatz zu wechseln, entführt Far Cry Primal 10.000 Jahre in die Vergangenheit und kann das Franchise-Korsett zwar nicht sprengen, dafür aber lockern und dank neuer Ideen dafür sorgen, dass sich Far Cry so frisch wie schon lange nicht mehr anfühlt.

far-cry-primal-3

Das Gefühl grenzenloser Freiheit
Die Far Cry-DNA ist auch in der Steinzeit intakt. Nach einem kurzen Intro findet sich der Jäger Takkar vom Stamm der Wenja im Tal Oros wieder, das sich als gefährlicher Abenteuerspielplatz mit massig Nebenaufgaben und Geheimnissen präsentiert. Das Ziel ist es, die in alle Windrichtungen versprengten Wenja in einem gemeinsamen Dorf zu versammeln. Dabei stehen Takkar diverse Nebencharaktere wie die Jägerin Jayma und der Handwerker Wogah zur Seite, die ihn mit Missionen versorgen. Das Volk muss gegen zwei verfeindete Stämme bestehen, von denen es terrorisiert wird. Die Udam ähneln Neandertalern und ernähren sich von Menschenfleisch, sind aber nicht weniger gefährlich als die Izila, ein matriarchischer Stamm, der andere Völker versklavt und der Sonnengöttin opfert. Im Clinch mit den anderen Parteien müssen deren Festungen eingenommen und Krieger ausgeschaltet werden, wofür ein urzeitliches Arsenal mit Pfeil und Bogen, Keulen, Speeren, Wurfsplittern und Bienen-Bomben vonnöten ist, das mit gesammelten Rohstoffen ausgebaut und aufgewertet werden kann.

Drogenrausch
Was wäre ein Steinzeit-Spiel ohne einen Schamanen, der mit unappetitlichen Süppchen zu Drogentrips Visionen verhilft. In diesem Fall übernimmt diese Rolle Tensay, mit dessen Unterstützung Tekkar in die Geisterwelt abtaucht, wo er mit flammenden Pfeilen und einer mit Eiszapfen versehenen Keule kämpfen oder einer goldenen Eule durch die Lüfte folgen muss. Besonders die tolle Inszenierung dieser streng linearen Passagen hebt sich schön vom sonst offenen Spielgeschehen ab. Diese Passagen sind kurzweilig und bringen Abwechslung ins Spiel, das Konzept selbst ist aber aus bereits bekannten Far Cry-Spielen recycelt.

far-cry-primal-1

Jäger, Sammler und Bestienmeister
Ganz dem populären Bild der Urmenschen entsprechend ist Takkar ein exzellenter Jäger und Sammler, der sowohl Rohstoffe wie Lehm, Holz und Feuerstein sammeln als auch Tiere wie Hirsche, Höhlenlöwen, Dachse und Jaguare erlegen kann. Diese Gegenstände dienen auch zum Ausbau der Wenja-Siedlung, was im Gegenzug weitere Upgrades und Missionen freischaltet. Statt der gesammelten Tierwelt den Pelz über die Ohren zu ziehen, können Raubtiere auch gezähmt und als Helfer eingesetzt werden. Die Begleiter sind dermaßen hilfreich, dass man sich oft gar nicht selbst die Hände blutig machen muss. So wird einfach eine Eule über das gegnerische Lager geschickt um sich einen Überblick zu verschaffen und per Befehl ein zahmer Säbelzahntiger auf ausgewählte Feinde gehetzt. Dieses Vorgehen ist in vielen Fällen nicht im Geringsten herausfordernd, erspart aber den ungenauen Nahkampf mit der Keule, die kaum Trefferfeedback liefert. Die tierischen Begleiter haben aber auch andere Qualitäten, beispielsweise geben sie hervorragende Reittiere ab, schließlich erkundet es sich komfortabler auf dem Rücken eines Säbelzahntigers.

far-cry-primal-2

Urzeitliche Flora und Fauna
Das Tal von Oros besteht aus dicht bewachsenen Wäldern, verschneiten Gipfeln und unerforschten Höhlen. Die Entwickler haben sich sichtlich Mühe gegeben, die Umgebung so authentisch wie möglich wirken zu lassen, denn Bäume, Büsche, Farne und Gräser sehen tatsächlich aus, als könnten sie aus einer längst vergangenen Zeit stammen. Gleiches gilt für die gesprochene Sprache, die eigens für das Spiel entwickelt wurde und nur mit Untertiteln zu verstehen ist. Die Fauna ist vielfältig und unberechenbar. Verfolgt man etwa ein verwundetes Wildschwein um ihm die Haut abzuziehen kann es vorkommen, dass man plötzlich einem wütenden Mammut gegenübersteht, das mit Speeren einer verfeindeten Jagdpartie gespickt alles aufs Korn nimmt, das nicht bei drei auf den Bäumen ist. Bei Nacht lässt nicht nur die Engine mit tollen Beleuchtungseffekten die Muskeln spielen, auch Raubtiere treiben sich vermehrt in den Wäldern herum und machen Jagd auf unvorsichtige Menschen, die ihre Fackel zuhause gelassen haben. Wenn man Glück hat, sind die Jaguare aber auch in Revierkämpfe verwickelt, sodass man sich vorsichtig vorbeischleichen kann, ohne angegriffen zu werden.

far-cry-primal-4

Review Overview

Wertung - 8.5

8.5

Evolutionsschritt

Far Cry Primal erfindet das Rad nicht neu (ja, der war billig), fügt der Formel aber genug frische Ideen hinzu, dass es sich tatsächlich wie ein Evolutionsschritt (der ist ebenfalls billig) anfühlt, während die Unterschiede zwischen Far Cry 3 und 4 mit der Lupe gesucht werden mussten. Primal beeindruckt vor allem mit der versuchten Annäherung an Authentizität mit der realistisch wirkenden Sprache, ohne aber Eingängigkeit und Spaß zu vernachlässigen. Die Ubisoft-typisch mit Nebenaufgaben übersäte Karte mag im ersten Moment eher wie Arbeit aussehen, das Setting zieht aber dermaßen in seinen Bann, dass die vielen Standardaufgaben am Ende kaum ins Gewicht fallen. In Summe das stärkste Far Cry, und das ganz ohne AK-47, Panzerfaust und Co.

Zweitmeinung von Michael:
Was für ein Tapetenwechsel! Ähnlich wie schon bei den Assassin‘s Creed-Spielen greift Ubisoft hier mit der Steinzeit auf ein Setting auf, das auch nach über 30 Jahren Videospielgeschichte so frisch ist, dass es beinahe jungfräulich wirkt. Far Cry Primal ist zwar keine Urzeit-Simulation, untermauert seine Atmosphäre jedoch mit wissenschaftlich fundierten Elementen. Den Eindruck, den ich nach den ersten zehn Minuten hatte, wurde auch nach 20 Stunden bestätigt: Das Spiel hat mich wahrlich gepackt! Für mich definitiv der bisher stärkste Titel der Far Cry-Reihe, ohne die typischen Spielelemente auf der Strecke zu lassen.
far-cry-primal-coverGenre: Action
System: PS4, Xbox One, PC
Entwickler: Ubisoft
Erscheint: 23. Februar
Preis: ca. 70 Euro

Far Cry Primal bei Amazon kaufen und SHOCK2 direkt unterstützen!

[amazonjs asin=“B016B9NSRA“ locale=“DE“ title=“Far Cry Primal (100% Uncut) AT-PEGI – PlayStation 4″][amazonjs asin=“B016B9NT2O“ locale=“DE“ title=“Far Cry Primal (100% Uncut) AT-PEGI – Xbox One“][amazonjs asin=“B016B9NRR6″ locale=“DE“ title=“Far Cry Primal (100% Uncut) AT-PEGI – PC“]

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"