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Review: Everybody’s Gone to the Rapture

Mit den beiden Spielen Dear Esther und Amnesia konnte das im englischen Brighton beheimate Entwicklerstudio The Chinese Room bereits weit über die Indieszene hinaus für Aufmerksamkeit sorgen. Beim neuen Spiel Everybody’s Gone to the Rapture, sicherte sich deshalb Sony nicht nur die Exklusivität für die PlayStation 4, sondern stellte dem jungen Team auch noch das SCE Santa Monica Studio (God of War) zur Seite, die schon große Erfahrung darin haben, anderen Teams bei ihren Projekten zu helfen.

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Zu Beginn des Spiels findet ihr euch im äußerst idyllischen englischen Dorf Shropshire wieder. Schmetterlinge fliegen umher, die Grashalme wiegen sich im Wind und Schrebergärten und kleine Häuser in der typisch britischen Architektur prägen das ländliche Bild. Wir schreiben das Jahr 1984, die Welt befindet sich aufgespalten in Ost und West fest im Griff des Kalten Kriegs und man könnte meinen, in Shropshire würde das tägliche Leben seinen üblichen Lauf nehmen und der Milchmann jeden Moment seine tägliche Runde starten. Doch etwas stimmt nicht, der augenscheinlich gerade noch lebendige Ort ist wie ausgestorben… Doch welches Ereignis lässt sämtliche Bewohner eines Dorfes Spurlos verschwinden? Warum liegen hier tote Vögel am Boden? Und von wem stammen die Blutspuren? Die Jagd nach dem Geheimnis hat gerade erst begonnen…

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So viel gleich vorweg, Action-Fans werden bei Everybody’s Gone to the Rapture nicht auf ihre Kosten kommen. Das Adventure orientiert sich an dem geistigen Vorgänger Dear Esther. Das bedeutet, dass es im Spiel keine klassischen Spielelemente wie etwa Puzzles gibt. Die Hauptaufgabe besteht darin, rund fünf Stunden durch Shropshire zu laufen und möglichst viele Story-Fragmente des Mysteriums zusammen zu spazieren. Was langweilig klingt, nimmt euch, vorausgesetzt ihr lasst euch auf die toll konstruierte Handlung und Atmosphäre des Spiels ein, gefangen. Im Spiel warten gleich mehrere Handlungsstränge darauf, erforscht zu werden. Dabei bekommt ihr die Handlung nur in losen Bruchstücken vorgesetzt. Da gibt es die geheimnisvolle Lichtkugel, die euch zu Orten führt, wo ihr Flashbacks der früheren Bewohner aufschnappen könnt. Daneben gibt es jedoch noch zahlreiche andere Storyelemente wie Radioaufnahmen oder Telefongespräche. Mehr und mehr bauen sich die verschiedenen Charaktere und ihr Schicksal vor eurem geistigen Auge auf und werden lebendiger, wobei wohl die Spieler auch durchaus unterschiedliche Schlüsse über den Ausgang der Handlung und einiger Nebenstränge ziehen dürften. Einzig die langen Gehwege, ziehen sich gerade in der Mitte des Spiels doch oft dahin, etwas Abhilfe schafft hier das Drücken der R2-Taste, dann beginnt ihr euch wenigstens etwas schneller zu bewegen. Diese Langsamkeit ist von den Entwicklern absichtlich in das Spiel integriert worden, der Spieler soll so den Blick fürs Detail nicht verlieren und auch genug Zeit haben, eigene Gedanken und Schlüsse zu entwickeln.

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Audiovisuell haben sich die Entwickler ordentlich ins Zeug gelegt und so einiges aus der verwendeten CryEngine herausgeholt. Viele kleine Details machen die 1980er Jahre hier wieder „lebendig“. Da steht der gute alte Commodore C64 auf einem Tisch, dort liegt ein wohl gerade noch von einem Kind benutzter Walkman. Ja, dieses britische Dorf mit seinem ländlichen Idyll  würden wir auch sehr gerne in der virtuellen Realität besuchen. Der stimmungsvolle Soundtrack wird sehr sorgfältig eingesetzt und unterstreicht verschiedene Situationen. Generell ist hier das Hören genauso wichtig wie das Sehen, denn sämtliche Hinweise wurden eingesprochen und liegen in verschiedenen Sprachen, neben dem englischen Original etwa auch in Deutsch, vor. Vorbildlich: Ihr könnt auch die britischen Sprecher mit deutschen Untertiteln unterlegen. Wobei auch die deutschen Sprecher eine wirklich gute Arbeit abgeliefert haben.

Review Overview

Wertung - 8

8

Tolle Apokalypse auf britische Art

In rund fünfeinhalb Stunden hatte ich die Story von Everybody’s Gone to the Rapture erlebt, denn von durchgespielt kann man hier eigentlich nicht sprechen. Obwohl die Hauptinteraktion hier aus schlichten herumgehen besteht, konnte ich in der gesamten Spielzeit höchsten einmal zum Kühlschrank laufen und mir ein frisches Getränk holen. Schon nach kurzer Zeit war ich regelrecht gefangen und wollte einfach alles über das Geheimnis von Shropshire in Erfahrung bringen. Mehr noch, man fiebert mit dem Schicksal der Charaktere mit – und das, ohne sie je gesehen zu haben. Eine tolle Spielerfahrung.

Genre: Adventure
System: PlayStation 4 (PSN)
Entwickler: The Chinese Room
Erscheint: erhältlich
Preis: ca. 20 Euro

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