Review: Dreamfall Chapters – Buch 1: Wiedergeburt

Jeder der sich schon ansatzweise mit Dreamfall Chapters beschäftigt hat, wird folgenden Spruch schon zu genüge gelesen haben, aber man muss es einfach noch mal wiederholen: ENDLICH GEHT ES WEITER! Acht Jahre mussten wir und alle eingefleischten Fans der Dreamfall-Reihe ausharren – gequält von einem Cliffhanger, den sich Hollywood nicht besser hätte ausdenken können und von der leisen Furcht, dass wir vielleicht nie erfahren würden, wie Ragnar Tørnquist und sein Team vorhatten, eines der bestinszenierten Komplotte der Spielegeschichte aufzulösen. Doch Crowdfunding sei Dank dürfen wir uns mit Dreamfall Chapters – Buch 1: Wiedergeburt erneut in die magischen Welten von Stark und Arcadia werfen, auch wenn der erste Ausflug nach all der Zeit ein wenig bittersüß ist!

Nichts für Quereinsteiger

Gleich vorweg: Wenn ihr neugierig seid, was es denn mit all dem Hype um Dreamfall so auf sich hat, dann solltet ihr auch dort beginnen, wo alles angefangen hat, denn Dreamfall Chapters versucht nicht einmal ansatzweise, Quereinsteigern in die Serie zu vermitteln, was in den Vorgängern vorgefallen ist. Buch 1: Wiedergeburt geht nahtlos da weiter, wo Dreamfall: The Longest Journey so abrupt geendet hat und alte Hasen bekommen sofort ein wohlig warmes Gefühl in der Brust. Doch all die Freude wird bald überschattet, schließlich erinnern wir uns alsbald auf welch fatalistischer Note Dreamfall: TLJ geendet hat. Die Gruppe von Aufständischen aus dem magiestarrenden Arcadia betrauert den Tod der Protagonistin April und der Azadi-Agent Kian sitzt wegen Hochverrats im Kerker, wo er auf seine Hinrichtung wartet. Und die Träumerin Zoë Castillo liegt nach den Ereignissen des Vorgängers immer noch im Koma. Während ihr Körper dem Tode jeden Tag ein wenig näher rückt und sie spürt, dass das Ende nahe ist, ist ihr Geist alles andere als regungslos. Denn als selbst ernannte Hüterin der Traumwelt hat sie einiges zu tun. Und wir müssen ihr dabei helfen!

Ein großes Tutorial

Im Ersten der drei Abschnitte aus Buch 1 dürft ihr eben jene Traumwelt alsbald erforschen, denn trotzt unserer Bemühungen im Vorgänger sind die Traummaschinen des zwielichtigen Spielzeugkonzerns WATI in Produktion gegangen und erfreuen sich reger Beliebtheit. Doch schon bald sitzen immer mehr Menschen in nicht enden wollenden Albträumen fest, die ihr nur mit Hilfe von Zoës Träumerfähigkeiten wieder befreien könnt. Um das zu tun, könnt ihr nicht nur die Zeit verlangsamen (besonders praktisch um eine immer wieder an euch vorbeifallenden Frau zu retten!), das innewohnende Licht von Dingen und Menschen manipulieren und deren Gedanken lesen, um mehr über ihre missliche Traumlage in Erfahrung zu bringen. Haben wir diesen Abschnitt hinter uns gebracht, wird es etwas klassischer, denn im darauf folgenden schlüpfen wir erneut in die Rolle von Kian, der seiner Hinrichtung entgegen sieht. Bevor es jedoch dazu kommt, starten die Rebellen einen Aufstand im Gefängnis und wir müssen ihm nun bei der Flucht helfen. Dabei konzentriert sich das Spiel eher auf Aufgaben wie “kombiniere X mit Y und verwende es mit Z” und versetzt uns zurück in die Zeit altehrwürdiger Point & Click-Adventures. Außerdem werden wir in den ersten beiden Abschnitten damit konfrontiert, dass nicht all unsere Entscheidungen ohne Konsequenzen bleiben. Entfaltet sich so ein folgenschwerer Moment werden wir nicht nur mittels dramatischer Musik darauf aufmerksam gemacht, sondern bekommen auch die Möglichkeit, ein nettes Feature zu verwenden, das allerdings nur dann funktioniert, wenn ihr entweder via Steam und Facebook verbunden seid. Bei allen Entscheidungen, die spätere Auswirkungen haben, können wir uns nämlich anzeigen lassen, wie sich die Summe aller anderen Spieler entschieden hat. Haben wir unsere Wahl getroffen, teilt uns das Spiel noch kryptisch mit, dass sich der Charakter eure Entscheidung gemerkt hat. Leider schlägt hier der Nachteil des Episodenformates zu, denn wie diese Entscheidungen den weiteren Spielverlauf beeinflussen, wird man erst in den nächsten “Büchern” erfahren.

Höhen und Tiefen

Im dritten Abschnitt dürfen wir dann wieder Hand an Zoë legen, die sich wieder im futuristischen Stark befindet, wo das Spiel zum ersten Mal seine volle Stärke entwickelt. Auch wenn die Rätsel momentan noch eher mau wirken und Spieler nur mit den Grundkonzepten des Spiels vertraut machen, kann sich die Präsentation des Titels mehr als sehen und hören lassen. Während schon im Vorgänger eine tolle Welt mit viel Tiefgang geschaffen wurde, wird auch in Dreamfall Chapters penibel darauf geachtet, diese Tugend fortzuführen. Besonders Stark, mit seiner multikulturellen Mischung aus Neonwerbungen und verregneten Häuserschluchten besticht durch das Design und vor allem die Synchronsprecher tragen dazu bei, die richtige Stimmung zu schaffen. Leider stellt sich aber auch bald heraus, dass nicht alles heiter Sonnenschein ist. Besonders auf der technischen Seite muss man aufgrund der Unity Engine ein paar Abstriche und Aussetzer in Kauf nehmen. Während teils seltsam glitzernde Augen und die etwas karge Mimik der Charaktere nur etwas auf die Kosmetik des Spiels drücken, sind die Glitches die stellenweise auftreten da schon nerviger. Wenn ein wichtiger NPC einfach mal durch das Level gleitet, kann man nur noch einen alten Spielstand laden.

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