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Review: Dragon Quest VIII: Die Reise des verwunschenen Königs

Der Kreis schließt sich: Nachdem uns Square Enix im Laufe der letzten Jahre einen überarbeiteten Dragon Quest-Teil nach dem anderen für Nintendo-Handhelds in die Hände gedrückt hat, sind wir nun – nur knapp nach dem Erscheinen von Teil VII für den 3DS – bei jenem Teil angelangt, der 2006 als erster nach Europa kam und das Rollenspiel hierzulande zu mehr als einem Insidertipp bekennender Importeure machte. Kann das Rollenspiel zehn Jahre später noch immer überzeugen? Wie ist der Umzug von der PS2 auf Nintendos Handheld gelungen? Fragen über Fragen – und wir haben die Antworten.

Dragon Quest VIII erzählt – wie der Untertitel Die Reise des verwunschenen Königs schon beschreibt – die Geschichte von König Tronde, dessen Schloss vom Hofnarren Dhoulmagus verflucht wurde. Tronde ist seitdem ein Troll, seine Tochter Medea ein Pferd (die praktischerweise deshalb auch unseren Karren ziehen kann) und von den Bewohnern des Schlosses hat einzig unser Held den Zauber unbeschadet überstanden. Gemeinsam mit dem Banditen Yangus, dem wir das Leben gerettet haben, machen wir uns auf, Dhoulmagus zu finden und den Fluch zu brechen.

Formel Dragon Quest
Was folgt, ist ein klassisches Abenteuer, das ganz und gar der Dragon Quest-Formel folgt: Wir wandern von Ort zu Ort, kümmern uns um die Probleme der Bewohner und meist führt uns das an irgendwelche Orte, wo wir uns zahlreichen Monstern in Rundenkämpfen stellen müssen. Das klingt jetzt vielleicht langweilig, aber so ist es nicht. In Dragon Quest gilt fast immer „der Weg ist das Ziel“, und das Erkunden der Welt, das Aufleveln gegen Gegner, die Rundenkämpfe und die Suche nach dem Weg, den Fluch zu brechen, machen dementsprechend Spaß, auch wenn – und das muss man hier einfach sagen – die Story im Vergleich zu anderen japanischen Rollenspielen ein wenig dünn bleibt. Das war aber auch nie der Fokus der Serie und Fans wissen durchaus, worauf sie sich einlassen. Allen anderen sei einfach gesagt: Dragon Quest war lange Zeit eine Rollenspielserie, die gegenüber Modernisierungen eher vorsichtig war und der Tradition verhaftet blieb – und das spürt man auch in Teil VIII, wo man zwar bei der Präsentation ordentlich drauflegte, aber das Gameplay sich einfach noch immer ein wenig retro anfühlt. Genau das ist es aber auch, was Fans an der Serie schätzen.

Nur leichte Veränderungen
Gerade jenen Fans werden allerdings die Veränderungen auffallen, die beim Port auf den 3DS eingebaut wurden – auch wenn vieles erst gegen Ende (oder auch erst NACH dem Ende) relevant wird: So ist es zum Beispiel möglich, zwei neue Partymitglieder aufzunehmen, die im Original zwar schon vorkamen, aber nicht spielbar waren; es gibt ein neues, alternatives Ende und auch neue Inhalte. Puristen werden vielleicht auch paar kleinere Veränderungen in diversen Handlungssequenzen entdecken, die aber vermutlich nur jenen Fans auffallen werden, die die PS2-Version ausgiebig gespielt haben – ich sage als Beispiel nur „Hundefutter“ und „Marcello und das Zepter“. Diese Änderungen sind allerdings eher minimal und stören nicht. Was allerdings durchaus positiv auffällt: Für den Port wurden die Zufallskämpfe abgeschafft. Gegner sind auf der Karte sichtbar, sodass man sich entscheiden kann, ob man sich dem Kampf stellt oder lieber ausweicht – was natürlich vor allem dann praktisch ist, wenn man sowieso schon angeschlagen ist und sich nur noch ins nächste Dorf retten möchte. Zu oft ausweichen wird allerdings vor allem deshalb nicht empfohlen, weil man sonst rasch vor Problemen in den Kämpfen steht, weil die Monster einfach zu stark werden. Apropos Kämpfe: Diese kann man jetzt beschleunigen und erreicht man genug Erfahrungspunkte, um ein Level-up zu bekommen, werden HP und MP wieder hergestellt – eine willkommene Hilfestellung. Verhältnismäßig unnötig ist hingegen ein neuer Foto-Modus, mit dem man die Reise auf Bildern festhalten und diese später per Street Pass teilen kann. Auch eigene Quests zu dem Thema gibt es.

Das Orchester macht Pause
Grafisch wurde Dragon Quest VIII von der PS2 gelungen auf den Handheld gebracht: Die Optik deckt sich zwar nicht 1:1 und an manchen Ecken und Enden wurden Details gespart, aber der Cel-Look wirkt noch immer gelungen und sogar farbkräftiger als im Original. Allerdings dürfte die Grafik den 3DS doch ziemlich stark fordern – anders können wir uns nämlich nicht erklären, dass man die 3D-Funktion deaktiviert hat. Und in noch einem Punkt müssen wir Abstriche in Kauf nehmen: Bekam Dragon Quest VIII auf der PS2 für den Release im Westen statt einem Synthesizer- einen orchestralen Soundtrack, müssen wir diesmal mit der Synth-Version auskommen, während in Japan das Orchester aufspielen darf. Das ist schade, denn die Orchesterversion weist über weite Strecken mehr Druck und Klang auf, was besonders auffällt, wenn man die PS2-Version noch im Kopf hat. Warum man sich so entschieden hat, ist nicht bekannt – die Qualität ist allerdings auch so noch immer in Ordnung und trübt die Spielerfahrung nicht nachhaltig. Ein großer Sprung in Sachen Präsentation, wie ihn die älteren Spiele der Reihe beim Port mitgemacht haben, ist hier allerdings nicht geglückt. Auch die Überarbeitungen sind nett, aber nicht unbedingt notwendig, um Dragon Quest VIII zu genießen (wenngleich der Verzicht auf die Random Encounter wirklich angenehm ist und den Spielfluss deutlich verbessert), weshalb sich Besitzer des PS2-Originals durchaus überlegen dürfen, ob sich der Kauf für sie auszahlt.

Zum Thema: Spiele, die ich vermisse #142: Dragon Quest: Die Reise des verwunschenen Königs

Review Overview

Wertung - 8.5

8.5

Alte Stärken, kaum Verbesserungen

Dragon Quest VIII und ich haben keine unkomplizierte Geschichte, wie jeder, der sich neben diesem Test auch den aktuellen „Spiele, die ich vermisse“-Eintrag zum Thema durchliest, selbst feststellen kann. Ich bin allerdings froh darüber, jetzt nochmal einen zweiten Blick auf den Titel werfen zu können, nachdem ich besser verstanden habe, wofür die Reihe steht und durch die Vorgänger auch diesen Teil besser zu schätzen gelernt habe. Das merzt zwar meine Kritikpunkte an Teil VIII nicht völlig aus – ich spiele Rollenspiele lieber wegen der Geschichte, und die Story von „Die Reise des verwunschenen Königs“ kann einfach mit vielen meiner Lieblingstitel nicht mithalten, sondern bleibt recht dünn – aber lässt mich dann doch etwas mehr die positiven Seiten erkennen. Dragon Quest VIII ist ein Blick in eine Zeit, als Rollenspiele noch einfacher waren, als Gameplaysysteme nicht völlig überfrachtet wurden, um „mehr“ zu bieten. In diese Falle ist die Reihe einfach nie getappt, sondern ihren Wurzeln treu geblieben. Leider hat es die 3DS-Fassung allerdings aus zwei Gründen weiterhin schwer: DQ VIII war das erste Spiel, das wir in Europa kaufen konnten – dementsprechend werden es viele Fans wohl schon daheim haben; außerdem sah das Spiel damals schon gut aus und wurde ansprechend präsentiert, sodass diese Fassung nun auch nicht den Präsentationssprung hinlegt, den z.B. DQ VII am Weg auf den 3DS durchgemacht hat. Dass zusätzlich der 3D-Modus deaktiviert und auch den Orchestersoundtrack verzichtet wurde, sind weitere Abzugspunkte. Keine Frage: DQ VIII bleibt ein gutes Spiel, das man gerade als Fan der Reihe, aber auch als Fan von JRPGs gespielt haben sollte. Ob man es unbedingt nochmal spielen muss, wenn man die PS2-Fassung schon kennt, muss allerdings jeder für sich entscheiden.

Genre: JRPG
Entwickler: Square Enix
Erscheint: 20. Januar 2017
Preis: 40 Euro
System: 3DS

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Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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