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Review: Dragon Age: Inquisition

Spät aber doch. Das Review zum dritten Epos der Dragon Age-Saga aus dem Hause BioWare ließ leider etwas auf sich warten, da die Testversion mit fast schmerzender Verspätung bei uns eingetroffen ist. Da freut man sich auf den vielleicht besten RPG-Titel des Jahres und wartet brav auf den Postboten, der einen erlösen soll, doch nach etlichen Tagen haben wir statt Thedas zu retten nur unser Sitzfleisch trainiert. So gesehen war das aber keine schlechte Sache, schließlich musste besagtes Sitzfleisch kräftig herhalten, als Dragon Age: Inquisition dann endlich im Postkasten lag. Und wenn BioWare ein Versprechen gehalten hat dann dieses: Dragon Age: Inquisition ist verdammt groß!

Dragon Age Inq 3

The story so far…
Langsam wird es ja etwas unübersichtlich, deshalb kurz zur Rahmenhandlung: Anders als in BioWares Space-Opera Mass Effect sind wir in allen Dragon Age-Teilen mit einem anderen Protagonisten unterwegs und auch Inquisition macht hier keine Ausnahme. Knapp ein Jahr nach den Ereignissen in Dragon Age II finden wir uns in Ferelden (dem Königreich aus Dragon Age: Origins) wieder, das unter den Folgen des dramatischen Cliffhanger-Finales zu leiden hat, welches sich in Kirkwall (der Stadt aus Dragon Age II) zugetragen hat. Wir erinnern uns: Die Magier aller Zirkel haben aufgrund der extremen Vorgehensweise der Templer gegen ihre Zunft zum allgemeinen Aufstand gegen die Unterdrücker aufgerufen und somit einen Bürgerkrieg vom Zaun gebrochen, der die Welt Thedas in ihren Grundfesten erschüttert. Doch nach einem Jahr erbitterten Blutvergießens stimmen beide Parteien zu, sich unter der Aufsicht der hoch geachteten Göttlichen, der Führerin der Kirche, im heiligsten aller Tempel zu Verhandlungen zu treffen. Bevor jedoch irgendwelche Gespräche zustande kommen können, gibt es eine gigantische Explosion, die nicht nur den Tempel bis auf die Grundmauern reduziert, sondern auch alle Anwesenden töten – bis auf euch. Als einziger Überlebender der Katastrophe seid ihr zwar der Hauptverdächte der Sucherin Cassandra Pentaghast (dieselbe Dame die Varric in Dragon Age II verhört), doch dank eures davongetragenen Mals – das etwas später die Bezeichnung Anker erhält – werdet ihr auch zur einzigen Person, die all die Risse im “Schleier” (die Ebene der Träume, Geistern und Dämonen) wieder schließen kann, aus denen allerlei unerwünschte Dämonen in die Welt der Lebenden strömen. Wie folgenschwer dieses Desaster ist wird klar, als die Kirche zusammenbricht und Cassandra als rechte Hand der Göttlichen, nichts anderes mehr übrig bleibt als die Inquisition wieder ins Leben zu rufen, mit euch als Hoffnungsträger an der Spitze. Nun liegt es am Spieler, den ältesten militärischen Orden wieder erstarken zu lassen und die Welt vor der neuen Bedrohung sowie sich selbst zu retten. Heitere Aussichten!

Dragon Age Inq 1

Am Anfang…
…war ein Wandteppich. Klingt jetzt so gar nicht episch, beschreibt aber das vielleicht smarteste Feature von DA:I, das ihr auf jeden Fall vor dem Beginn eures Abenteuers nutzen solltet. Besagten Wandteppich findet ihr unter https://dragonagekeep.com, wo ihr euch mit eurem Origin-Konto einloggen könnt und sobald dies geschehen ist, eröffnen sich mehrere Möglichkeiten. Habt ihr eure Spielstände der ersten beiden Teile gehortet, könnt ihr diese einfach einscannen und diese werden für euch in einen Weltenstatus umgewandelt, der eure Entscheidungen berücksichtigt und dementsprechend auf DA:I überträgt. Doch auch wer keine Spielstände mehr entstauben kann oder vielleicht die Plattform gewechselt hat muss nicht verzweifeln, schließlich könnt ihr besagten Teppich auch manuell einstellen wie es euch beliebt. Ein perfektes Feature für Komplettisten, die sich im Nachhinein vielleicht über die eine oder andere getroffene Entscheidung ärgern. Wie eure Alter Egos gelebt, geliebt und eventuell gestorben sind, kann mit wenigen Klicks für alle Teile und Erweiterungen bestimmt werden. Fertig gestellt und beim Spielstart importiert kann ja eigentlich gar nichts mehr schiefgehen!

Dragon Age Inq 5

Gut zu Fuß
Euer aktueller Protagonist würde uns bei dieser Feststellung wahrscheinlich für geisteskrank erklären, aber sein/ihr Leid ist unser Abenteuer und schickt uns auf eine Reise durch Thedas, die in ihren Ausmaßen bis jetzt alle anderen Teile übertrifft. So dürfen wir diesmal nicht nur in Ferelden herumstreifen, sondern auch im Königreich Orlais, das eine tragende Rolle im Machtkampf der Imperien spielt. Und herumstreifen ist auch ein gutes Stichwort, denn obwohl DA:I immer noch kein Open World-Titel geworden ist und euch zwischen etwa 10 Locations hin- und herschickt, müssen sich diese keinesfalls schämen. Vergesst die begrenzten Wege aus Origins und die repetitiven Stadtteile aus DA II, denn jede Zone bietet Freiheit und Abenteuer hinter jeder Ecke. Zum einen könnt ihr euch in den Gebieten fast frei bewegen und besonders entdeckungsfreudige Naturen werden oft mit geheimen Schätzen und spannenden Nebenquests belohnt. Und auch Reittiere gibt es nicht ohne Grund, denn für so manchen Landabschnitt müsstet ihr mehrere Minuten aufwenden, um ihn zu Fuß zu durchschreiten. Zum Anderen glänzen jene Gebiete nicht nur durch die tollen Effekten der Frostbite 2-Engine, sondern überzeugen auch in Sachen Design und Abwechslung. So durchstreifen wir erneut die Hexenwälder aus Origins, die nun zum Schlachtfeld des Magier/Templer-Krieges geworden sind, auf der sich beide Parteien unabhängig von eurer Heldengruppe bekriegen. Eine andere Quest schickt uns in dunkle, verregnete Marschlande, die von Irrlichtern und alten Götzenbildern durchzogen sind. Wer sich hier ins knietiefe Wasser wagt, weckt unweigerlich die untoten Bewohner dieser bedrückenden Gegend. Gut, dass es bei so viel Vegetation und Feuchtigkeit noch die westlichen Wüsten in Orlais gibt, die mit viel Sand und alten Wächterfestungen, Schluchten und Schwefelfeldern einen tollen Kontrast bieten. Bereits im ersten Gebiet kann man gute 20 Stunden zubringen, ohne die Handlung maßgeblich voranzutreiben und das erinnert doch erfreulicherweise sehr an Perlen wie Skyrim, welches ja oft als Inspirationsquelle von BioWare genannt wurde. Dessen zeitlichen und räumlichen Ausmaße erreichen wir in Inquisition zwar nicht, aber im Durchschnitt könnt ihr mit guten 90 Stunden rechnen, wenn ihr neben der Haupthandlung noch ein paar Nebenquests konsumiert. Wir haben uns jedenfalls oft dabei erwischt, einfach durch die Gegend zu reiten und die Szenerie zu bestaunen, etwas das bis jetzt nur Skyrim geschafft hat.

Dragon Age Inq 4

Viel zu tun
Da ihr euch als Inquisitor allerdings nicht als Reiseführer auszeichnen sollt sondern als Heerführer, geht es auch im neuesten Werk wie gewohnt zu. Während ihr die Quests nach bestem Wissen und Gewissen löst, sammelt ihr nicht nur Gefährten um euch (die wieder einmal auf höchstem Niveau die verbalen Fäuste schwingen), sondern rekrutiert auch Agenten für die Inquisition, um eure Kriegsbemühungen zu unterstützen. Je mehr Agenten euch zu Verfügung stehen, desto schneller könnt ihr Missionen abschließen, die ihr auf dem Kriegstisch an eure drei Berater verteilt. Besagte Missionen haben eine gewisse Dauer, die durch den beauftragten Berater und dessen Agenten beeinflusst werden kann und bei erfolgreichem Abschluss winken für euch Gegenstände, Crafting-Materialen oder die besondere Ressource Einfluss. Denn nur wenn eure Inquisition genügend Einfluss hat, werden andere Missionen oder sogar Storyabschnitte erst freigeschaltet. Um was ihr euch jedoch selbst kümmern müsst, ist die Schlagkraft eurer Truppen, denn um wichtige Kapitel des Spiels zu starten, muss eure Inquisition mächtig genug sein. Macht könnt ihr durch verschiedene Tätigkeiten anhäufen, sei es der Kauf von Handelsverträgen, das Rekrutieren von Agenten oder das Sammeln von Materialien, die für eure Kriegsanstrengungen benötigt werden. Doch nicht nur eure Truppen können von Erzen, Stoffen und Kräutern profitieren. Schon zu Beginn eures Abenteuers habt ihr Zugang zu einer Schmiede und einem Apothekertisch, die es euch erlauben Waffen, Rüstungen und Tränke selber herzustellen – vorausgesetzt ihr habt die notwendigen Blaupausen und Rezepte dafür. Diese können erworben oder gefunden werden und das Resultat ist oftmals besser als die Gegenstände, die euch eure Gegner hinterlassen. Gut gerüstet und mit allerlei Tränken ausgestattet, könnt ihr euch in die weite Welt hinauswagen und mit etwas Glück und gutem Taktieren den Kampf mit Riesen oder sogar Hochdrachen aufnehmen und überleben. Besonders letztere Gattung ist erstaunlich beeindruckend, wenn sie majestätisch über ein Gebiet streifen, dabei Hügelspitzen abtragen und euch mit Feuerbällen bombardieren.

Dragon Age Inq 2

Ansichtssache
Weniger bombastisch ist leider das Kampfsystem ausgefallen, das trotz überarbeiteter Fassung immer noch etwas zu arcadelastig wirkt und ein Zugeständnis an die Konsolenfassung ist, ebenso wie die auf acht Fähigkeiten begrenzte Schnellleiste. Wer sich jedoch schon immer über die zu freizügige Lebensregeneration nach dem Kampf aufgeregt hat, darf sich nun freuen, denn diese ist vollkommen gestrichen. In althergebrachter Baldur’s Gate-Tradition tragen eure Lebensbalken euer Können auf dem Schlachtfeld zur Schau. Heilung gibt es nur durch die oben erwähnten Tränke oder durch speziell geschmiedete Gegenstände. Somit gewinnen auch kleinere Geplänkel an Wichtigkeit, schließlich will man es ja weiter als die nächsten zwei Gegnergruppen schaffen. Wer hier ebenfalls mehr Oldschool-Feeling haben möchte, schaltet am besten die KI-Automatisierung aus (im Falle von Schurken und Einhand/Schild-Kriegern ist diese oftmals überfordert) und stellt auf einen etwas höheren Schwierigkeitsgrad. Etwas unrund gibt sich auch die im Vorfeld immer wieder erwähnte Taktikansicht, die euch das Geschehen nur von knapp über den Köpfen eurer Gruppe erspähen lässt, und ist aufgrund der hakeligen Steuerung eher verwirrend als übersichtlich. Wer wenigstens auf dem PC an das alte Origins-Feeling herankommen möchte, kann sich derzeit mit einem Fan-Mod behelfen, der die ganze Sache schon um einiges übersichtlicher gestaltet. Auch die Frostbite 2-Engine ist trotz all ihrer Vorzüge noch nicht ganz da, wo sie sein soll – jedenfalls in den Händen von BioWare. Während die Effekten und Details wunderschön ausgefallen sind, trüben Clippingfehler in den austauschbaren Teilen der Rüstungen und oft auftretendes Tearing in den Ingame-Sequenzen das Gesamtkunstwerk etwas.

Geschichtsstunde
Doch in Dragon Age: Inquisition ist Trübsal blasen schon sehr schwer, denn wer sich auch nur ansatzweise für das tolle Universum interessiert, bekommt im aktuellen Teil unglaublich viele Hintergrundinfos geboten. Seien es alte Schriften in einem in der Zeit eingefrorenen Tempel oder längst vergessene Grey Warden-Ruinen – so viel Charakter und Geschichte hat es in keinem der vorherigen Titel gegeben. Wer dem Ganzen auch noch seinen eigenen Stempel aufdrücken möchte, der kann das in Skyhold, der Festung der Inquisition, tun, wo euch die Möglichkeit geboten wird, den Stil vieler Elemente festzulegen und das alte Gemäuer zu renovieren. Besonders nett: Der fette Thron, auf dem ihr euch ab und zu niederlassen könnt, ist nicht nur zur Schau da, sondern soll erhaben und einschüchternd wirken, wenn euch Feinde der Inquisition vorgeführt werden. Hier bietet euch das Spiel noch einmal die Gelegenheit über Entscheidungen und Ereignisse zu reflektieren, um dann das passende Urteil zu fällen. Ob Gnade, Exekution oder Zwangsrekrutierung … als waschechter Inquisitor habt ihr eben nie Feierabend. Wer sich jedoch einmal eine Auszeit nehmen möchte, kann sich auch im Multiplayermodus versuchen, der im Grunde genommen wie jener aus Mass Effect 3 funktioniert und euch mit drei Spießgesellen durch eine kleine Anzahl von Missionen schickt, für deren Erledigung Erfahrung und Gold winken. Wer unterwegs auch das eine oder andere wertvolle Material findet, kann sogar noch weitere Klassen freischalten und diese ausrüsten, sofern ihr genügend Gold habt, um die Kisten im Online-Store zu kaufen, in der zufällige Gegenstände enthalten sind. Wer keine Lust hat zu warten, bis die Kasse stimmt, kann natürlich auch in die echte Geldtasche greifen, aber dafür bietet uns der momentane Inhalt des Multiplayers zu wenig Anreiz und Stabilität.

Review Overview

Wertung - 8.5

8.5

Großes RPG-Kino aus dem Hause BioWare

Dragon Age: Inquisition ist sicher nicht der Perfektion nahe, aber BioWare ist auf dem richtigen Weg. Nicht nur, dass alle Handlungsstränge der vergangenen Titel aufgegriffen werden und in ein toll aussehendes Paket geschnürt werden, auch viele der Versprechen wie weitläufige Areale und toll choreografierte Drachenkämpfe erfreuen das Herz vieler alter Dragon Age-Hasen. Es ist zwar schade, dass der eine oder andere kosmetische Bug das Spielvergnügen etwas trübt, doch am ersten großen Patch wird bereits fieberhaft geschraubt und wenn BioWare auch noch ein Toolset für userbasierte Modifikationen vom Stapel lassen würde, wären wir Himmel. So verbleiben wir jedoch etwas erstaunter als erwartet und sind gespannt, was die Zukunft noch für unseren Inquisitor bereithält. Hoffentlich User-Mods, spannende Addons und mehr Inhalte im Mehrspieler!

Genre: RollenspielDragon Age Inq Box
Entwickler: BioWare
Erscheint: Erhältlich
Preis: ca. 50 Euro
System: PC, Xbox 360, Xbox One, PS4, PS3

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