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TV-Review: Doctor Who: The Day of the Doctor

Als am 23. November 1963 eine Science-Fiction Serie mit einem alten Mann der in seiner Police Box durch Raum und Zeit reist veröffentlicht wurde, rechneten wohl nur Wenige mit einem solchen Erfolg in den Folgejahren. Nach 50. Jahren, 11 (eigentlich sogar mehr) Doctoren, 33. Staffeln und einem Kinofilm ist der Doctor beliebter denn je. Das Special zum 50. Geburtstag wurde nicht nur vor dem heimischen Fernseher oder Computer zelebriert, nein, es wurde auch weltweit, simultan in mehr als hundert Kinos ausgestrahlt. Doch ist das „Anniversary Special“ wirklich das epische Meisterwerk, das 50. Jahre der Serien-Geschichte ehrt?
Zum zehnjährigen Jubiläum der Serie wurde die erste Multi-Doctor Folge produziert. In dieser traf der dritte auf den zweiten und ersten Doctor. Nun, 40 Jahre später, sind es wieder drei Doctoren, die für ein Jubiläum auf ein Abenteuer gehen. Dieses Mal sind jedoch die Umstände anders. Wir bekommen die Geschichte geliefert, die sich schon viele Fans seit dem Start der neuen Serie wünschten: Den Timewar und die Auslöschung Gallifreys durch den Doctor. Doch wir sehen nicht nur uns bekannte Doctoren, sondern die von John Hurt verkörperte Figur (auch als Hurt-Doctor oder War-Doctor bekannt). Er ist kurz davor, die Zerstörung Gallifreys durch eine mächtige Maschine einzuleiten. Diese hat jedoch ein Bewusstsein entwickelt (in der Gestalt von Billie Piper, auch bekannt als Rose)und will dem Doctor seine Zukunft zeigen. Dafür führt sie ihn mit dem elften und zehnten Doctor zusammen. Die drei bekommen es im 16. Jahrhundert mit den Zygons zu tun. Zygons? Ja, Zygons! Die schleimigen Monster aus einem Serial des vierten Doctors bekommen nach fast 40 Jahren wieder eine Rolle als Schurken bei Doctor Who im TV. Das ist nur eine der vielen Verweise auf die Historie. Sei es nun der Schal von Tom Baker, den die Wissenschaftsangestellte von UNIT trägt, oder die Kamerafahrt am Anfang vom Special an einen Wegweiser zu „Foremans Schrottplatz“ vorbei, der Ort, an dem das Abenteuer des Doctors erst richtig los ging. Auch das an den zweiten Doctor „Oh, you’ve redecorated. I don’t like it.“ angelehnte Zitat vom David Tennant beim sehen des neuen TARDIS Interiors.
All Doctors

Gerade zum Schluss wird wohl jeder Fan der Serie seine absolute Freude haben. Mir (und wohl auch sehr vielen Fans der Serie) kamen fast die Tränen. Neben dem Thema Ehrung von 50. Jahren Doctor Who kann man ein sehr großes Häkchen machen. Doch kann die eigentliche Geschichte des Specials das auch tragen? Zwar ist die Geschichte um den Timewar interessant, jedoch bekommt sie sehr wenig Platz im Special. Hauptsächlich schlagen sich die drei Doctoren im elisbethanischen England mit den Zygons herum. Das ist zwar amüsant und tut der Dynamik der dreien sehr gut, nur wirkt das ganze bei längerem Nachdenken so unnötig. Die Handlung rund um die Zygons wird nicht mal aufgelöst. Da hätte sich der Herr Moffat ruhig etwas eleganteres einfallen lassen können, denn so wirkt das ganze unfertig. Doch wie schon gesagt, gerade hier dürfen die drei Darsteller des Doctors glänzen. Besonders überrascht hat hier John Hurt. Das Schauspiel-Urgestein zeigt wie gut ein älterer Doctor immer noch funktioniert. Er spricht oft aus, was sich viele Fans der Classics heimlich gedacht haben. So beschwert er sich über den übermäßigen Gebrauch des Sonic Screwdrivers und ärgert sich ein wenig über die Quirligkeit seiner Nachfolger. Auch schauspielerisch ist Hurt auf einem ganz hohen Level, dem seine zwei Kollegen, besonders Matt Smith, in fast nichts nachstehen. Smith ist gewohnt super und bringt den Doctor genau auf den Punkt. Nach dem Special war ich sehr viel trauriger, dass es nur noch eine Folge bis zum unausweichlichen Abschied ist. Weihnachten wird hart. Und auch der letzte Doctor, David Tennant, hat seinen Job überraschend gut gemacht. Es gibt eine sehr große Gruppe Who-Fans, die in dem schottischen Schauspieler die absolute Verkörperung des Doctors sehen. Ich sehe das etwas anders, was nicht direkt am Schauspieler liegt, sondern an den vielen Charakter-Veränderungen die diese Figur unter dem damaligen Showrunner Russel T. Davies hinnehmen musste. Deshalb war ich etwas skeptisch, ob mir die Darstellung dieses Mal gefällt. Und auch hier hat Steven Moffat wieder etwas sehr gutes gemacht. Der Doctor war normal, nicht überdreht, melodramatisch, rührselig oder was man auch immer von ihm in den letzen Jahren zu sehen bekam. Er war ganz normal und nicht das lebende Emotionsspektrum. Wäre Tennant so in der vierten Staffel der Serie und den Specials gewesen, dann wäre sein Doctor mir jetzt sehr viel sympathischer. Begeistert war ich von der Optik des Specials. Die Effekte sahen allesamt sehr gut aus und wir bekamen ein wunderschön animiertes Gallifrey und eine Szenerie zu sehen, die fast aus Star Wars geklaut aussah. Einzig und allein am Schnitt habe ich etwas auszusetzen. An manchen Stellen war dieser viel zu schnell und hektisch. Manche Bilder waren auch etwas unpassend und haben gestört.

Three Doctors

Fazit:
Das 50th Anniversary Special. Die erste Doctor Who Folge nach 6 Monaten und die erste Multi-Doctor Folge nach 28 Jahren. Die Erwartungen waren hoch, denn schafft Steven Moffat wirklich eine Folge, die ganze 50. Jahre ehrt aber kein reines Fan-Fest ist? Die Meinung im Fandom ist gleich: „The Day of the Doctor“ gehört zu einer der besten Doctor Who-Folgen. Zwar hinkt die Story ein wenig, aber das Special im kompletten ist ein Meisterwerk. Fans der neuen Serie werden genauso sehr verwöhnt wie die der Classics. Denn spätestens mit der letzten Szene hat wohl jeder kapiert, die ersten fünfzig Jahre wahren toll, doch die nächsten fünfzig Jahre werden sicher genauso gut. Und seien wir mal ehrlich, ich bin sicher nicht der einzige der sich die ein oder andere Träne vor Freude verdrückt hat.

 

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