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Review: Dissidia Final Fantasy NT

Helden und Bösewichte im ewigen Kampf

Wenn Tidus gegen Sephiroth kämpft, Noctis Kefka entgegentritt und Kain Lightning vermöbelt, ist die Final Fantasy-Welt in Aufruhr. Die Reihe basiert ja eigentlich auf einer (nur selten durchbrochenen) Grundfeste: Die einzelnen Serienteile sind streng voneinander abgegrenzt und die Geschichten der einzelnen Hauptlinientitel klar getrennt – Begegnungen zwischen Protagonisten verschiedener Teile gibt es normalerweise nicht. Und doch wäre es zu schade, die Helden und Antagonisten aus 15 Teilen und noch mehr Spin-Offs einfach auf die Halde zu werfen und nicht mehr zu nutzen. Mit Dissidia Final Fantasy entstand deshalb 2008 ein Spiel für PSP, in dem Figuren aller Teile aufeinander treffen, um sich in den Kampf zwischen zwei Göttern zu werfen. 2011 folgte ein Prequel/Remake auf derselben Plattform namens Dissidia 012 Final Fantasy, das die Story ausbaute und noch mehr Figuren in den ewigen Zyklus der Gefechte warf. Sieben Jahre später darf mit Dissidia Final Fantasy NT – diesmal für PS4 und entwickelt von Team Ninja – erneut losgekämpft werden.

Clash of Swords

Falls ihr die beiden PSP-Teile bislang ausgelassen habt, ist das übrigens kein Beinbruch: Zwar spielt die Geschichte von Dissidia Final Fantasy NT nach den Ereignissen aus den Vorgängern, ist aber auch ohne Vorwissen verständlich. Mehr noch: Nachdem die Story in den Handheld-Titeln als Bindeglied zwischen den Kämpfen der Solo-Kampagne diente, ist sie diesmal eher optionales Beiwerk, das man sich erst verdienen muss. Nur wer ausgiebig kämpft, bekommt Memoriasteine, eine spezielle Währung, mit der ihr in der Geschichte voranschreiten könnt. Der Aufwand dafür ist allerdings relativ hoch für verhältnismäßig maue Belohnung: Meist handelt es sich nur um kurze Story-Schnipsel oder auch nur Kämpfe gegen die KI.

Those Who Fight Further

Der Fokus von Dissidia Final Fantasy NT liegt also nicht auf der Handlung, sondern auf den Kämpfen, die in NT nicht mehr einer gegen einen, sondern drei gegen drei in diversen Arenen stattfinden. Zentral für das Gameplay sind zwei Arten von Angriffen. Erstere ist die Mut-Attacke, die dem Gegner Mut entzieht und eure eigene Mut-Leiste aufbaut. Das ist relevant für den zweiten Angriff, denn dieser entzieht dem Gegner HP – und zwar abhängig von der Höhe eures Mut-Werts. Erreichen die Hitpoints null, ist die entsprechende Figur kampfunfähig, kann aber danach wieder aufs Schlachtfeld zurückkehren. In den meisten Gefechten geht es darum, dass drei Figuren der gegnerischen Mannschaft K.O. gehen müssen; das kann durchaus auch dreimal dieselbe sein, wenn ihr eine Schwachstelle im Setup eurer Gegner bemerkt. In anderen Szenarien muss der gegnerische Kristall zerstört werden, was aber ebenfalls darauf fußt, erst die Gegner auszuschalten. Effektiv regiert auf dem Schlachtfeld allerdings ohnehin vor allem das Chaos, denn wenn sechs Kämpfer mit allerhand Spezialeffekten gegeneinander ins Feld ziehen, Bäume hochlaufen, in Windeseile durch die Landschaft flitzen und eventuell sogar die Beschwörung von Ifrit, Bahamut & Co. vollbringen, leidet vor allem die Übersicht. Auch das User-Interface ist keine große Hilfe, denn während es eigentlich alle Infos liefert, die man im Kampf benötigt, hätte man es deutlich übersichtlicher designen können. Und auch die Steuerung ist zwar nicht unlogisch, erfordert allerdings Einarbeitungszeit, bis alles im Eifer des Gefechts auch ordentlich sitzt. Das ausführliche Tutorial ist dabei durchaus hilfreich, hilft aber nicht zwangsläufig, alle Zusammenhänge zu verstehen und alle Kommandos schnell genug parat zu haben.

The Man With the Machine Gun

Während die Kampfmodi ein wenig beschränkt daherkommen, gibt es auf anderer Seite Abwechslung: Für die Kämpferriege stehen 28 Charaktere zur Auswahl – weitere sollen per DLC nachgereicht werden. Momentan gibt es aus den ersten zehn Teilen jeweils einen Helden und einen passenden Antagonisten, die zum Teil eher „persönliche Gegner“ als der Hauptbösewicht sind – also z.B. Jecht statt Sin. Die Ausnahme ist hier einzig Teil vier, wo wir mit Cecil, Kain und Golbez gleich drei Charaktere bekommen. Aus XII, XIII und XV wurden allerdings nur die Helden Vaan, Lightning und Noctis übernommen und passende Bösewichte fehlen noch. Abgerundet wird die Kämpferriege durch Repräsentanten aus den MMO-Titeln XI und XIV sowie zwei „Gastcharaktere“ aus den Spin-Offs Final Fantasy Tactics (Ramza) und Type-0 (Ace). Welchen Helden ihr wählt, sollte nicht nur eurem persönlichen Geschmack entsprechen, sondern auch eurer Taktik in den Kämpfen. Jeder Held gehört einer von vier Klassen an, bringt einen einzigartigen Spezialskill mit sich (das kann z.B. ein Buff oder Debuff sein) und kann zusätzlich zwei weitere Skills ausrüsten. Problematisch ist hier allerdings, dass man diese Entscheidungen schon im Vorfeld treffen muss und die Kommunikation ohne Voicechats nur mit vorgegebenen Chat-Phrasen funktioniert. Hier merkt man wohl, dass Dissidia NT ursprünglich für Arcade-Hallen designed wurde, wo die Teams sich absprechen konnten. In der PS4-Fassung gibt es allerdings keinen lokalen Multiplayer, sodass man sich entweder online Mitspieler suchen muss oder „nur“ den Gauntlet-Modus spielen kann – zumindest wenn man auch tatsächlich die Charaktere weiterentwickeln und Spielinhalte freischalten will.

Wertung - 7

7

Team-Fighter mit Final Fantasy-Anstrich

Dissidia Final Fantasy NT ist ein neuer Ansatz in der schon etwas vergessenen Dissidia-Reihe. Der Fokus ging eindeutig weg von der Story hin zu den Kämpfen – und genau deshalb ist es so schade, dass in diesem Bereich nicht mehr geboten wird. Viele Problemstellen kann man zwar dadurch erklären, dass das Spiel ursprünglich für Arcade-Hallen entwickelt wurde und jetzt eben auch auf der PS4 spielbar ist, aber was dort funktioniert, klappt nicht zwangsläufig im eigenen Wohnzimmer. Ein lokaler Multiplayer-Modus hätte hier ebenso geholfen wie eine größere Auswahl an Kampfmodi und eine bessere Solo-Experience. Ersteres hätte das doch recht hektische Kampfsystem taktischer gemacht; zweiteres einfach mehr Abwechslung geliefert, denn so herrscht schon bald eine gewisse Eintönigkeit; und letzteres hätte überzeugten Solisten geholfen, denen man so das Spiel fast gar nicht empfehlen kann – wer will schließlich nur Gauntlet spielen, um alles freizuschalten und die Story zu sehen? Das ist schade, denn eigentlich hat Dissidia NT viele gute Ansätze, kann aber gerade bei der Dauermotivation und der Abwechslung einfach nicht so punkten, wie es die Reihe verdient hätte.

Genre: Beat’em-Up
System: PS4
Entwickler: Team Ninja
Erscheint: Erhältlich
Preis: ca. 55 Euro

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Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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