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Review: Die offizielle Marvel-Comic-Sammlung Nr. 1: Iron Man – Dämon aus der Flasche

Nach den letzten beiden doch recht aktuellen Ausgaben, zumindest im Vergleich zur heutigen, widme ich mich einer deutschen Erstveröffentlichung, die viel zu lange unbeachtet geblieben ist und zu Recht als eine der ganz großen Comicgeschichten gilt …

Die offizielle Marvel-Comic-Sammlung Nr. 1:
Iron Man – Dämon aus der Flasche

Tony Stark hat Probleme. Große Probleme. Nicht nur, dass SHIELD drauf und dran ist, seine Firma zu übernehmen, auch privat und als Iron Man läuft es nicht mehr wirklich rund. Da hilft es auch nicht viel, dass er Seite an Seite mit Namor eine Verschwörung auf einer geheimen Insel mit großen Vibraniumvorkommen aufdeckt und vereitelt, oder dass er in Atlantic City an das Trio Blizzard, Melter und Whiplash gerät. Denn mit seiner Rüstung scheint etwas nicht zu stimmen. Immer wieder kommt es zu mysteriösen Fehlfunktionen, die sogar so weit führen, dass er vor versammelter Weltpresse den karnelianischen Botschafter „ermordet“. Nun muss Tony Stark zu allem Überfluss auch noch Iron Mans Unschuld beweisen und seine Rüstung zur Untersuchung abgeben. Das alles wäre nicht zu überstehen, wenn Tony nicht seinen Freund den Alkohol hätte. Doch dieser Frieden ist trügerisch, denn der Alkohol wird zu einem immer größeren Problem in seinem Leben …

Iron Man im Kampf gegen den Sub-Mariner.

Wie bereits in der Einleitung erwähnt ist der Geschichtenzyklus „Dämon aus der Flasche“ oder im Original „Demon in a Bottle“ ein Meilenstein der amerikanischen Superhelden-Comicgeschichte. Doch dies gilt genau genommen nur für den englischsprachigen Raum. Denn in Deutschland hat sich bisher kein Verlag an diese Story herangetraut. Wieso, weshalb, keine Ahnung. Oder sagen wir wenigstens, ein bisschen könnte ich mutmaßen. Denn als die Geschichte Ende 1979 erschien, war der Williams Verlag mit seinen Marvel-Veröffentlichungen bereits am Ende und Condor übernahm Marvel in Deutschland. Damit fiel die Veröffentlichung in eine unglückliche Zeit, zumindest aus deutscher Sicht. Im späteren Verlauf besserte sich die Lage erst einmal nicht, bis in die frühen 90er Jahre. Mit Dino und Panini blühte die Comiclandschaft wieder auf, aber bereits damals war es schwer, klassisches Material kostendeckend in Deutschland an den Mann zu bringen. Daran hat sich bisher nicht wirklich viel geändert, aber im Rahmen der aktuellen Sammelserie der offiziellen Marvel-Comic-Sammlung gelangt dieses Kleinod endlich auch in deutscher Übersetzung in die hiesigen Comicsammlungen.

Dank Düsenausfall plumpst Iron Man direkt ins Marvel Chefbüro.

Mit der vorliegenden Storyline und den darin enthaltenen US-Heften Nr. 120 bis 128 der amerikanischen Serie Iron Man, charakterisierten David Michelinie und Bob Layton den Eisernen neu. Bis zu diesem Zeitpunkt war Tony Stark ein erfolgreicher Playboy und Iron Man ein ebenso erfolgreicher Rächer und Anführer. Doch jetzt wurde der erfolgreiche Mann, in mehrfacher Hinsicht, gebrochen. Sein Unternehmen wird dem erfolgreichen Geschäftsmann weggenommen und Iron Mans Autonomität ist ebenfalls beschädigt, nachdem es ein Gauner schafft, die Kontrolle über ihn zu erlangen. Und dann wird noch eine nur allzu bekannte Sucht zum einzigen Ausweg für den arg gebeutelten Mann. Seit diesen Ausgaben ist der Alkohol ein stetiger Begleiter in Tony Starks und Iron Mans Leben. Doch nicht mehr weil er immer noch zu tief ins Glas schaut, sondern weil der Alkohol, für einen trockenen Alkoholiker ein ständiges Damoklesschwert darstellt, welches jederzeit auf ihn herabstürzen könnte, um sein Leben endgültig zu zerstören. Somit schufen Michelinie und Layton ein dauerhaftes Drama für den Eisernen, welches jeden Neustart und jede Veränderung an der Figur des Iron Man überstanden hat.

3 gegen 1. Das ist echt unfair. Zumindest für die bösen Buben.

Die visuelle Umsetzung dieser inzwischen legendären Geschichte lag in den gleichermaßen legendären Händen zweier großer Comickünstler. Da wäre zum einen der leider inzwischen verstorbene Carmine Infantino, der auch für seine Arbeiten an Batman für immer im Gedächtnis der echten Comicfans bleiben wird. Infantino zeichnete jedoch lediglich Nummer 122, und wenn man ganz ehrlich ist, gibt es keinen merklichen Unterschied zu Romitas Zeichnungen. Dies liegt aber vor allem an zwei Dingen. Zum einen war es damals noch nicht wirklich üblich dem Zeichner solchen Freiraum zu gewähren und seinen eigenen Stil so spürbar einfließen zu lassen, wie es heute der Fall ist. Bei aktuellen Comics fällt es oft sehr leicht, den Zeichner zu erkennen. Damals musste man solche Feststellungen an minimalen Kleinigkeiten ausmachen, und den Studios war es wichtiger, dass die Helden und Serien überwiegend gleichmäßig und ähnlich aussahen. Außerdem hatte John Romita Jr. zur damaligen Zeit seinen eigenen Stil noch nicht gefunden und eiferte vielmehr seinem Vater nach. Inzwischen ist JRJRs Stil unverwechselbar und dennoch sind auch die damaligen Zeichnungen etwas ganz Besonderes, nicht nur für Nostalgiker.

Und noch eine Fehlfunktion. Nur diesmal kostet sie ein Menschenleben.

FAZIT:

„Dämon aus der Flasche“ ist aus heutiger Sicht, wo alle Superhelden ihre privaten Problemchen haben, ihre Identität alle paar Monate preisgeben und fast ebenso oft sterben und wieder auferstehen, nichts Außergewöhnliches mehr. Für die damalige Zeit jedoch war es ein Meilenstein und gemessen an seinen Auswirkungen ist sie es immer noch. Jeder echte Iron Man-Fan sollte sich dieses Werk auf keinen Fall entgehen lassen und auch alle die schon einmal einen Comic lesen wollten, der nachhaltige Veränderungen mit sich brachte, sollten hier einmal reinblättern.

Jarvis kündigt und Tony erkennt, dass es seine Schuld ist.

Copyright aller verwendeten Bilder © 1979-2014 Marvel & Subs. / Hachette Collections SNC / Panini

INFO:

Titel: Die offizielle Marvel-Comic-Sammlung Nr. 1: Iron Man – Dämon aus der Flasche
Verlag: Hachette Collections SNC
Inhalt: US-Iron Man #120-128
Umfang: 176 Seiten
Format: Hardcover
Autor: David Michelinie, Bob Layton
Zeichner: John Romita Jr., Carmine Infantino

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