Review: Die Legenden von Andor: Chada & Thorn

Der epische Andor-Zyklus aus dem Hause Kosmos ist für viele der Inbegriff eines Fantasy-Brettspiels, das neben Pandemie die Türe für viele andere kooperative Brettspiele aufgestoßen hat und ähnlich wie Die Siedler von Catan jedes Jahr Gelegenheitsspieler in seinen Bann zieht und sie über kurz oder lang zu Vielspielern macht. Nachdem es das preisgekrönte Die Legenden von Andor nun schon seit mehreren Jahren inklusive Erweiterungen und einer lebendigen Community mit selbst kreierten Legenden gibt, wagt man mit Die Legenden von Andor: Chada & Thorn eine Weiterführung der  Story für bis zu zwei Spieler.

Unabhängig von den bisherigen Legenden können zwei Spieler die Geschichte der Bogenschützin Chada und des Kriegers Thorn erleben und somit das Schicksal von Andor in vier Legenden mitbestimmen. Wer sich intensiver auf die Geschichte hinter Legenden von Andor einlassen will, der hat auf der Homepage des Spiels genügend Möglichkeiten dazu. Neben dem starken und eigenständigen Roman, der das Prequel zur eigentlichen Brettspiel-Serie darstellt, und den stimmungsvoll geschriebenen Texten gibt es einen kostenlosen Soundtrack zum Download, der massiv zur Atmosphäre der Spiele beiträgt.

Chada und Thorn haben sich also auf den Rückweg nach Andor gemacht, das in ihrer Abwesenheit angegriffen wurde. Ihr Schiff geriet dabei in einen heftigen Sturm und kenterte an hoch aufragenden Klippen einer Insel – auf Silberland. Gemeinsam haben die beiden Überlebenden nun einen schweren Weg über die Mauerberge vor sich, um zu ihren Verbündeten, den Silberzwergen, zu gelangen. Nur sie können ihnen ein Schiff und damit sicheres Geleit nach Hause bieten.

Jeder Spieler hat nun drei Heldenkarten seines gewählten Charakters vor sich liegen, von denen jede unterschiedliche Attribute und Fähigkeiten aufweist. Jede Karte hat eine Tages- und eine Nachtseite, die wiederum veränderte Bedingungen mit sich bringt. Zusätzlich wird unter jede der drei Charakterkarten Fluchkarten gelegt, die im Laufe der Partie negative Auswirkungen mit sich bringen und als Motor des Spielflusses dienen. Freunde, Gegner und Equipment müssen ebenso in den betreffenden Stapel gelegt werden und kommen nacheinander zum Einsatz. Chada und Thorn müssen nun auf einem Spielfeld, das teilweise erst im Laufe der Runden gänzlich zum Vorschein kommt, von Startpunkten zu ihren Zielfeldern gelangen.

Ein Fluch verfolgt die beiden Helden jedoch auf Schritt und Tritt und versucht sie einzuholen. Fluchkarten, die früher oder später offen ab Kartenstapel der Spieler liegen und aktiviert werden müssen, lassen die Spielfigur des Fluches um eine Anzahl von Felder bewegen, Gegner erscheinen oder Willenspunkte verschwinden. Gemeinsam versucht man sich also behutsam vorzutasten, möglichst wenige Gegner auf sich zu ziehen und Züge des Fluchs zu vermeiden. Denn hat der Fluch die Helden eingeholt, ist das Spiel verloren. Kommt es zu einem Kampf, können sich Chada und Thorn gegenseitig helfen, sofern sie auf benachbarten Feldern stehen und eine ihrer Heldenkarten offen vor sich haben. Unüberlegte Handlungen oder zu hastiges Bewegen auf den stimmungsvoll gestalteten Spielfeldern rächen sich meist sofort und können eine schon sicher überstanden geglaubte Legende noch in den letzten Spielzügen komplett umdrehen.

Bei Die Legenden von Andor: Chada & Thorn ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den Mitspielern gefragt. Obwohl das Spiel, wie sein großer Bruder, einen knackigen Schwierigkeitsgrad aufweist, wird es nie frustrierend, sondern bleibt bis zur letzten Legende motivierend und belohnend. Die Regeln sind für Spieler jeden Alters und unabhängig von Erfahrung schnell verständlich und intuitiv zu lernen. Für Solospieler hat der Kosmos Verlag mit Stinner einen neuen Chrakter und zusätzliche Ausrüstung zum gratis Download zur Verfügung gestellt. Wer sich also alleine durch die schroffen Inseln kämpfen will, hat somit alle Möglichkeit dazu. Trotz des linearen Gameplays steht Die Legenden von Andor: Chada & Thorn dem Originalspiel um nichts nach und schafft eine gelungene Balance zwischen schnellem Gameplay und komplexer Taktik.

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