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Review: Dead Rising 4

Weihnachten ist die schönste Zeit im Jahr. Schnee bedeckt die Straßen, vielerorts riecht es nach Zimt und Orangen, festliche Lieder schallen durch die bunt geschmückten und von Konsumzombies bevölkerten Einkaufszentren. Im Fall der Willamette Memorial Megaplex-Mall in Willamette, Colorado handelt es sich bei besagten Konsumzombies aber tatsächlich um eine Horde Untoter, die die ganze Kleinstadt übernommen hat. Inmitten des ganzen Schlamassels befindet sich der Fotojournalist Frank West, Protagonist des ersten Dead Rising-Spiels sowie Dead Rising 2: Off the Record. Den Xbox One-Launchtitel Dead Rising 3 musste Frank zwar aussetzen, doch nun ist er mit einem Arsenal bescheuert-witziger Waffen zurück, um den Zombies wieder in den Hintern zu treten. Und ihnen den Kopf abzureißen, sie in die Luft zu sprengen, einzufrieren, verbrennen, unter Strom zu setzen, ihre Gliedmaßen abzutrennen sowie zu überfahren.

Dead Rising 4 wagt keine großen Experimente, sondern liefert genau das, was Dead Rising ausmacht: Zombies, verrückte Waffen und eine Menge Blut. Doch obwohl diese Fixpunkte abgedeckt werden, wurden andere Aspekte im Vergleich zu den Vorgängern entschärft und glattgebügelt. Das gilt selbstverständlich nicht für die Gewalt, allerdings kann diese nun weitaus komfortabler unter das untote Volk gebracht werden. Ein Wechsel verschiedener Waffentypen ist nicht nötig, Frank zieht je nach Aktion das gerade ausgerüstete Mordinstrument aus den Gattungen Schlagwaffe, Schusswaffe und Wurfobjekten. Nahkampfwaffen können nun nicht mehr geworfen werden, ein Zugeständnis an die Entschlackung des Kampfsystems. Zusätzlich fällt das Zeitlimit der Kampagne weg, was einerseits den durchaus zu einer Zombie-Epidemie passenden Druck entfernt, aber andererseits zur Erkundung der Umgebung ermutigt. Denn zu entdecken gibt es viel in und um die Willamette Mall. Beinahe jeder Laden kann betreten werden, überall verbergen sich zusätzliche Outfits (vom Ritter bis zum Feuerwehrmann), Schlüssel zu Safehouses wollen gefunden werden und Audiologs liefern zusätzliche Storyfetzen.

Die Zombies können mit einem reichhaltigen Arsenal an Handfeuerwaffen wie Maschinenpistolen, Nahkampfwaffen wie Baseballschlägern sowie Geschossen wie Handgranaten erledigt werden, zur Not tun es aber auch ganz normale Gegenstände wie Klappstühle, Holzbretter, Adventkränze und Scheren. Richtig spaßig wird die Zombiejagd aber erst mit den sogenannten Kombi-Waffen, die sich Frank aus diversen Waffen und Gegenständen zusammenbasteln kann – unter anderem ein unter Strom stehender Adventkranz, ein die Gegner einfrierendes Eisschwert, ein mit Handgranaten bestückter Vorschlaghammer und mehr. Der Simplifizierung des Spielprinzips entsprechend werden diese Spezialwaffen nicht mehr an Werkbänken gebastelt, sondern können jederzeit – die richtigen Komponenten vorausgesetzt – zusammengebaut werden. Dasselbe gilt für die Fahrzeuge, die man ebenfalls in Mordinstrumente auf vier Rädern verwandeln kann.

Der neue Exo-Anzug treibt die Machtfantasie in noch schwindelerregendere Höhen. Mit dem Militär-Exoskelett ausgestattet wird man für wenige Minuten enorm stark und kann ganz einfache eine gewaltige Axt schwingen oder Zombiehorden mit einem Flammenwerfer grillen. Die entsprechenden Upgrades vorausgesetzt kann es durchaus zu Situationen kommen, in denen man den Combo-Zähler jenseits der Zweitauender-Marke treibt, indem man dank einer auf den Rücken geschnallten Slushie-Maschine den Zombies frostige Wirbelstürme entgegen schickt. Das mag zwar rein mechanisch betrachtet eintönig sein, ist im Moment aber unglaublich befriedigend.

Dead Rising 4 wirkt wie ein billiger TV-Film. Das gilt zunächst einmal für die Handlung inklusive eines sehr an Bruce Campbell in Ash vs. Evil Dead angelehnten gealterten Protagonisten Frank West, der gleichermaßen witzig und schlagfertig ist, sich aber oft äußerst dämlich gebärdet. Die Story um eine erneute Zombieplage Jahre nach dem ersten Ausbruch in Willamette könnte direkt aus einem schrottigen Direct-to-DVD-Film stammen, erfüllt ihren Zweck als roter Faden von einer Zombiehorde zur nächsten aber annehmbar. Aufgewertet wird das an sich recht platte Narrativ von gut geschriebenen Charakteren und einigen tollen Gags – vorausgesetzt man spielt in englischer Sprache. Die deutsche Sprachfassung ist mit ihren schlechten Sprechern und der unpassenden Übersetzung mit Abstand das gruseligste Element in Dead Rising 4. Der Trashfaktor gilt im Übrigen auch für die grobe Optik des Titels und gelegentlich auftretende Bugs. Da die Power allerdings offensichtlich in schier unfassbar große Zombiemassen fließt, ist das verschmerzbar.

Multiplayer
Der Koop-Modus in der Kampagne wurde gestrichen, allerdings können im Online-Koop bis zu vier Spieler zusammen auf Zombiejagd gehen. Dort müssen zufällig zusammengewürfelte Aufgaben gemeistert werden. Das macht zwar teilweise Spaß, ist aber auf Dauer sehr eintönig.

Review Overview

Wertung - 7

7

Das Spiel ist bei genauer Betrachtung äußerst platt und substanzlos, unterhält aber dennoch mit der befriedigenden Zombie-Schlachtplatte. Jeder Rest an Anspruch geht mit dem fehlenden Zeitlimit und der Tatsache flöten, dass man dank dem im Vergleich zu früheren Spielen großzügigen Inventar für Nahrung zur Heilung kaum sterben kann. Da helfen auch zwei neue und minimal gefährlichere Zombietypen wenig. Dead Rising 4 ist wie Fast Food. Schmeckt eigentlich ganz gut, ist aber auch schnell wieder vergessen.

Genre: Action
System: Xbox One, Windows 10
Entwickler: Capcom Vancouver
Erscheint: Erhältlich
Preis: ca. 60 Euro

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