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Review: Dark Souls: Remastered (Nintendo Switch)

Süßer Frust für Unterwegs

Könnt ihr euch noch erinnern, als ihr auf dem Schulhof die neuesten Geheimnisse über Videospiele ausgetauscht habt? Egal ob Sonderbonbon-Cheats in Pokémon, Taktiken für Bosse in Mega Man, versteckte Geheimnisse in Metroid oder wie man den verdammten Wassertempel in Ocarina of Time bewältigt. Solche Gespräche machten einen nicht unwesentlichen Teil meiner Kindheit aus, sind aber bei den meisten modernen Spielen gänzlich obsolet geworden. Dark Souls: Remastered ist eine Ausnahme.

Aller Anfang ist Dark Souls

Meine ersten Schritte in der gnadenlosen Welt von Dark Souls waren damals keine schönen. Der Frust ging so weit, dass ich das Spiel seinerzeit monatelang nicht mehr angesehen habe. Bis ich dann durch eben genau diese Art des Diskurses mit einigen enthusiastischen Freunden gemerkt habe, dass mein Fehler nicht in den fehlenden Fertigkeiten, sondern in dem fehlenden Wissen lag. Denn die Welt von Dark Souls steckt voller Geheimnisse und das gemeinsame Entschlüsseln seiner Mythen sorgte dafür, dass in der weltweiten Community teils Jahre nach dem Release noch genau diese genannte Pausenhof-Stimmung aufkam.

Wissen ist Macht

Sind keinen Freund parat können heutzutage einfach Wikis oder Guides aufgeschlagen werden, welche die Resultate damaliger Diskussionen bereits aufbereitet und zusammengefasst haben. Denn genau diese Informationen sind es, die den dynamischen Schwierigkeitsgrad von Dark Souls ausmachen. Je mehr nachgelesen wird, desto leichter wird es, aber desto weniger lässt sich auch selbst entdecken. Darin liegt aber keine Schande, denn vieles war darauf ausgerichtet, im Kollektiv entdeckt zu werden. Daher empfiehlt es sich, zumindest oberflächlich vor jeder größeren Entscheidung im Spiel ein paar Informationen einzuholen. Das beginnt schon bei der Wahl der Anfangsklasse, die bereits große Unterschiede im anfänglichen Schwierigkeitsgrad offenbaren kann.

Nichts mit Wert bekommt man je geschenkt

Doch wozu überhaupt ein Spiel spielen, das es nicht einmal schafft, die notwendigen Informationen in sich selbst zu packen? Nun, weil Dark Souls in nahezu allen anderen Belangen zu glänzen vermag, häufig sogar seine eigenen Nachfolger und geistigen Nachfolger (Bloodborne) übertrumpft allgemein in diesem Genre nach wie vor seinesgleichen sucht.

http://www.tettix.net/lordran/lordran.html
Dark Souls Map designed by Judson Cowan

Das einzig wahre Zeldavania

Da wäre zum Beispiel das geniale Leveldesign, das aufgrund seiner überraschend vertikal ausgelegten Struktur auch ohne Teleportationen dafür sorgt, dass immer wieder auf neuen Wegen zu denselben Fixpunkten zurückgekehrt werden kann. Dieser Aufbau ist aus 2D-Metroidvanias wohlbekannt, im Genre der Third-Person-Action-Adventures aber ziemlich einzigartig. Allgemein sind die dezenten Metroidvania-Elemente des Spiels nicht immer klar ersichtlich, dafür aber umso faszinierender. Wenn einem plötzlich bewusst wird, dass teils riesige Abschnitte voller einzigartiger Items und epischer Bosskämpfe hinter unscheinbaren Wänden oder Gemälden verborgen lagen, ist die Euphorie einer solchen Entdeckung nämlich gigantisch.

Horror-Trip Miyazaki-Style

Neben der Umgebung weiß auch das Gegnerdesign zu überzeugen. Während bereits anfängliche Skelettkrieger und Riesenratten durch ihre verstörenden, aber gut durchdachten Movesets schnell den Adrenalinspiegel in die Höhe pushen, entspringen die späteren Bestien direkt den entsetzlichsten Albträumen der Entwickler. Die weniger traumatisierenden, humanoiden Widersacher wissen dafür wiederum durch ihr fantastisches Rüstungs- und Waffendesign zu begeistern, das gekonnt japanische Einflüsse mit der westlichen Optik des Titels verschmelzen lässt. Das Tolle daran: Sämtliche dieser Rüstungen und Waffen sind auf dem einen oder anderen Weg im Spiel erlangbar und so darf gerne auch als Lieblings-Bossgegner oder NPC gecosplayt werden.

Aller guten Dinge sind vier

Hinzu kommen eine durchdachte, wenn auch etwas überladene Steuerung, framegenaues Gameplay und ein tiefgehendes RPG-System, das an Entfaltungsvielfalt kaum zu übertreffen ist. Sämtliche Ausrüstungsgegenstände, Figuren und Gebiete haben eine Geschichte zu erzählen, die sie aber oft nur den wirklich aufmerksamen Spielern offenbaren. Zusätzlich passiert es nicht selten, dass eine einzige neu entdeckte Schatzkiste die gesamte bisherige Spielerfahrung auf den Kopf stellt und völlig neue Gameplay-Möglichkeiten aufzeigt. All diese Faktoren erzeugen einen enormen Wiederspielwert, der auch meinen vierten Ausflug in die Welt von Dark Souls wieder zu einem absoluten Genuss werden ließ.

Die Switch-Version

Zum Glück fanden sich mit dem chinesischen Entwickler Virtuos fähige Hände, die das mittlerweile sieben Jahre alte Spiel würdig auf die Hybrid-Konsole brachten. So siedelt sich der Titel optisch zwischen Original und der Remastered-Version an. Texturen und Schatten präsentieren sich scharf und angenehm kantenlos, während leicht aufpolierte Lichteffekte gelegentlich für optische Highlights sorgen, ohne aber wirklich umwerfend zu sein. Dafür bleibt die Framerate sowohl im Handheld- als auch im Dock-Modus stabil genug, um nicht negativ aufzufallen, was diese Version vom Original auf Xbox 360 und PS3 abgrenzt.

Der größte Vorteil der Switch-Version ist aber neben der Mobilität die Geschwindigkeit, mit der wieder ins Spiel eingestiegen werden kann. Nie hätte ich Dark Souls für ein Spiel gehalten, dass sich mal eben für zehn Minuten in der U-Bahn oder Mittagspause aufdrehen kann. Doch siehe da, auch ein kurzer Abstecher in diese verstörende Welt kann sinnvoll genützt werden, wenn einfach ohne Verzögerung in den Standby-Modus gewechselt werden darf.

Fazit

Wertung: - 9.5

9.5

Dark Souls mit Pausen-Funktion

Ja ich bin ein Dark Souls-Fanboy. Für alle meine Kollegen im Geiste kann ich sagen: Es war mir, dank Virtuos’ solider Umsetzung, wieder eine absolute Freude, dieses großartige Spiel diesmal auf Nintendos Hybrid-Konsole genießen zu dürfen. Gerade wegen der Möglichkeit, die Konsole einfach per Standby-Modus pausieren zu können, ergeben sich nämlich einige ungeahnte Anwendungsgebiete. So dürfte es vor allem auch für Anfänger interessant sein, die ihre Mittagspause nützen, um den Charakter mit ein paar gefarmten Seelen aufzuleveln. Dadurch sinkt nämlich auch der Schwierigkeitsgrad und weiterführend der Frustlevel, weswegen Dark Souls: Remastered auf der Nintendo Switch wohl gerade für Neulinge den wohl besten Einstieg in das Franchise bieten dürfte.

Genre: Rollenspiel
Entwickler: From Software, Vituos
System: Nintendo Switch, ebenfalls erhältlich auf PS4, Xbox One und PC
Erscheint: 19. Oktober
Preis: ca. 40 Euro

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