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Review: Daemon X Machina

Armored Core ist zurück!

Ist From Software heutzutage vielen wegen der beliebten Souls-Serie ein Begriff, war das Studio früher vor allem für eines bekannt: Bombastische Japano-Mech-Action. Während die Armored Core-Serie aber in Vergessenheit zu geraten scheint, startet Mech-Design Legende und ehemaliger From-Software Lead-Artist Shōji Kawamori kurzerhand sein eigenes Projekt. Den mechanischen Göttern sei Dank, denn Daemon X Machina ist in allen Aspekten bis auf den Namen der Armored Core-Nachfolger, auf den Fans seit gut sechs Jahren warten.

Insanity in Numbers

Es bietet sich an dieser Stelle an, mit ein paar Zahlen aufzuwarten. In Daemon X Machina könnt ihr euren Mech aus 999 gänzlich unterschiedlichen Teilen zusammenbauen. Jedes einzelne davon hat ein eigenes Design, eigene Werte und Anwendungsmöglichkeiten und lässt sich in teils geradezu verrückte Kombinationen zusammenführen. Damit aber nicht genug gibt es auch noch 999 Waffen, die ihr eurem Mech in die Hände drückt oder auf den Rücken montiert. Diese beginnen mit simplen Handfeuerwaffen in Mechgröße und enden in Gerätschaften, deren überzogene Power nur aus Japan stammen kann. Es wirkt geradezu so, als hätte Kawamori auch problemlos bis in die Unendlichkeit weiter designen können, aber gestoppt wurde, weil das einfach schöne Zahlen sind.

Mecha-Marth ready for Battle

Nachdem außerdem sämtliche Teile in beliebigen Farben bemalt und mit durch Graffiti verziert werden können, lässt sich davon ausgehen, dass bereits nach wenigen Stunden kein Mech mehr dem anderen gleicht. Doch was lässt sich nun mit der neu erstellten Kampfmaschine anstellen? Nun, man lässt sich durch die voll vertonten Charaktere aus der Feder von Charakter-Design-Legende Yūsuke Kozaki (Fire Emblem-Serie) mit bis zu vier Mitspielern(!) in eine komplexe, gut 40-stündige Story voller Intrigen, Mysterien und Überraschungen mitreißen und zerlegt dabei hunderte feindliche Roboter.

Worst. Day. Ever.

Grob geht es darum, dass die Welt von Daemon X Machina einen harten Schlag erlitt, als der Mond auf die Erde stürzte. Wäre das allein nämlich nicht genug Katastrophe, hat die dabei entstandene Strahlung mit einem Schlag sämtliche KIs korrumpiert. Verschiedene Gruppen von Söldnern in Mechs (hier Arsenals genannt) mit unterschiedlichen Beweggründen werden so von global agierenden Gruppen angeheuert, um die randalierenden Maschinen im Zaum zu halten und die Menschheit zu beschützen. Wem das alles zu japanisch ist, der kann die meisten Zwischensequenzen allerdings auch einfach überspringen und dennoch genügend Spaß haben.

Ich nehme ihm seine Waffen ab – alle beide

Denn dem Spieler werden unzählige, variantenreiche Gegner von kleinen Drohnen über Panzer bis hin zu Hochhaus-großen Kolossen, Zügen, Raumschiffen, Flugzeugen und fliegende Festungen entgegen geworfen. Die größte Herausforderung bieten aber natürlich Kämpfe gegen andere Arsenals. Hier werden Setup eures Mechs und die Fähigkeit ihn zu kontrollieren erst wirklich auf die Zerreißprobe gestellt. Die Belohnungen dafür, aus so einem Kampf als Sieger zu treten, fällt dann dafür auch entsprechend groß aus, denn jedes nicht zerstörte Teil eines besiegten Arsenals ist nachher lootbar und darf auf Wunsch sogar spontan in der derzeitigen Mission verwendet werden.

Destruction-Artist

Die Steuerung ist hierfür komplett anpassbar, aber in jeder Variation genauso wie sämtliche Menüs gänzlich überladen. Glücklicherweise hat der Titel aber einen betont langsamen Start und bemüht sich wirklich auch neue Spieler in Materie und Story einzuführen. Eine gewisse Frusttoleranz sollte für den Anfang aber dennoch mitgebracht werden. Wenn man dann aber wie ein Ass zwischen Hochhäusern durchrauscht, in alle Richtungen Plasmastrahlen, Schwert-Schläge, Raketensalven und Sniper-Schüsse austeilt, den Bildschirm mit Explosionen dekoriert und sogar andere Arsenals im Dutzend in ihre Einzelteile zerlegt, ist die Befriedigung so groß wie eh und je.

Friss Femto!

Ein paar gänzlich neue Systeme haben es außerdem zusätzlich ins Spiel geschafft. So gibt es zum einen die sogenannten Femto-Partikel, die in unterschiedlichen Konzentrationen auf den Karten auftreten und als schön inszenierte Schild-, Waffen- und Movements-Boosts verteilt oder als Munition verwendet werden können. Zum anderen spielt euer Pilot (hier als Outer bezeichnet) diesmal eine sehr wichtige Rolle und kann daher in einem ausführlichen Charakter-Editor designt und sogar mit Augmentationen verbessert werden.

Dämon aus der Maschine

Diese verbessern so entweder eure Performance im Arsenal oder lassen euch sogar außerhalb eures Mechs immer mehr zu einer gefährlichen Waffe werden. So könnt ihr auf Wunsch im Spielverlauf selbst wenn euer Mech zerstört wurde noch als voll augmentierter Super-Soldat auf das Schlachtfeld springen und euren wahrscheinlich schon angeschlagenen Gegnern doch noch den Todesstoß versetzen.

Mecha Impossible

Unzählige Nebenmissionen sorgen außerdem neben der Story für überraschend viel Abwechslung. Mal werden eurem Mech kurzerhand überdimensionierte Raketentriebwerke angeschraubt, mal schlüpft ihr in die Rolle eines monströsen Super-Roboters oder ihr dürfte euch als Outer in eine Militärbasis schleichen und einen geheimen Arsenal stehlen. Das Abschließen zusätzlicher Herausforderungen wie das Einhalten von Zeitlimits oder das Töten einer gewissen Anzahl Gegner motiviert dank spendabler Belohnungen außerdem zum öfter spielen.

Mobile Mech, ready for Takeoff

Die meisten Missionen in Daemon X Machina dauern nicht länger als fünf bis maximal zehn Minuten, weswegen der Titel perfekt für die Nintendo Switch geeignet ist. Die Comic-Optik steht dem Titel gut, die Effekte wissen zu begeistern und der Soundtrack ist stimmig aber unaufdringlich. Einzig die genretypisch sehr detailarm ausfallenden Missionsareale wirken trist, treten aber zumindest in hunderten verschiedenen Variationen auf und werden dann doch immer wieder durch etwas Eye-Candy aufgelockert. Framedrops treten nur bei kompletten Effekt-Overkills auf und halten sich dort auch in erträglichen Grenzen.

Fazit:

Wertung: - 8

8

It's back baby!

Als Fan so mancher Nische der Spieleindustrie gibt es oft nur wenige Hoffnungsträger, denen man zutraut, die eigenen ganz spezifischen Bedürfnisse zu erfüllen. Shōji Kawamori ist so einer und ich könnte kaum glücklicher sein, dass Daemon X Machina genau der geistige Armored Core-Nachfolger wurde, den ich mir erhofft hatte. Eine mitreisende Story voller Geheimnisse und vielfältiger Charaktere, ein geradezu lächerlich tiefgängiger Mech-Baukasten, präzise Over-the-Top-Action, abwechslungsreiche Missionen und sinnvolle Erneuerungen wie das Ausbeuten zerstörter Mechs, bilden ein traumhaftes Gesamtbild. Einzig die komplett überholte Menüführung wirkt schlicht nicht gut überlegt und ist bei aller Liebe zur Vorlage einfach nicht mehr zeitgemäß. Fans greifen blind zu, Neulinge mit etwas Frusttoleranz und Interesse an der Materie werden gut abgeholt und können daher auch einen Blick riskieren.

Genre: Mecha-Game
Entwickler: Marvelous First Studio
System: Nintendo Switch
Erscheint: 13. September
Preis: ca. 60 Euro

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