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Review: Battlefield 1

Von 1914 bis 1918 wurde in Europa, dem Nahen Osten, in Afrika, Ostasien und auf den Weltmeeren der erste Weltkrieg geführt, der bis zu seinem Ende 17 Millionen Menschenleben kosten sollte. 40 Staaten wurden in den Sog dieses bis dahin in seiner Größe kaum vorstellbaren Krieges gezogen. Anders als der 2. Weltkrieg wurde dieser erste katastrophale Konflikt des 20. Jahrhunderts nur selten in Videospielen thematisiert. Da wäre natürlich das tolle Adventure Valiant Hearts von Ubisoft oder Blue Max, ein 1983 veröffentlichtes Shoot em Up, das 1985 auf dem deutschen Index landete. Unvergessen ist natürlich auch das 1992 von BlueByte (Die Siedler) veröffentlichte Historyline: 1914–1918, eine modifizierte Version des Strategiespiels Battle Isle. Nun hat es auch Electronic Arts bzw. den schwedischen Entwickler DICE wohl auf der Suche nach einem frischen Szenario erstmals in diese Epoche verschlagen. Wobei man von Anfang an klar stellt, dass man es mit der historischen Genauigkeit nicht allzu genau nehmen würde.

„Er sollte das Ende aller Kriege besiegeln und veränderte nichts“

Einzelspieler-Kampagnen waren gerade in den letzten Jahren nicht die Stärke von DICE, bei Star Wars Battlefront hat man gleich ganz darauf verzichtet. Für Battlefield 1 bedient man sich einem Kniff, um die globale Größe des Kriegs sowie die persönlichen Schicksale darzustellen. Nach der kurzen Prolog-Mission „Stahlgewitter“, die euch schnell vor Augen führt, dass in diesem Krieg vor allem gestorben wird und durch die Chancenlosigkeit auf dem Schlachtfeld eine besonders bedrückende, ja beklemmende Atmosphäre aufbaut, könnt ihr euch für eine von sechs „Kriegsgeschichten“ endscheiden. Jede präsentiert sich als eigene Mini-Kampagne mit einem eigenen, komplett eigenständigen Hauptdarsteller. Auch wenn die Story und Aufbereitung nicht ganz das hält was „Stahlgewitter“ verspricht und man hier oft auf die typische Ego-Shooter-Action setzt, sind die einzelnen Abenteuer spielenswert und abwechslungsreich. So übernehmt ihr die Rollen des Panzerfahrers Danny Edwards in Frankreich, einer Spionin in der arabischen Wüste unter dem Kommando von Lawrence von Arabien oder des waghalsigen Clyde Blackburn, der als Pilot im Luftkampf über London unglaubliches leistet. Die Stärken dieser Mini-Kampagnen sind die persönlichen Geschichten, leider überwiegt an vielen Stellen die Hollywood-Inszenierung, die oftmals zwar mit launigen Sprüchen daherkommt, jedoch viele erzählerische Chancen vergibt. Auch hätten wir uns gerade bei diesem Konflikt die eine oder andere Mission auf der Seite der Mittelmächte gewünscht, die ein Schicksal auf der Seite von Österreich-Ungarn, Deutschland oder des Osmanischen Reiches zeigt. Spielerisch wird hier gewohnte Kost geboten. Ihr schießt euch also zu Fuß, im Panzer oder im Flugzeug durch den ersten Weltkrieg, schleicht euch in bewachte Befestigungen oder übernehmt kurz eine Flugabwehrkanone. Auch die KI der Gegner agiert so wie man es aus den diversen Vorgängern kennt, echte Überraschungen sind auch hier selten. Die Kampagne hat einige echte Highlights wie den schon angesprochenen Luftkampf über London zu bieten, aber der eigentliche Schwerpunkt von Battlefield 1 liegt auch diesmal klar im Multiplayer-Modus.

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Nein, wir zählen hier gar nicht erst alle Modi auf, die es in jedem Teil der Reihe und auch bei den Mitbewerbern gibt, sondern sagen euch den Grund, warum Battlefield 1 bei uns derzeit ein Ausnahmetitel ist: Operationen!

Hier stehen vier Missionen zur Auswahl, das Besondere: jede schaltet gleich drei Maps hintereinander. Das Gameplay präsentiert sich dabei als Mischung aus den „Rush“- und „Eroberung“-Modi. Es müssen also immer gleich mehrere Punkte gleichzeitig erobert und gehalten werden, um einen weiteren Abschnitt der Karte freizuschalten. Zusätzlich gibt es für die in Rückstand geratene Partei auch noch Unterstützung durch mächtige Kampfmaschinen. Die ist etwa bei „eiserne Linie“, wo Italien auf Österreich-Ungarn trifft, ein gigantischer Kriegszeppelin, in anderen Fällen ist es ein gepanzerter Zug oder ein Marinekreuzer. Habt ihr eine Karte geschafft, geht es auch schon weiter auf der nächsten. Durch diesen Umstand bildet sich bei „Operationen“ jedes Mal so etwas wie eine eigene Story, da ihr längere Zeit mit und gegen die gleichen Leute spielt. Das ist übrigens auch der Nachteil. Treffen bei „Operationen“ zwei ausgewogene Teams mit je bis zu 32 Spielern aufeinander, kann eine Partie auch schon einmal gut zwei Stunden und länger dauern. Durchhalten lohnt sich jedoch, denn zum einen ist der Spielspaß hier ausgesprochen hoch und zum anderen werdet ihr bei Abschluss mit jeder Menge Credits belohnt. Daneben warten viele klassische Spielmodi auf euch, die kaum Wünsche offen lassen und den Multiplayermodus von Battlefield 1 zu einem echten Highlight machen. Vor allem auch das stimmungsvolle Wettersystem, das die Maps oft komplett unterschiedlich erscheinen lässt, ist neben dem Zerstörungssytem, mithilfe dessen ganze Straßenzüge in Schutt und Asche gelegt werden können, ein echtes Highlight. Je nachdem ob Nebel, Regen oder Sonnenschein herrschen ist dies nämlich nicht nur ein kosmetischer Gag, sondern verändert durch unterschiedliche Sichtweiten auch das Gameplay.

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Technisch merkt man dem Spiel an, dass DICE ihre aktuelle Frostbite Engine spätestens seit Star Wars Battlefront sehr gut im Griff hat. Gerade auf dem PC sieht das Spiel unglaublich gut aus aber auch die PS4- und Xbox One-Versionen können sich sehen lassen. Die Szenarien wirken lebendig, detailliert und dank gekonnt eingesetzter Lichteffekte unglaublich realitätsnah. Große Explosionen, zerstörbare Bauten, die Wettereffekte, verschmutze Waffen und Fahrzeuge sowie sehr gut animierte Soldaten sorgen für einen dreckigen, aber auch schönen Krieg. Zwar sinkt die Framerate auf den Konsolen gerade bei großen Multiplayerspielen schon mal unter die 30 Bilder pro Sekunde, stört aber nie den Spielfluss. Insgesamt läuft die PS4-Version mit einer etwas höheren Auflösung, die Xbox One-Version bietet dafür die stabilere Framerate.

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Beinahe eine Klasse für sich ist das Sounddesign von Battlefield 1. Sei es der Soundtrack, der wie immer bei Battlefield auf extrem hohen Niveau ist, die sehr gute deutsche Sprachausgabe oder die knackigen Soundeffekte der Schüsse, Explosionen oder Schreie der getroffenen Soldaten: das ist ganz großes Kino.

Review Overview

Wertung - 8.5

8.5

DICE gelingt der Spagat zwischen Actionkracher und Shooter mit historischer Verantwortung nicht immer und ich hätte mir bei den Kampagnen gewünscht, vielleicht auch einmal in die Rolle von Soldaten der Mittelmächte zu schlüpfen, unterm Strich ist jedoch ein tolles Battlefield herausgekommen, dessen Kampagne sicher die beste seit Bad Company ist. Die Atmosphäre im Spiel ist teilweise extrem bedrückend und dann wieder aufreibend und auch die andere Seite wird gerade in der Schlacht „Mann gegen Mann“ nicht als Monster dargestellt, sondern als Menschen, die um ihr Leben kämpfen. Der Schwerpunkt ist wie bei jedem Battlefield aber natürlich der Multiplayer, dessen Operations-Modus mich viele Stunden fesseln konnte und vieles mittbringt, das man oftmals bei Mehrspieler-Games vermisst. Wer genug von Dronen, KI-gesteuerten Raketen und HUD-Einblendungen hat, bekommt einen intensiven Shooter vorgesetzt.

Genre: Action
System:
 PS4, Xbox One, PC
Entwickler: DICE
Erscheint: Erhältlich
Preis: ca. 70 Euro

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