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Review: Astral Chain

Platinum Games ist mit Titeln wie Bayonetta oder Vanquish seit einigen Jahren bekannt für schnelle Action, die sich einfach gut anfühlt. Die Charaktere sind “griffig”, die Angriffe “wuchtig” und die Zwischensequenzen können es mit jedem Anime aufnehmen. Nun erscheint das neueste Werk des japanischen Kult-Entwicklerstudios: Astral Chain. Gleich eine Entwarnung an die Fans: Jepp, das ist ein Platinum-Spiel. Mit einigen interessanten Besonderheiten.

Durch die Portale

Im Jahre 2043 schlägt ein Meteorit auf die Erde ein und öffnet das Tor zu einer fremden Welt. Portale verbinden von nun an die Erde mit der Astralebene. Ein mysteriöser Ort, in dem Monster namens Chimären ihr Unwesen treiben. Durch die Portale strömt ein giftiger Nebel, der die Menschen erkranken lässt. Schlimmer noch, die Chimären dringen oft durch die Portale, um Menschen in die Astralebene zu entführen.

Um sich zu retten, bauen die Menschen die sogenannten Arche. Hier leben die Überreste der Menschheit, die Tag für Tag um ihr Überleben kämpfen müssen. Aus der Not heraus erschaffen Wissenschaftler das Legion-Programm. Besondere Individuen können die Monster mit Hilfe der Astral Chain, also Astralkette, einfangen und kontrollieren.

Die zwei Protagonisten des Spiels, zwei Waisenkinder, sind die neuesten Rekruten dieses Legion-Programms, das eingefangene Chimären einsetzt, um die Menschheit zu schützen.

Auf Streife

So viel zur Story. Natürlich gibt es jede Menge Twists und Überraschungen, die nicht gespoilt werden sollten. Wie schon im Kulthit Nier: Automata geht es auch hier um die Zukunft der Menschheit im Auge einer existenziellen Herausforderung. Und den ethischen Problemen, die daraus resultieren können. Während sich Automata aber teilweise wie ein Aufsatz eines Philosophiestudenten anfühlt, streut Astral Chain solche Elemente hier und da ein, um die Action interessanter zu machen.

Stichwort Action. Hier spielt ihr einen waschechten Cop. Natürlich gehört es dann also auch dazu, den Menschen in Not zu helfen. Ihr werdet sogar einen großen Teil der Spielzeit damit verbringen, Alltagsprobleme der Bürger zu lösen, wenn ihr darauf Lust habt. Das Spiel ist in Kapiteln eingeteilt, die euch häufig in belebte Areale bringen. Hier müsst ihr nach Hinweisen für die Hauptaufgabe suchen und redet daher mit all möglichen Passanten.

Daraus resultieren eintönige Aufgaben, wie das Aufsammeln von Müll (kein Scherz), Einfangen von Verbrechern oder Suchen von verloren gegangenen Gegenständen. Das ist nicht sonderlich spannend und mit der schwächste Teil von Astral Chain. Die meisten dieser Aufgaben sind zwar optional, doch bringen sie wertvolle Punkte, mit denen sich Angriffe verbessern lassen. Manchmal müsst ihr die gesammelten Hinweise in einem kleinen Quiz richtig einordnen. Das erinnert an die Verhöre aus Phoenix Wright und ist durchaus witzig, aber kinderleicht.

Wonderful 5

Wonderful 101 ist ein Exklusivspiel für die Wii U von Platinum Games. Nicht viele haben es gespielt, es bleibt aber definitiv in Erinnerung. Das liegt auch am Kampfsystem, bei dem man Kreise um die Gegner herum zeichnen muss, um sie anzugreifen. Dieses Element gibt es auch in Astral Chain. Die titulare Kette kommt nämlich in jedem Aspekt des Spiels zur Geltung, also auch im Kampf.

Mit dem rechten Stick lassen sich Gegner einkreisen und so festhalten. Heranstürmenden Gegnern kann man mit der Kette aufhalten und sie kurzzeitig paralysieren. Das fühlt sich gerade am Anfang noch sehr ungewohnt an, da der rechte Stick üblicherweise nur für die Kamera verwendet wird. Mit der Zeit geht das System in Fleisch und Blut über und ermöglicht spektakuläre Kombos. Mit mehreren Gegnern auf dem Bildschirm kann es allerdings zu hektisch werden, um die Kette ständig perfekt einzusetzen.

Das ist im Standard-Schwierigkeitsgrad aber auch kaum notwendig. Denn dieser ist zu leicht. Wer etwas Erfahrung mit (Platinum)Action-Spielen hat, wird selbst mit den größten Monstern kaum Probleme haben. Das liegt an den vielen Hilfs-Items und den übermächtigen Angriffen.

Trotzdem: Der Kampf in Astral Chain macht unglaublich viel Spaß. Die Entwickler geben euch sehr viel Werkzeug an die Hand, mit dem ihr jeden Kampf unterhaltsam gestalten könnt. Drei Waffen (Baton, Schwert, Pistolen) und fünf Legionen (Schwert, Pfeil, Arm, Bestie, Axt) sorgen für sehr viele Kombinationsmöglichkeiten. Die Legionen – also die eingefangenen Monster (ja, es ist durchaus etwas kompliziert) – besitzen alle ihren eigenen Talentbaum, mit dem sie sich verbessern lassen. So lassen sich auch Spezialangriffe freischalten, die euch den Kampf erleichtern.

All diese Elemente – die Legionen, die Waffen, die Spezialangriffe, Konterattacken und sogar die typische Platinum-Zeitlupe – verwandeln den Kampf in ein teils unübersichtliches aber stets unterhaltsames Effektfeuerwerk. Zwar lassen sich Legionen nicht endlos einsetzen, da sich ihre Energie nach einer Weile neu aufladen muss, jedoch spielt das auf dem normalen Schwierigkeitsgrad aber kaum eine Rolle. Wer sich jedoch der Herausforderung des höchsten Schwierigkeitsgrades stellen und in jedem Kapitel die höchste Bewertung erreichen möchte, bekommt alles Notwendige an die Hand.

Täglich grüßt die Astralebene

Der größte Knackpunkt an Astral Chain ist die Astralebene. Ihr werdet diese andere Dimension oft besuchen, um Menschen zu retten. Wie schon bei den vielen Schreinen in The Legend of Zelda: BOTW wird aber sofort auffallen, dass diese immer gleich aussieht. Das kann nach dem fünften Besuch schon etwas nerven. Da ist es auch nicht hilfreich, dass das Gameplay in der Astralebene mit dem Betätigen von Schaltern und Manövrieren von schwebenden Plattformen nicht gerade herausragend spannend ist.

Auch hier kommt die Kette zum Einsatz. Mit ihr könnt ihr euch über Absprünge ziehen lassen. Leichter gesagt, als getan. Wer hier in den Abgrund fällt, verliert einen ordentlichen Batzen ans Lebensenenergie. Leider gibt es auch ein paar Stellen, an denen das viel zu oft aufgrund der fummeligen Plattformen geschieht. Kein Scherz, auf dem normalen Schwierigkeitsgrad können diese Passagen schwieriger als die Bosskämpfe sein.

Eine etwas andere Geschichte ist aber die Framerate. Diese ist leider nicht 60 FPS. Selbst die 30 FPS schafft das Spiel bei größeren Kämpfen mit allerlei Effekten nicht durchgehend. Es wird zwar unübersichtlich, aber nie unspielbar.

Style for days

Neben dem Gameplay ist Platinum aber auch für ihren Style bekannt. Wer Anime mag, ist mit Astral Chain bestens aufgehoben. Der Soundtrack rockt in den Kämpfen, poppt auf der Polizeistation und wird herrlich dramatisch während der schockierenden Twists. Die Grafik möchte von Realismus nichts wissen und sieht cool aus mit knalligen Farben und Effekten. Auch das Writing ist gut gelungen mit witzigen Charakteren, wobei es keine deutsche Sprachausgabe gibt.

Fazit

Wertung - 9

9

Astral Chain ist alles, was sich Platinum- und Action-Fans erhoffen. Cooler Style, ein tiefes Kampfsystem, eine griffige Steuerung und hier und da ein Hauch existenzieller Fragen. Dem (stillen) Protagonisten fehlt der Charme einer Bayonetta, dafür bekommt ihr aber genug Werkzeuge an die Hand, um die Gegner mit coolen Attacken ins Jenseits zu befördern. Kämpfe werden mit dem Alltagswehweh der Zivilisten vermischt, damit es nicht eintönig wird. Trotzdem ist der Alltag eines Polizisten nicht allzu spannend. Auch die Passagen in der Astralebene könnten mehr Vielfalt vertragen. Das allerdings sollte niemanden davon abhalten, diese unterhaltsame und stylische Mischung aus Action und Detektivarbeit auszuprobieren.

Genre: Action-Adventure
Entwickler: Platinum Games
System: Nintendo Switch
Erscheint: 30. August 2019
Preis: ca.  50 Euro

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