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Review: Assassin’s Creed Syndicate

„Was? Du freust dich wirklich auf dieses Spiel?“ Feedbacks wie dieses bekam ich öfters zu hören, als ich im SHOCK2 Podcast vor rund 11 Monaten nach dem „Leak“ von Assassin’s Creed Victory in Jubel ausgebrochen bin. Zu sehr scheint die Marke ausgelaugt und nicht zuletzt das verpatzte Assassin’s Creed Unity sorgte dafür, dass das Interesse an der Serie einen Allzeit-Tiefstand erreicht hatte. Ich darf die Serie seit ihrer Ankündigung 2006 begleiten und stellte schon nach der Ankündigung des zweiten Spiels in einem Interview die Frage, ob eine Chance auf einen Ableger im viktorianischen London besteht. Also ja, ich freute mich über die Ankündigung!

In diesem Jahr möchte man bei Ubisoft wirklich alles richtig machen und jedem möglichen Shitstorm ausweichen. Also serviert man als Helden gleich ein Geschwisterpaar und damit einen weiblichen und einen männlichen Hauptcharakter. Evie und Jacob Frye sind Zwillinge und wurden von ihrem Vater in der tödlichen Kunst der Assassinen unterrichtet. Sie stammen nicht aus London, sondern aus dem der Kleinstadt Crawley, wo ihr auch die beiden Tutorial-Missionen meistern müsst. Schon hier merkt man, dass sich die beiden Charaktere spielerisch unterscheiden. Zusätzlich könnt ihr natürlich auch beiden Figuren im Laufe des Spiel Talentpunkte zuteilen und etwa auch Jacob bestens für Schleichmissionen rüsten und Evie zur absolut tödlichen Nahkämpferin ausbilden.

Ein lokaler Assassine unterstützt euch mit neuen Waffen.
Ein lokaler Assassine unterstützt euch mit neuen Waffen.

Wir schreiben das Jahr 1868 und die Hauptstadt des britischen Weltreiches steckt nicht nur mitten im viktorianischen Zeitalter, sondern vor allem auch in der industriellen Revolution. Diese nutzte Crawford Starrik, um sich zum heimlichen Herrn der Stadt aufzuschwingen. Mit eiserner Faust kontrolliert der Templer nicht nur legale Geschäfte, sondern auch die illegalen. Selbst die noch verbliebenen Assassinen können hier nur tatenlos zusehen. Ein Zustand, dem die Geschwister Frye ein Ende bereiten möchten. Zwar haben die beiden ein gemeinsames Ziel, doch während Evie den Werten ihres Vaters und der Assassinen folgen möchte, verfolgt Jacob einen gänzlich anderen Plan. Er gründet kurzerhand eine eigene Gang, mit der er nach und nach Stadtviertel für Stadtviertel London unter seine Kontrolle bringen möchte. Ein Konflikt ist als vorprogrammiert…

„Wenn ein Mann müde an London wird, ist er müde am Leben, denn es gibt in London alles, was das Leben bieten kann“.
-Samuel Johnson

Seid ihr nach den kurzen Einstiegsmissionen erst einmal in London angekommen, wartet auch schon die komplett offene Stadt auf euch. Anfangs sind alle sieben Londoner Bezirke fest in der Hand einer Gang namens Blighters. Um die in über 50 Viertel aufgesplitterte Stadt zu „erobern“ warten unzählige Missionen und Aufgaben auf euch. Kindesbefreiung, Kopfgeldjagd, Templerjagd, Wettrennen, Gangquartiereroberung und vieles mehr. Daneben gibt es unzählige Nebenmissionen, in denen ihr auf zahlreiche bekannte Persönlichkeiten der damaligen Zeit trefft. Ihr geht etwa mit Charles Dickens auf Gespensterjagt oder löst mit dem jungen Arthur Conan Doyle einen Kriminalfall. Der Umfang des Spiels ist gigantisch und natürlich wiederholen sich einige Missionen, lässt man sich jedoch auf das Szenario ein und meistert auch die oben beschrieben Nebenmissionen, gibt es jede Menge Abwechslung. Ist der Einfluss eurer eigenen Gang groß genug, kommt es zur Konfrontation mit dem Boss des Bezirks. Der Clou ist, dass ihr mit den „Rooks“ eure eigene Gang aufbaut und dafür Leute rekrutiert, mit Upgrades verstärkt, Spezialisten anheuert und schlussendlich für euch in den Kampf schickt.

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Als Rückzugsort dient ein eigener Zug, mit diesen gelangt ihr nicht nur an jeden Punkt des Londoner Schienensystems, er fungiert auch als mobile Basis. Als zusätzliches Beförderungsmittel gibt es unzählige Kutschen auf den Straßen Londons, die kurzerhand gekapert werden können. Besonders spaßig sind Wettrennen oder gar Wagenkämpfe, bei denen ihr eure Kontrahenten in bester Burnout-Manier mit einem Takedown von der Straße rammen müsst. Dabei ist Die Steuerung (inkl. Rückwärtsgang!) alles andere als realistisch, geht aber leicht von der Hand und macht so richtig Spaß.

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Ansonsten spielt sich Assassin’s Creed Syndicate wie ein „Best Of“ der Serie und das ist ein Jahr nach Unity auch gut. Der Fokus der London-Episode liegt zwar im Schleichen, aber auch Action-Fans kommen auf ihre Kosten. Schaut man genauer hin gibt es auch einige Neuerungen wie den Seilwerfer, den ihr blitzschnell zwischen Gebäuden spannen oder euch auf Türme ziehen lassen könnt. Auch hier gilt: Das Ding ist alles andere als realistisch … macht aber eine Menge Laune und bringt frische Dynamik. Klassiker wie der Todessprung oder die ausbaubare Adlersicht sind natürlich ebenfalls erhalten geblieben. Hat man sich bei der Entführung der Kutschen stark von GTA inspirieren lassen, so ist das Nahkampfsystem nun noch einen Tick mehr Batman samt eingeblendeter Konter und einem Kombo-System. Schon nach kurzem Spielen fällt auf, dass die einzelnen Elemente wie die typischen Parkour-Läufe über die Dächer der Stadt, die waghalsigen Jagden mit der Kutsche durch die Gassen, ein blitzschnelles Attentat oder ein dynamischer Faustkampf so perfekt wie noch nie ineinander übergehen.

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Auch technisch nahm man sich die Kritik nach dem Desaster im letzten Jahr merklich zu Herzen. Nach dem Einspielen des gerade mal rund 500 MB großen Day-One-Patches bekommt ihr zwar kein bugfreies Spiel, damit hat aber bei einem so großen Unterfangen wohl auch niemand gerechnet. Die Fehler halten sich aber derart in Grenzen, dass man ohne schlechten Gewissen von einem rundum fertigen Spiel sprechen kann. Allerdings hat man sich, die sowohl auf er Xbox One als auch aus der PS4 in 900p und meist flüssigen 30 Frames laufende Grafikbracht mit einer deutlich geringeren Detailfülle und Effekten erkauft. Im laufenden Spiel überwiegt aber die deutlich optimierte Gameengine und steht man erst mal auf der Spitze von Big Ben und sieht auf die dicht befahrene Themse herunter, so weiß man, dass dieser Kompromiss die richtige Entscheidung war.

„Ganze Stadtteile bestehen aus Häusern, die sich so ähnlich sehen, wie ein Ei dem anderen“
– Theodor Fontane über South Kensington

Wunderbar atmosphärisch wirkt auch der Soundtrack des Spiels, der einfach nur perfekt ins Setting passt und auch aus dem nächste Sherlock Holmes-Kinofilm stammen könnte. Die deutsche Synchronisation ist zwar gelungen, jedoch nicht lippensynchron und wird oft durch englische Gespräche im Hintergrund unterbrochen. Gerade bei Assassin’s Creed Syndicate empfehlen wir unbedingt die englische Tonspur (Untertitel können zugeschaltet werden), die nicht nur technisch sauberer, sondern mit verschiedenen Londoner Akzenten einfach perfekt mit der Szenerie verschmilzt.

Review Overview

Wertung - 8.5

8.5

London Calling!

Nicht nur wegen des Settings ist Syndicate für mich der beste Teil der Serie in den letzten Jahren! Zwei sympathische und interessante Hauptcharaktere, spannende und abwechslungsreiche Missionen, das Gang-Feature, das dem Ganzen einen zusätzlichen Spin gibt. Unverständlich ist für mich, dass Ubisoft nicht deutlich mehr Wert auf die Verschwörungsstory in der Gegenwart legt, diese wirkt nur noch aufgesetzt. Alle die wegen Unity dieses Jahr in den Assassin's Creed-Boykott treten wollten, sollten sich das noch einmal gründlich überlegen! Erstens ist London immer eine Reise wert und zweitens liefert Ubisoft Quebec ein richtig gutes Spiel ab!

9k=Genre: Action/Adventure
System:
 Xbox One, PS4 (PC folgt)
Entwickler: Ubisoft Quebec
Erscheint: 23. Oktober
Preis: ca. 70 Euro

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