Review: Agatha Christie – The ABC Murders

Neben Sherlock Holmes ist der von Agatha Christie erdachte und in 33 Romanen zwischen 1920 und 1975 eingesetzte exzentrische Hercule Poirot sicherlich der Inbegriff des literarischen Gentleman-Detektivs. Auch dank zahlreicher Verfilmungen sind Werke wie Das Böse unter der Sonne oder natürlich vor allem Mord im Orientexpress einem breiten Publikum bekannt. Als 18. Kriminalroman von Agatha Christie erschien am 6. Januar 1936 Die Morde des Herrn ABC. Dieses Buch wurde nicht nur ebenfalls schon zweimal verfilmt, sondern dient nach einem Nintendo DS-Spiel aus dem Jahr 2009 nun bereits zum zweiten Mal als Vorlage für ein Videospiel.

Mitte der 1930er Jahre hat sich Hercule Poirot in London eigentlich schon zu Ruhe gesetzt und an einem Nachmittag genießt er mit seinen alten, gerade aus Südamerika heimgekehrten, Freund Arthur Hastings eine Tasse Tee, als sie von der Zustellung eines mysteriösen Briefes unterbrochen werden. Dieser ist nicht nur schlicht mit ABC unterzeichnet, sondern kündigt auch für einen bestimmten Tag in naher Zukunft ein Strafftat im kleinen Ort Andover an. Während Hastings an einen schlechten Scherz glaubt, ist Poirot beunruhigt und meldet den Fall nicht nur an Scottland Yard, sondern macht sich auch nach Andover auf. Den ersten Mord des ABC kann er jedoch nicht verhindern. Bei der Leiche fällt ihnen ein sogenannter ABC-Eisenbahnfahrplan auf und spätestens als der zweite Brief auftaucht, ist wohl nicht nur dem genialen belgischen Detektiv klar, dass es sich um einen Serienkiller handelt, der ihn ganz persönlich herausfordern möchte.

Habt ihr den Tatort des ersten Opfers erreicht, wird The ABC Murders zu einem klassischen Grafik-Adventure. Ihr steuert Poirot durch das Szenario, befragt zahlreiche Personen nach relevanten Informationen, untersucht Gegenstände und löst zwischendurch allerlei Rätsel. Oftmals handelt es sich dabei um mechanische Rätsel, bei denen ihr durch geschicktes Drücken, Verschieben oder Lösen eines Codes etwa ein Geheimfach, eine Kassa oder eines alten Grammophon öffnen müsst. Das bringt Abwechslung ins Gameplay, sodass das Spiel schnell in einen angenehmen Spielfluss kommt. Leider ist das Geschehen hundertprozentig geradlinig. Oftmals habt ihr vielleicht schon den richtigen „Schlüssel“ für den nächsten Raum, könnt diesen jedoch erst einsetzen, wenn ihr auch die letzte Ecke in aktuellen Setting untersucht habt, auch wenn das nur noch komplett nutzlose Infos hergibt. Auch hat es nur wenig Einfluss auf die Handlung, wie man mit anderen Personen bei den Gesprächen umgeht. Ob eine Zeugin in Tränen ausbricht, weil ihr ein rücksichtsloser Kommentar abgegeben habt oder euch schnell vertraut weil ihr die richtigen Worte gefunden habt, ist für die Lösung des Falls meist vollkommen irrelevant.

Das Spiel wirkt wie eine Mischung aus den aktuellen Sherlock Holmes-Adventures, den mechanischen Rätseln aus der Professor Layton-Serie und der Erzählweise der Telltale-Games. Eine willkommene Mixtur die jedoch nie die Qualität der einzelnen Originalbestandteile erreicht.

Die Grafik wirkt zweckmäßig, jedoch nicht mehr zeitgemäß. So wirkt die Mimik der Charaktere selbst bei den Verhören oft unpassend. Vor allem die PS4- und Xbox One-Versionen fallen sogar noch einmal ab. Trotz eher schlichter Optik gibt unschöne Ruckler und die direkte Steuerung mit dem Joypad funktioniert zwar gut, ist aber alles andere als eingängig. Der Soundtrack passt sehr gut zur Atmosphäre und die die Wahlweise englisch oder französisch eingesprochenen Stimmen sind gut gewählt. Deutsch gibt es nur als Untertitel.

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