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Retro: Sony PlayStation

Am 29. September 1995 kam die Sony PlayStation in Europa auf den Markt ( in Japan war sie ab dem 3. Dezember 1994 erhältlich). Die neue Konsole sollte die Videospielwelt in ihren Grundfesten erschüttern und verändern. Viele der klassischen PlayStation-Games lassen sich auch heute noch etwa auf der PS3 oder der Vita über den PSN Store laden und spielen. Grund genug für uns, die damalige – und gleichzeitig erste – Heimkonsole Sonys zu beleuchten, deren Erbe auch noch in der neuen PlayStation 4 fest verankert ist!

Eine glückliche Fügung
Viele Dinge im Leben passieren durch Zufall und sind vorerst nicht geplant: Die Entdeckung von Penicillin zum Beispiel. Alexander Fleming war drauf und dran eine Bakterienkultur wegzuwerfen, entdeckte aber noch rechtzeitig, dass er den Vorreiter aller Antibiotika gefunden hatte. Die Verantwortlichen von Nintendo entschlossen sich, ein für das SNES entwickeltes CD-Rom-Laufwerk doch nicht herauszubringen und mussten später feststellen, dass sie dadurch den Prototypen der PlayStation – ihren langjährigen Hauptkonkurrenten – aus der Taufe gehoben hatten. Doch wie im Leben üblich, ist des einen Pech des anderen Glück – und genau jenes hatte nicht nur der Bakteriologe sondern auch Ken Kutaragi. Der Sony-Ingenieur hatte zuerst an einem Soundchip und später an besagtem CD-Rom Laufwerk für Nintendo gearbeitet. Dieses Laufwerk wollte man ihm schlussendlich doch nicht abnehmen und so entwickelte Kutaragi daraus seine eigene Konsole. Dass er damit Nintendo vom Thron des Konsolenreichs stoßen würde, ahnte er damals sicher noch nicht.

Skizze eine PSX (PlayStation) Prototyp der noch kompatibel zum Super Nintendo von Nintendo gewesen wäre!
Skizze eines PSX (PlayStation) Prototyp, der noch kompatibel zum Super Nintendo von Nintendo gewesen wäre.

Ein guter Start
Am 3. Dezember 1994 war es soweit: Die PlayStation stand in Japan in den Läden. Games wie die Automatenumsetzung von Ridge Racer verschafften dem Gerät einen guten Start und demonstrierten eindrucksvoll die Fähigkeiten der Konsole abseits der bisher gewohnten 2D-Games. Und es sollte noch einige Zeit dauern bis Nintendo auch eine 3D-Maschine anbieten konnte, sodass Sony genug Zeit hatte, eine breite Basis an Fans zu gewinnen. Nach einem guten Start in Japan folgten im September des Jahres 1995 die USA und Europa. Auch hierbei hatte Sony ein glückliches Händchen in Sachen Launch-Titeln: Wieder war es ein Rennspiel, das die Massen begeisterte, diesmal allerdings nicht Ridge Racer, sondern WipEout. Während WipEout in unseren Breiten gerade Kultstatus erreichte, hatte es das Beat’em-Up Tekken bereits geschafft, als erstes PlayStation-Spiel die Verkaufszahl von einer Million zu knacken. Aber nicht nur die Spiele für die technisch ansprechende Konsole gingen wie warme Semmeln über den Ladentisch, sondern auch die Hardware selbst. Als der „Konkurrent“ Nintendo 64 Ende 1996 in Japan und Anfang des Jahres 1997 im Rest der Welt auf den Markt kam, besaßen bereits zehn Millionen Menschen eine PlayStation. Mit wesentlich besserem Marketing ließ man Nintendo nicht einmal die Chance, die eigentlich schon weg war: Als Antwort auf den innovativen N64-Controller mit Analogstick erschien schon bald das Dual-Shock-Joypad von Sony; außerdem holte man sich als Rückendeckung weitere Software-Kracher an Bord.

Ken Kutaragi kämpfte auch innerhalb des Sony Konzerns um das PlayStation Projekt, der immense Erfolg führte in an die Spitze von Sony Computer Entertainment Inc., der er bis zum 19. Juni 2007 als CEO vorstand.
Ken Kutaragi kämpfte auch innerhalb des Sony Konzerns um das PlayStation Projekt. Der immense Erfolg führte in an die Spitze von Sony Computer Entertainment Inc., der er bis zum 19. Juni 2007 als CEO vorstand.

Etwa Resident Evil von Cacpom, das den Spielern das Fürchten lehrte, und den zweiten Teil von Core Designs Edel-Adventure Tomb Raider. Debütierte Lara Croft noch auf PlayStation und Sega Saturn, konnte man die Fortsetzung – was Konsolen betrifft – nur noch auf Sonys Hardware erleben. Der größte Coup gelang Sony aber damit, dass sie Square – die Ost-Rollenspiel-Experten schlechthin – für ihre Konsole begeistern konnten. Final Fantasy VII und die nachfolgenden Teile erschienen exklusiv für PlayStation und Fans der Serie stiegen, ohne mit der Wimper zu zucken, vom SNES – auf dem man bisher Final Fantasy gespielt hatte – auf die PlayStation um, was die Hardware-Verkäufe nicht unmerklich ankurbelte. In Anbetracht der Verkaufszahlen müsste im Jahr 1997 praktisch jeder dritte PlayStation-Spieler auch ein Exemplar von Final Fantasy VII im Regal stehen gehabt haben.

Ebenfalls ein Erfolgsfaktor für die PlayStation war mit Sicherheit das Joypad, es war eine direkte Weiterentwicklung des Super-Nintendo-Pads und auch die PlayStation 4 benutzt heute noch die Grundzüge dieses Design.
Ebenfalls ein Erfolgsfaktor für die PlayStation war mit Sicherheit das Joypad. Es war eine direkte Weiterentwicklung des Super-Nintendo-Pads und auch die PlayStation 4 benutzt heute noch die Grundzüge dieses Designs.

Gute Spieler
…wussten das Software-Angebot zu schätzen. Weitere Meilensteine der Videospielgeschichte folgten. Neben bereits erwähnten Titeln erfreuten sich auch Metal Gear Solid, Gran Turismo, Colin McRae Rally und sämtliche Nachfolger dieser Spiele großer Beliebtheit. Dass das Nintendo 64 der PlayStation mit ihren 32-Bit und 33,8 MHz technisch überlegen war, tat auch nichts mehr zur Sache. Außerdem passten auf CDs einfach mehr Daten und die Entwickler konnten sich in puncto Zwischensequenzen und Sprachausgabe besser austoben, was sich natürlich positiv auf die Präsentation der Spiele auswirkte.

PSone_with_Parappa2

Böse Spieler
… nutzten den Umstand aus, dass man diese CDs relativ einfach vervielfältigen konnte. Die Behauptung derer, die meinen, die PlayStation habe sich nur aufgrund der Raubkopiererei so gut verkauft, ist aber doch etwas weit hergeholt. Bei über 60 Millionen Einheiten die dem Nintendo 64 gegenüber mehr verkauft wurden, wäre das eine Riesenmenge an Bösewichten. Es wäre schlichtweg absurd anzunehmen, dass mehr als die Hälfte aller PlayStation-Besitzer Raubkopierer waren. Sony war einfach schlauer und hatte mehr Glück. Und das ist ja schließlich nichts Schlechtes – vor allem nicht für die Spieler. Bei über 100 Millionen verkauften Geräten ist natürlich auch das Software-Angebot riesig, und man hatte eine stolze Zahl von ca. 3.000 PlayStation Titeln zur Auswahl.

Kabelsalat
Ken Kutaragi wollte, dass seine Konsole eine reine Spielmaschine ist. Es wurde auf Multimedia-Schnickschnack verzichtet, der sich auch beim Saturn von Sega nicht durchsetzen konnte, und es gab kein Modem oder sonstige Anhängsel. Auch die Anschlüsse des Geräts wurden zugunsten des Kaufpreises immer weniger. Konnte man bei der ersten Version der PlayStation noch S-Video und Cinch Kabel anschließen, war es später nur noch Cinch, dann doch kein Cinch mehr und auch der Erweiterungsschacht musste zu guter Letzt dran glauben. Das letzte Modell, die PSone, hatte auch keine Link-Buchse mehr, und auch das normale Verbindungskabel zum Fernseher konnte man sich sparen, gab es doch einen schicken aufsetzbaren LCD Monitor.

Die Net Yaroze war der Traum jedes Hobby-Entwicklers, hatte aber mit rund 750 Dollar auch einen stolzen Preis.
Die Net Yaroze war der Traum jedes Hobby-Entwicklers, hatte aber mit rund 750 Dollar auch einen stolzen Preis.
Games, Games, Games
Die PlayStation erschien in Japan am 3. Dezember 1994. Österreich, Deutschland und die Schweiz  am  1. September 1995 an der Reihe. Weltweit wurden über 104 Millionen PlayStation 1 Konsolen verkauft. Auf dem System sind offiziell über 4000 Games erschienen. Einige Klassiker & Perlen möchten wir euch an dieser Stelle vorstellen!

Tekken
Tekken war eines der ersten Beat’em-Ups in 3D – oder zumindest mit aus Polygonen bestehenden Charakteren – und somit der große Konkurrent zum bereits erschienenen Virtua Fighter. Zunächst zwar noch etwas steif um die Hüfte konnte die Serie spätestens ab dem zweiten Teil sowohl technisch als auch spielerisch überzeugen. Die Spieler wussten das zu schätzen und Tekken war das erste Spiel für die Playstation, das sich über eine Million Mal verkaufte. Die Serie wird auch heute noch in der Arcade und aktuellen Konsolen fortgesetzt.

Tekken - Ingame 2

Tomb Raider
Als Lara Croft das erste Mal auf den Monitoren und Fernsehern erschien, löste das einen riesigen, lange anhaltenden Hype aus. Dass das nicht alleine aufgrund des Gameplays geschah, welches hauptsächlich aus Rumklettern- und schießen bestand, war von Anfang an klar. Vielmehr spielten zwei andere Argumente eine große Rolle. Rumballernde Frauen in Spielen sind heute zwar nichts Außergewöhnliches mehr, aber es gibt immer noch viele Leute, die sich auf das kommende Rise of the Tomb Raider freuen.

Tomb Raider 04

Colin McRae Rally
Gute Rennspiele gab es schon einige, aber Colin McRae Rally war nicht nur ein gelungener Racer, es war ein nahezu perfektes Rallyespiel – sieht man von grafischen und soundtechnischen Abstrichen ab, die zugunsten der Spielbarkeit gemacht wurden. Colin McRae gab persönlich Tipps – und die hatte man als Laie auch bitter nötig. Die harten Rennen gegen die Zeit verlangten einem alles an fahrtechnischem Können ab. Auch heute gibt es die Marke noch, nach dem Tod McRaes im Jahr 2007 erschien sie jedoch nur noch unter dem zwischenzeitlich etablierten Untertitel DiRT.

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Crash Bandicoot
Crash Bandicoot sollte für die PlayStation so etwas werden, wie Super Mario es für Nintendo war. Den ultimativen Maskottchenstatus hat Crash leider nicht erreicht, aber mit dem flotten Gameplay und den verschiedenen Kameraperspektiven, mit denen man vom gewohnten Side-Scrolling wegging, konnte er durchaus etliche Spieler begeistern. Weitere Hüpfabenteuer folgten und auch auf der aktuellen Konsolengeneration hatte Crash mit Crash Bandicoot: Clash of the Titans bereits einen Auftritt – die Fortsetzung Mind over Mutant erwartet uns Ende Oktober.

crash_Bandicoot

Metal Gear Solid
Metal Gear Solid ist die Mutter aller Stealth-Spiele: Gameplay und Story waren schon im 2D-Vorgänger nicht zu verachten, aber was man hier in der dritten Dimension geboten bekam, war schon fast unwirklich. So spannend war es noch nie an Feinden vorbei zu schleichen. Zu einem nahezu perfekten Spiel kam noch der Movie-Faktor hinzu: Hideo Kojima schuf mit tollen Zwischensequenzen und Videos ein einmaliges Spielerlebnis und wird heute noch von seinen Fans angebetet, die inzwischen sicher alle schon Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain entgegenfiebern!

metal_gear_solid

Resident Evil
Alone in the Dark hatte den Anfang gemacht, aber mit Resident Evil wurde das Genre des Survival Horrors endgültig Massenmarkt-tauglich. Erschreckend echt aussehende Zombies und mutierte Kreaturen sorgten für optimale Gruselstimmung. Das Erforschen einer Villa, in der ein tödlicher Virus losgelassen wurde, verlangte von den Spielern also nicht nur Hirn und Geschick, sondern vor allem auch starke Nerven. Wie sich das für beliebte Titel gehört, folgten regelmäßig Fortsetzungen, Bücher und Filme.

resident-evil-1Ridge Racer
Die Umsetzung der Automaten-Version von Ridge Racer zeigte, was die PlayStation an 3D Power leisten konnte. Virtuelle Rennfahrer konnten sich endlich auch richtig im Wohnzimmer austoben. Der coole Soundtrack und die berühmten Power Slides trugen ihres zur Beliebtheit des Titels bei. Der einzige Makel war wohl der fehlende Multiplayermodus, aber jeder fängt einmal klein an.

Ridge_Racer

Final Fantasy VII
Das erste Final Fantasy, das auf einer Sony-Konsole erschien, ist bis heute bei den Fans immer noch der beliebteste Teil der Serie. Premiere in 3D, coole Effekte in den Kampfsequenzen und zwischendurch wunderschön gerenderte Videos, die bis heute ihresgleichen suchen. Dazu ein toller Soundtrack und eine richtig gute Story – was will man als Rollenspieler mehr? Einen Film zum Beispiel. Der digitale Animationsstreifen mit dem Titel „Advent Children“ erschien im Jahr 2005 zur Freude der großen Fangemeinde.

Final Fantasy 7 - 03

Gran Turismo
Fragte man 1998 jemanden nach dem besten erhältlichen Rennspiel, bekam man mit hoher Wahrscheinlichkeit Gran Turismo als Antwort. Der Grad an Realitätsnähe war erstaunlich, wer keine Ahnung vom Kurvenverhalten eines Autos hatte, war nach ein paar Runden Gran Turismo auf jeden Fall schlauer. Das geniale Replay-Feature setzte noch eines drauf. So cool konnte man seine eigene Leistung bis dato noch nie bewundern. Wie ausgeprägt der GT-Hype auch heute noch ist, beweisen die hohen Verkaufszahlen aktueller Gran Tourismo-Games auf der PS3.

Grand Tourismo - Ingame 3

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