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Kolumne: Trading Card Games und Ich

Des Brettspiel Grantlers Sammelschwäche

Vor vielen, vielen Jahren, als World of Warcraft noch so richtig populär war und noch niemand von Hearthstone zu träumen wagte, veröffentlichte Upper Deck das World of Warcraft TCG (Trading Card Game). Bei mir, als Fan der digitalen Variante und leidenschaftlichem Brettspieler, war die Neugier geweckt und so besorgte ich mir mal ein paar Packs. Und dann mehr … und noch mehr. Bisschen ungeschickt, da ich damals niemanden hatte der das Spiel mit mir spielen würde. Selbst Spielegruppen in diversen Läden waren keine Alternative, ich studierte, hatte zwei Jobs, da bleibt nicht viel Zeit für lustige Spielereien. Aber der Funke war übergesprungen, sammeln, sortieren, Deck bauen, die Mappe pflegen, alles was TCGs mitunter ausmacht.

das WoW TCG

Viele Jahre später, die WoW Karten waren lang verschwunden, keine Ahnung wohin, fragt mich mein Erstgeborener wie den dieses Pokémon Kartenspiel funktionieren würde, von dem seine Mitschüler alle sprechen würden. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich meinen Pokémon Erstkontakt bereits hinter mir, nämlich durch Pokémon Let’s Go auf der Switch, das ich letztendlich nur gespielt hatte um meinem Sohn dabei helfen zu können. Der Funke war nie so richtig übergesprungen. Zur Erklärung: Als Pokémon in Österreich erschien war ich 18, Partys, Sport, Freundin, bissl Ausbildung, das passte irgendwie nicht und auch danach gab es wenig Berührungspunkte, um nicht zu sagen ich verstand den Hype nicht ganz.

Im ersten Schritt ließen wir uns dann das Pokémon TCG bei einem Freund zeigen, welches uns auf Anhieb gefiel. Bisschen eingelesen und erkundigt wie man am besten ins Hobby startet, was uns nach kurzer Zeit die ersten Themendecks, spielbereite wenn auch nicht sehr starke Decks, ins Haus brachte. Großer Spaß, coole Gefechte, aber mit nur zwei Decks wird’s schnell ein wenig eintönig. Also schnell mal die ersten Booster-Packs gekauft um seine Decks ein wenig aufzuwerten, was bei der Vielzahl an Karten gar nicht so leicht ist. Das Öffnen solcher Booster ist zwar lustig, die Hoffnung eine wirklich tolle Karte (GX, V, Tag-Team und wie sie nicht alle heißen) bekommen immer recht hoch, die Einsicht wieder nur neun Karten zu haben die man voraussichtlich nie brauchen wird und mit viel Glück eine bessere zu „ziehen“, die aber gerade nicht ins aktuelle Deck passt, sehr ernüchternd. Eine neue Herausforderung musste her: Also auf zu kleinen Turnieren, bei dem es für relativ kleines Geld brandneue Karten gibt, inklusive neuer Themendecks, der Teufelskreis also voll entfacht. Ist man erstmal im Strudel nach den tollen Karten, den besten Decks, gefangen, gibt es kein Entrinnen mehr. Das Problem ist ja, um ein wirklich starkes Deck zu haben, vielleicht sogar bei Turnieren oder Meisterschaften kompetitiv zu sein, kommt man mit Packs und Boxen nicht sehr weit, einzelne Karten müssen her und das geht ins Geld.

Die Bredouille für mich ist hier aber, ich mag das Spiel wirklich, spiele es außerordentlich gern, die Mechaniken, ein bissl Glück, der Deckbau, das alles macht Spaß. Das das ganze aber mit einem analogen System, äquivalent zu Loot-boxen einher geht ist dann der weniger angenehme Teil. Im Gegensatz zu Videospielen hat man mit den Karten zwar was in der Hand, was man irgendwann verkaufen könnte, der Glückspielfaktor gepaart mit einem geschmalzenen Preis und das ganze toll für Kinder präsentiert halte ich zumindest für hinterfragenswert, eigentlich Pay-to-win in Reinkultur. Gut sagen jetzt manche, du musst es ja nicht kaufen, aber wenn einem die armen Kinderlein dann in die Augen schauen und ein „Papa, bitte nur einen Booster“, schluchzen, wer kann dann widerstehen, vor allem wenn man selber anfällig für die Jagd nach GX- und V-Karten ist.

Mittlerweile besitzen wir 10-15 teilweise aufgewertete Themendecks die immer noch regelmäßig gespielt werden, eine kleine, halbleere Mappe wertvoller und besonders schöner Karten, zwei prallvolle Mappen diverser Karten die wir nie mehr brauchen werden, Equipment wie Matten, spezielle Würfel und Marker. Und dann kam plötzlich der Punkt als der Erstgeborene meinte, dass ihn das Pokémon TCG nicht mehr so interessiert, er es noch immer gern spielt aber nix mehr kaufen mag. Ich atmete auf, wobei das Stöbern nach speziellen Boxen, dem Finden neuer Produkte und das Teilen der Begeisterung mit den Kids natürlich wirklich schön war, immer auf der Suche nach dem nächsten Kick.

nur einige GX-Schätze der Familie K.

Und dann fragt mich der Herr Furtenbach vor ein paar Wochen, ob wir mal Magic: The Gathering ausprobieren wollen, er hätte noch zwei Decks zu Hause und die zuständige Agentur würde uns noch gern was schicken. Nachdem mich Magic immer schon angelacht hat und das Setting mich auch mehr anspricht, konnte ich natürlich nicht ablehnen. Und ich muss zugeben, ich verstehe warum hunderttausende Menschen weltweit seit Jahrzehnten diesem Spiel verfallen sind. Die Regeln und Mechaniken sind leicht zu erlernen, wobei das Spiel auf hohem Niveau sehr komplex ist und man seine Karten und auch die des Gegners ganz genau kennen sollte. Das  Öffnen der Booster ist spannend und macht Spaß wie eh und je. Doch bin ich vorsichtig, nur allzu schnell würde ich wieder in diesen Kreislauf verfallen etwas Neues zu kaufen, das dann mit weiteren Karten verbessern zu wollen, den auch Magic: The Gathering ist letztlich Pay-to-win, wobei man natürlich auch mit weniger starken Karten rein aus Spaß an der Freud spielen kann. Gerade bei Magic: The Gathering gibt es sehr günstige Einsteigersets mit zwei (nicht sehr starken) Decks zum sofortigen Losspielen.

Und würde ich nur Magic, Pokémon oder ein anderes TCG spielen, wäre mir das wahrscheinlich egal. Es macht einfach Spaß sich mit seinen Karten zu beschäftigen, das meiste aus den Decks rauszuholen und mit tollen Kombos seine Gegenspieler zu besiegen. Das Sammeln, Sortieren, Tauschen, Treffen mit Freunden bei Turnieren und Spieleabenden (sollte das mal was mit der Impfung werden), alles eine große Freude. Da ich aber noch viel mehr spiele und das Hobby der Gesellschafts-, Miniaturen- und andere Kartenspiele schon kostspielig genug ist, muss ich hier leider einen Schlussstrich ziehen und mich auf die kostenlosen Varianten auf Tablet und Heimcomputer beschränken. Ist ja nicht so, als ob man nicht auch bei anderen Spielen genug Geld durch Erweiterungen, neue Fraktionen und dergleichen verpulvern würde. Nicht weil TCGs böse sind, vielmehr weil ich mich und meine Schwäche beim Sammeln kenne.

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