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Kolumne: Ragequit 1 – Das Finale von Two and a Half Men – F*** diesen S****

[Ragequit – Eine Spielsitzung beenden aufgrund von Wut, die durch ein Ereignis im Spiel ausgelöst wurde.]

Obwohl der Titel dieser Kolumne aus dem Gamer-Vokabular stammt, werde ich hier (wie auch an diesem Artikel erkennbar ist) nicht nur Themen aufgreifen, die sich um Videospiele drehen. Wann immer mich etwas aufregt – egal ob Spiel, Comic, Film oder TV-Serie – und es interessant genug für einen Text ist, werde ich es hier verarbeiten. Außerdem kann ich Michael mit seiner SHOCK.Weekly-Kolumne nicht kampflos das Feld überlassen.

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Ich habe alle Episoden von Two and a Half Men gesehen. In den letzten fünf oder sechs Jahren mochte ich die Serie nicht einmal mehr besonders, sah aber jede neue Folge kurz nach der US-Ausstrahlung. Wieso ich trotz steigender Abneigung – insbesondere seit dem unrühmlichen Ausstieg von Charlie Sheen nach Staffel acht – und der platten Witze und des frauenfeindlichen Humors der Serie dranblieb, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht bin ich einfach Komplettist.

Am vergangenen 19. Februar 2015 endete die ehemalige Erfolgs-Sitcom schließlich mit der Doppelfolge Of Course He’s Dead. Ein Finale, das sogar enttäuschender ist als das Ende von How I Met Your Mother, wobei ich das Letztere grundsätzlich noch ganz okay fand.

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Es folgen Spoiler. Die können euch aber egal sein, das Finale ist ohnehin reine Zeitverschwendung.

Charlie Harper starb zwischen dem Ende der achten und dem Anfang der neunten Staffel offscreen, um von Walden Schmidt (Ashton Kutcher) ersetzt zu werden. Viele mit zumeist unwitzigem Mist gefüllte Episoden später wurde nun enthüllt, dass Charlie gar nicht tot ist. Seine Stalkerin Rose (Melanie Lynskey) hielt ihn seit seinem Verschwinden in einem Loch im Keller gefangen – schlechte Anspielungen auf Buffalo Bill aus Das Schweigen der Lämmer inklusive. Die Geschichte wie er in Roses Gefangenschaft gelangte wird mit einer furchtbar miesen Animationssequenz erzählt, bei der von Pixar und DreamWorks Animation verwöhnte Zuschauer das Bedürfnis bekommen, sich die Augen auszukratzen. Charlie entkommt, schnappt sich 2,5 Millionen Dollar an Musik-Verdiensten und macht sich auf die Jagd nach Alan und Walden, die ja einfach sein Haus besetzt und „so getan haben als sei nichts geschehen.“ Charlie ist zu keinem Zeitpunkt zu sehen und alles scheint auf einen finalen Gastauftritt von Charlie Sheen in seiner Paraderolle hinzudeuten – dazu aber später mehr.

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Es scheint fast so, als hätten die Macher realisiert, was für ein Haufen … Dung Two and a Half Men ist, den man zu keinem befriedigenden Ende bringen kann und beschlossen, einfach auf der miesen Qualität mit einer Menge Meta-Referenzen herumzureiten. Zugegeben, einige sind ganz witzig, etwa wenn einige von Charlie Sheens Eskapaden oder seine neue (aber mittlerweile beendete) Sitcom Anger Management genannt wird. Selbst wenn Ashton Kutcher verlautbart, dass die ganze Angelegenheit am besten bald vorbei ist, kann man darüber noch müde schmunzeln. Allerdings besteht die Crew darauf, dem Zuschauer penetrant unter die Nase zu reiben, dass die Serie schon viel zu lange läuft, viel zu viel Geld einbringt und viel zu wenig gute Witze zu bieten hat. Die zahlreichen Gaststars können den Karren auch nicht mehr aus dem Dreck ziehen. Neben einigen kleinen Auftritten von Ex-Freundinnen der Harpers wie Judy Greer, April Bowlby, Marin Hinkle oder Jennifer Bini Taylor sind auch Angus T. Jones als Jake, John Stamos und Christian Slater als sie selbst sowie Arnold Schwarzenegger zu sehen. Der Governator spielt einen Police Officer, der anhand einer Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse mitsamt aller Logiklöcher vor Augen führt, wie absurd die Storys in der Serie sind.

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Das Ende könnte enttäuschender und nichtssagender nicht sein. Charlie Harper (er ist nur von hinten zu sehen) geht auf die Haustür des Strandhauses zu, klingelt und wird von einem herabfallenden Klavier erschlagen. Die Kamera fährt zurück und enthüllt den Serienerfinder Chuck Lorre, der Charlie Sheens Catchprase „Winning“ vorträgt und ebenfalls von einem Klavier zerquetscht wird. Applaus und Gelächter. Ende.

Charlie Sheen war nicht involviert. Der Plan wäre gewesen, ihn vor dem Klaviertod noch eine Schimpftirade über Drogenmissbrauch und seine eigene Unverwundbarkeit halten zu lassen. Er lehnte ab, denn auch die Originalidee ist nicht besonders lustig.

Vermissen werde ich die Serie nicht. Chuck Lorre kann das Ende egal sein, er hat mit The Big Bang Theory bereits den nächsten Serien-Megahit am Laufen und seine andere Sitcom Mom mit Chris Pratts Ehefrau Anna Faris ist ebenfalls recht erfolgreich.

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