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Kolumne: Gacha – Wie aus Zufall Geld wird

Mit Fire Emblem Heroes hat Nintendo das zweite große Spiel für Smart Devices angekündigt. Zur Freude der Investoren werden dabei sämtliche Free-to-Play-Register gezogen. Energiebalken, teure In-App-Purchases und Gacha. Gerade Letzteres dürfte für einen großen Erfolg des ersten Fire Emblem-Spiels auf dem Handy sorgen. Ein Grund also, sich das Geschäft mit dem Zufall näher anzusehen.

Gacha beschreibt den Erhalt eines Objekts nach einem Zufallswurf. Überall in Japan stehen sogenannte Gachapon. Verkaufsautomaten, bei denen man für Drehs Geld bezahlen kann. 1 Dreh = 1 Kugel. 1 Kugel = 1 Objekt. Das können kleine Figuren sein, Schlüsselanhänger, Stifte, Plüschfiguren oder andere Sammelobjekte. Gacha gibt es überall zu finden, auch bei uns im Westen. Seien es die Booster-Packs bei Sammelkartenspielen oder Schatztruhen bei Spielen wie Overwatch. Japaner, die Online-Mobile-Games schon spielten, als die meisten von uns noch ein Nokia 3310 nutzten, haben eine lange Geschichte mit Handy-Spielen hinter sich und so hat auch Gacha mittlerweile einige Formen eingenommen. Eine davon, das sogenannte “kompu gacha”, wurde sogar von der Regierung als illegal eingestuft. Gacha ist mittlerweile nicht mehr wegzudenken vom F2P-Markt.

Fire Emblem eignet sich besonders gut für Gacha, da es drei wichtige Voraussetzungen erfüllt:

  • Es gibt sehr viele Fire Emblem-Charaktere
  • Die Charaktere sind in Spiele, also Serien, unterteilt
  • Fire Emblem ist eine bekannte Marke

Wer mit Sammeln Geld verdienen möchte, muss viel zum Sammeln anbieten. Gerne auch zu viel. Einige wenige Spieler werden sich das Ziel setzen, jeden Charakter zu sammeln. Diese wenigen Spieler werden viel Geld für dieses Ziel ausgeben müssen, sie sind also die Wale. Für den Rest der Spielerschaft muss es jedoch auch ein erreichbares Ziel geben. Und hier greifen die Serien. Wer Fire Emblem erst seit dem 3DS-Teil kennt, der wird sich vielleicht auf das Sammeln der 3DS-Charaktere konzentrieren. Das dürfte auch nicht einfach zu schaffen sein, ist aber realistischer. An diesem Punkt greifen aber noch zwei weitere Gacha-Mechaniken: Seltenheit und Charakter-Ränge. Beliebte Charaktere sind seltener als unbeliebte Charaktere. Noch etwas bunter treiben es die Charakter-Ränge. Wer die beste Version jedes Charakters haben möchte, darf sich auf noch viel mehr Sammelei (und Geldausgeben) einstellen.

Da Gacha in Japan, einer der größten Märkte für Mobile-Games, so beliebt ist, gibt es mittlerweile sehr viele Spiele, die Gacha verwenden. Man muss den Spielern also Alleinstellungsmerkmale bieten, damit sie ihre Zeit und ihr Geld in Fire Emblem Heroes investieren. Und nicht etwa in Puzzle & Dragons, Final Fantasy: Record Keeper, Granblue Fantasy, Monster Strike, Dragon Ball Z und viele, viele andere. Fire Emblem hat hier einen großen Vorteil. Es ist eine bekannte und alte Serie, die seit jeher für gute rundenbasierte Strategie steht. Das Gameplay lässt sich gut auf dem Handy für eine Partie zwischendurch skalieren und warum eine Fire Emblem-Kopie spielen, wenn es doch das Original auch im App Store gibt? Nintendo stellt sich auch sehr gewieft bei der Vermarktung an. Vor dem Launch können Fans täglich ihren Lieblingshelden auf einer Webseite wählen. Das entfacht Diskussionen unter den Fans und hält das Interesse spielerisch auf einem hohen Niveau.

Mit der Verwendung von Gacha öffnet Nintendo die Büchse der Pandora. Hat Nintendo mit Super Mario Run ganz bewusst alle Konventionen des Marktes ignoriert, was manche als “strategischen Fehler” bezeichneten, werden mit Fire Emblem keine halben Sachen gemacht. Wale können nach Herzenslust Hunderte Euro im Monat ausgeben. Zusammen mit dem bekannten Namen und Gameplay dürfte sich Fire Emblem Heroes damit schnell in den Top-Charts der App Stores positionieren und über eine sehr lange Zeit halten. Die Weichen für das ganz große Mobile-Geld sind gestellt. Fragt sich nur, wie der Markt reagiert. Und was das alles für Animal Crossing Mobile bedeutet. (kf)

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