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Kolumne: EA ändert Star Wars-Spiel und Firmenstrategie: Eine Analyse

Electronic Arts schließt das Entwicklerstudio Visceral Games, verändert das sich seit Jahren in Entwicklung befindende Star Wars-Spiel und sagt traditionellen Singleplayerspielen im AAA-Segment Lebewohl. In nur einer Pressemitteilung macht eines der größten Unternehmen der Videospielmediums den aktuellen Status der Industrie unmissverständlich klar. Traditioneller AAA-Singleplayer ist Geschichte. Service-Games gehören die Welt. Auch die Welt von Star Wars.

Star Wars EA Visceral Games

Visceral schließt

Im Vergleich zu den großen Themen Star Wars und Service-Games kann die Schließung von Visceral Games vielleicht etwas untergehen, ist aber eigentlich die wahrlich tragische Nachricht hier. Ein Entwicklerstudio mit Jahrzehnten an Erfahrung und guten Spielen, das mit Dead Space eine der interessantesten und mutigsten neuen Serie der letzten Jahre erschaffen hat, schließt. Ein gutes Entwicklerstudio, das an einem linearen AAA-Star Wars-Spiel unter der Führung von Amy Hennig, der Lead Writerin der Uncharted-Trilogie, arbeitete, schließt. Der Traum vieler Spieler und Star Wars-Fans ist tot. Warum? Darüber können wir nur spekulieren. Erstes richtiges Gameplay gab es auch nach Jahren der Entwicklung nicht zu sehen. Das Projekt könnte sich komplett im Sand verlaufen haben. Videospielentwicklung ist nicht einfach und Projekte werden ständig eingestellt. Bei der Kombination aus EA, Star Wars und Amy Hennig kommt diese Meldung trotzdem überraschend, auch wenn man bei all den Warnzeichen vielleicht nicht überrascht sein sollte.

Star Wars EA Visceral Games

Star Wars passt sich an

Aktuell kochen einige Emotionen hoch, was natürlich auch an Star Wars liegt. Eine der größten Marken der Welt hat viele leidenschaftliche Fans, die von dieser Nachricht besonders enttäuscht sind. Nicht nur wurde das Spiel, auf das sie sich ohnehin schon seit Jahren freuen, eingestellt. Dessen Zukunft ist zudem noch höchst ungewiss geworden. Patrick Söderlund, Vizepräsident von Electronic Arts, versucht die Wogen zu glätten. Was aber nicht wirklich funktioniert.

Ein Entwicklerteam von EA Worldwide Studios wird die Entwicklung des Spiels übernehmen, angeführt von einem Team von EA Vancouver, das bereits an dem Projekt gearbeitet hat. Unser Visceral-Studio wird geschlossen, und wir sind gerade dabei, möglichst viele Mitarbeiter des Teams bei anderen Projekten und Teams bei EA unterzubringen. Der ursprünglich geplante Erscheinungstermin Ende 2019 entfällt damit auch, und wir werden einen neuen Ablauf bekannt geben, sobald er für uns absehbar ist.

Übersetzung: Wir versuchen zu retten, was zu retten ist. Wie viel von Viscerals Star Wars-Spiel im neuen EA Worldwide Studios Star Wars-Spiel stecken wird und wann das überhaupt erscheinen soll, weiß EA ebenso wenig wie wir. Nun werden sie alles daran setzen, so viel Arbeit wie möglich recyceln zu können. Seien dies Assets, Szenarien oder Animationen. Das Ergebnis dieses Unterfangens ist komplett ungewiss. Und wenn es etwas gibt, das Investoren nicht mögen, dann ist es Ungewissheit.

Star Wars EA Visceral Games

Adieu Singleplayerspiele

Diese Investoren sind es auch, an die der Hauptteil dieser Pressemeldung gerichtet ist.

Unser Visceral-Studio hat an einem Action-Adventure gearbeitet, das im Star Wars-Universum spielt. In seiner aktuellen Form wäre daraus ein Story-basiertes, lineares Abenteuerspiel geworden. Im Verlauf des Entwicklungsprozesses haben wir das Spielkonzept mit Spielern getestet, ihr Feedback festgehalten, was und wie sie spielen wollen, und aufmerksam fundamentale Verschiebungen des Marktes beobachtet. Dabei wurde uns klar, dass wir das Design verändern müssen, um ein Erlebnis zu liefern, das Spieler immer wieder und auch noch nach längerer Zeit erleben wollen.

Wir werden die beeindruckende Grafik und die Authentizität im Star Wars-Universum beibehalten und dabei eine echte Star Wars-Story zum Leben erwecken. Aber wir werden daraus ein breiter orientiertes Spiel machen, mit mehr Vielfalt und mehr Spielerbeteiligung, das die Möglichkeiten unserer Frostbite-Engine nutzt. Wir werden einige zentrale Elemente neu aufbauen, um Spielern ein vielschichtigeres und umfassenderes Star Wars-Abenteuer zu bieten, das sie erkunden können.

Was hier ganz nett als Erkenntnis aus Spielerfeedback verkauft wird, ist allen Akteuren der Branche schon längst klar. Lineare Singleplayerspiele im AAA-Segment lohnen sich nicht mehr. Das weiß Activision Blizzard, das weiß Ubisoft, das weiß Square Enix und natürlich weiß das auch EA. Was Söderlund hier betreibt, ist Schadensbegrenzung. Man muss kein Investor sein, um zu erkennen, wie schlecht die Nachricht über die Einstellung eines Star Wars-Spiels ist. Die größte Marke der Welt, Jahre an Arbeit, viel Geld für die Entwicklung und heraus kommt nichts. Bevor die Investoren noch in Panik ihre Anteile verkaufen, soll diese öffentliche Verbeugung vor den Service-Games die Gemüter ruhig stimmen. Wir wissen was Geld macht, ihr wollt mehr Geld, wir werden euch mehr Geld verschaffen.

Trends?

Electronic Arts ist dank seiner starken Sportspiele ein besonderes Unternehmen dieser Industrie. Große Innovationen erwartet man sich kaum noch von ihnen und in den letzten Jahren mutierten sie immer mehr zum „FIFA und Star Wars„-Studio. Diese Meldung lässt weitere Fragezeichen aufkommen. Wie sieht die Zukunft aus? Das Dead Space-Studio, eine der letzten großen neuen Marken des Unternehmens, gibt es nicht mehr. Mirror’s Edge Catalyst ist ohne viel Brimborium erschienen und wieder verschwunden. Mass Effect Andromeda hat die einst beliebte Serie aus dem Zeitgeist gekegelt und nun ist auch noch dieses Star Wars-Spiele Geschichte.

Man könnte den Eindruck bekommen, dass Electronic Arts nur noch Trends hinterher jagt, ohne Vertrauen in die eigene Vision oder das eigene Team. FIFA, Star Wars Battlefront, Need for Speed, das angekündigte Service-Game Anthem, das neue Star Wars-Service Game. Durchkalkulierte Projekte, perfekt an den Markt angepasst. Zum Erfolg verdammt, zieht EA die Konsequenzen. Was die tatsächlichen Gründe für die Einstellung auch sein mögen, unmissverständlich sendet EA die Ausrichtung für die Zukunft in die Welt: Service-Games. Die restlichen Projekte werden eingestellt. Selbst wenn die Kombination EA, Star Wars und Amy Hennig heißen mag.

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