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Kolumne: Die Tetris-Lizenz

Puyo Puyo Tetris erscheint am 28. April für PS4 und Switch. Das Crossover zwischen den beiden Puzzleserien erschien 2014 in Japan und könnte mit dem westlichen Release bei uns einen ganz neue Schwung Tetris-Euphorie auslösen. Mit den hohen Verkaufszahlen der PS4 und dem Momentum der Switch stehen die Zeichen gut. Puyo Puyo ist eher in Japan bekannt, hat aber auch im Westen seine Fangemeinde. Der größere Name, wenn nicht der größte Name überhaupt, ist aber natürlich Tetris. In der Videospielindustrie nimmt Tetris eine besondere Rolle ein. Bei der schieren Größe der Marke stellt sich nämlich die ganz praktische Frage: Wie managt man eigentlich Tetris?

 

Seit der Erstveröffentlichung im Jahr 1984 sind weit über 50 offizielle Versionen erschienen, mit den inoffiziellen Versionen und Kopien dürfte sich diese Zahl sicherlich mehr als verdoppeln. Ob Amiga, SNES, Virtual Boy, Dreamcast, Facebook, iPod, iOS und Android oder Pokémon mini; für all diese Konsolen und Plattformen ist Tetris erschienen. Auch die Liste der Publisher ist lang. Bullet-Proof Software, Jaleco, Capcom, THQ, Electronic Arts, Nintendo, Ubisoft und viele andere haben schon ein Spiel herausgebracht, denn einen offiziellen Publisher mitsamt Entwicklerstudio gibt es nicht. Wer ein Tetris-Spiel entwickeln und verkaufen möchte, muss Zugang zur Tetris-Lizenz erwerben. Und wie es immer so der Fall ist bei Lizenzen, ab hier wird es kompliziert.

Tetris ist zeitlos. Grafik spielt keine Rolle, die bekannte Musik sollte man bloß nicht ersetzen. Das Spiel kennt jeder und die Kosten für die Entwicklung dürften nicht allzu hoch sein. Diese Kombination aus Eigenschaften dürfte die Lizenz kostspielig machen. Lizenzen dieser Art werden in der Regel zeitlich befristet gewährt, nach Ablauf der Zeit muss neu verhandelt werden, was den Preis nach oben steigen lässt. So wechselt die Lizenz immer wieder das Unternehmen. Dabei wird auch je nach Plattform unterschieden. Aktuell hält Ubisoft die Lizenz für dedizierte Videospielhardware und PC und veröffentlichte Tetris Ultimate im Jahr 2014 für 3DS, PS Vita, PS4, Xbox One und Microsoft Windows. Für mobile Plattformen hält hingegen EA die Lizenz. Wer auf seinem iOS- oder Android-Gerät nach Tetris sucht, findet nur offiziell lizenzierte Spiele von EA und Unmengen an inoffiziellen Kopien. Wer wiederum Tetris auf Facebook und online im Browser spielen möchte, wird nur beim Publisher und Entwickler Tetris Online fündig. Tetris Online hat sich die Exklusivlizenz für Onlineversionen gesichert. Nettes Details am Rande: Der Mitbegründer von Tetris Online ist der ehemalige Gründer und CEO von Nintendo of America, Minoru Arakawa.

Um diesen Dschungel aus Lizenzen zu koordinieren, wurde eigens ein Unternehmen gegründet. The Tetris Company managt die Lizenz, die der Tetris Holding gehört. Ein ähnliches Setup findet man auch bei einer anderen weltberühmten Marke: Pokémon. Hier regelt die eigens hierfür aufgebaute Pokémon Company die Lizenz.

Vielleicht wirken diese Lizenzgeschichten weit entfernt vom Spieler, doch haben sie unmittelbaren Einfluss auf das Angebot. Wer zum Beispiel das original Game Boy Tetris auf dem 3DS über die Virtual Console kaufen möchte, hat Pech. Nintendo darf es nicht mehr verkaufen und musste es aus dem eShop entfernen. Wer Tetris auf dem 3DS spielen möchte, muss Tetris Ultimate kaufen., die Version des aktuellen Lizenzhalters Ubisoft.

Tetris ist Tetris. Trotz all der Kopien mit kreativen Namen kommt nichts an das Original heran. Der Name, die Musik und die einzelnen Blöcke sind weltberühmt und tief in der Unterhaltungsindustrie im Weiteren und der Videospielindustrie im Engeren verwurzelt. Das erklärt auch die Besonderheit mit den ständig wechselnden Entwicklern und Publishern, was für andere Videospielmarken undenkbar wäre.

Einerseits nervt das natürlich. Wer nicht unbedingt die Ubisoft-Version spielen möchte, hat auf den digitalen Marktplätzen der Konsolen keine andere Wahl. Andererseits toben sich aber immer wieder neue Entwickler am klassischen Spielprinzip aus und fügen so ganz neue Ideen hinzu. In Tetris Gaiden müssen sich Spieler mit Zaubersprüchen gegenseitig sabotieren, in Tetris DS spielen sie gleichzeitig auf den zwei Bildschirmen und in Puyo Puyo Tetris werden nun also zwei Klassiker miteinander vermischt. Ein weiteres Kapitel in der langen und bunten Tetris-Geschichte. (kf)

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