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Kolumne: 2017 – Ein Blick nach vorne

Ein wegweisendes Jahr für Nintendo
2017 muss Nintendo einiges beweisen. Ob Leute sich noch für dedizierte Videospielkonsolen von Nintendo interessieren, ob der lang gehegte Traum einer Hybridkonsole hält, was er verspricht und ob die richtigen Schlüsse aus dem Jahr 2016 gezogen wurden.

Pokémon und Mario feiern eine Renaissance und tragen den Namen Nintendo mit zurück in das Aufmerksamkeitsfeld des Mainstreams. Die Werbekampagne um Super Mario Run war überraschend modern, die Ankündigung eines Vergnügungsparks überraschend einleuchtend und die plötzliche Geburt des NES Classic Mini überraschend … überraschend. Nintendo kann wieder überraschen. 2017 könnte Nintendos Eintritt in den Fernseh- oder Filmmarkt bedeuten. Vielleicht eine Sendung mit Mario für YouTube, vielleicht etwas auf Netflix oder gleich ein Kinofilm. Überraschend? Nach 2016 nicht wirklich.

Trotz der neuen Geschäftsbereiche spielt natürlich Switch die erste Geige. Nach dem riesigen Erfolg der Wii und dem riesigen Misserfolg der Wii U muss Nintendo Neues bieten. Das Konzept leuchtet sofort ein, kommt gut an und wird möglichst simpel vermittelt. So versteht auch die Jimmy Fallon-Zuschauerschaft sofort, was das Besondere an der Switch ist.

Sollte sich die Switch jedoch zu einem gigantischen Flop entwickeln, gibt es kaum noch Ausweichmöglichkeiten für Nintendos eigene Hardware. Bombastische Trailer und Pressekonferenzen mögen es ganz gut verschleiern, aber das Geschäft um die Premiumkonsole mit der besten Technik ist auch nicht mehr das, was es mal war. Besonders in Japan. Sony und Microsoft bekämpfen sich unerbittlich und füllen diesen Markt aus. Nintendo kann und möchte gar nicht in diesen Ring einsteigen. Die eigenen Marken werden es schon richten, denkt sich Nintendo. Ob das stimmt, werden wir ab März sehen.

Xbox Scorpio kommt und ändert nichts
Das aktuelle Konsolenrennen schmeckt Microsoft überhaupt nicht. Microsoft möchte die Nummer 1 sein, die Verkaufscharts anführen und die Konkurrenz schlagen. Nichts davon ist in der aktuellen Konsolengeneration eingetreten und das wurmt das Unternehmen aus Redmond gewaltig. 2017 soll alles anders werden. Xbox Scorpio erscheint und soll das Rennen wieder in die richtige Bahn lenken, wird aber scheitern. Zu weit in Führung ist Sonys PlayStation 4. Die eigenen Serien Halo und Gears of War ziehen nicht mehr wie früher und neue große Serien von diesem Kaliber sucht man vergebens. Auch ist die Marke Xbox mittlerweile zu undurchsichtig. Xbox ist die Xbox One S, mit “nicht nativen 4K”, Xbox ist Xbox Scorpio mit “nativen 4K” und viel besserer Grafik, Xbox ist aber auch Xbox auf Windows 10, mit potenziell viel viel besserer Grafik. Wahrscheinlich träumt Microsoft schon von der Zukunft ohne eigene Hardware, wenn jedes Gerät mittels Cloud zu einer Xbox werden könnte, und positioniert sich schon entsprechend. Bis diese Zukunft auch tatsächlich eintritt, bleibt die Marke Xbox aber undurchsichtig.

Microsoft wird sich an das oft wiederholte “Versprechen” eines Monstrums von einer Konsole und “nativen 4K” schon halten. Nach all dem Gerede über Hardware und TV-Auflösungen müssen Spiele auf der Scorpio deutlich besser als auf der Xbox One S und der PS4 Pro aussehen. Xbox Scorpio wird die stärkste Konsole auf dem Markt sein, koste es, was es wolle. Nur, wie viel wird es am Ende kosten? Über 400 Euro und man ist teurer als die PS4 Pro, viel teurer als die PS4 Slim und die Xbox One S. Bis 400 Euro klingt besser, aber wie soll man die versprochene Hardwarepower auf diesen Preis drücken können, wenn “native 4K” auf einem PC mehr als 1000 Euro kosten? Vielleicht wird Microsoft hier wieder tief in die Taschen greifen und jede Konsole mit Verlust verkaufen, aber irgendwann dürfte der Geduldsfaden der Microsoft-Führung auch reißen. Microsoft hat ein gutes Jahr hinter sich. Windows 10 läuft gut, der Browser Edge ist überraschend gut, die Surface-Reihe an Tablets hat einige Nachahmer gefunden und die Xbox One S zeigt, dass Microsoft Hardware-Design immer noch kann. Microsoft-CEO Satya Nadella führt mit einer klarer Vision durch die volatile Tech-Landschaft. Im Vergleich dazu ist die Marke Xbox übersät mit vielen Fragezeichen, die eine neue Xbox auch nicht beantworten kann.

VR bleibt weiter langweilig für Spieler
2017 werden die Samthandschuhe für VR ausgezogen. Spieler werden “richtige” Spiele für die hohen Preise der VR-Brillen erwarten. Mit Resident Evil 7 könnte gleich im Januar der wichtigste “Auch-VR-Titel” erscheinen. Bekannte Marke, bekannter Entwickler, bekannte Plattform. Resident Evil, Capcom und Sony müssen dem Massenmarkt beweisen, dass VR mehr als Minispiele und experimentelle Erfahrungen sein kann. Gleichzeitig muss der Massenmarkt den Entwicklern und Publishern beweisen, dass der Markt für “richtige” VR-Spieler überhaupt groß genug für Investitionen ist. Das ist keine einfache Situation, durch die aber jede Innovation durch muss. Hier gibt es auch keine einfache Lösung, man kann nicht einfach mal eben den Preis der VR-Headsets halbieren. Besonders interessant dürfte die Entwicklung der günstigen VR-Plattformen wie Daydream von Google werden. Das ist zwar noch lange nicht der lang gehegte Traum von “Skyrim in VR”, aber so ist das bei neuen Technologien nun mal.

Mobile-Branche konsolidiert sich
Die Mobile-Branche macht viel Geld. Das weiß jeder. Was viele nicht sehen, ist, wer eigentlich das ganze Geld macht. Immer härter wird der Konkurrenzkampf in den App Stores und kleine bis mittlere Entwickler sehen sich immer stärker umgeben von riesigen Unternehmen, die mit immer besserer Datenauswertung ihre Spiele immer weiter optimieren. Günstiger als umsonst können Spiele nicht werden, stattdessen wird die Branche nach neuen Wegen forschen, Spieler zum Kauf von Items oder Truhen zu überreden. Bessere, perfekt an den Markt angepasste Spiele werden erscheinen. Die Folge: Die Nachfrage wird von den Großen gedeckt, das Angebot der Kleinen bleibt über und wird verschwinden. Anders gesagt: Konsolidierung. Kleine bis mittlere Entwickler werden verschwinden oder verschluckt. Wir werden mehr AAA F2P-Spiele sehen, deren Launches wie bei Super Mario Run zu wahren Events hochgepusht werden.

Die Rückkehr der AA-Spiele
2016 dürfte wohl das Jahr der AA-Nostalgie gewesen sein. Inmitten der ganzen AAA-Sequels mit enttäuschenden Verkaufszahlen dürften sich viele Spieler an die kleineren Titel der Vergangenheit erinnert haben, die keine zweistelligen Millionenverkäufe erreichen mussten und keine Zahl im Titel trugen. Wenn selbst Sequels sich nicht mehr sicher verkaufen, müssen die Publisher umdenken. Neue Marken aber auch kleinere Titel können so entstehen. 2016 gab es einen Vorgeschmack mit ReCore, 2017 dürften Sea of Thieves und andere folgen. Mit der Nintendo Switch wird den guten aber vom Umfang her kleineren 3DS-Spielen ein neues Zuhause auf dem TV geboten, das es so noch nie gab. Ein Spiel für das Switch-Tablet kann einfach nicht genauso gut aussehen, wie ein Spiel für die großen Xbox- oder PS4-Kisten. Das lässt viel Spielraum für neue Prioritäten und es wäre eine Reaktion auf die AAA-Entwicklung der letzten Jahre. Immer höhere Budgets, immer größere Entwicklerstudios, immer weniger Risiko. Vielleicht interessiert sich der Markt aber auch überhaupt nicht mehr für AA, ist mit den großen Spielen wie GTA, Assassin’s Creed und Zelda zufrieden und spielt vielleicht ab und zu mal ein Indie-Spiel. Ob es überhaupt Raum für eine Renaissance für AA geben wird, entscheidet sich 2017. Mit Nintendo, das eine neue Plattform für genau solche Spiele veröffentlicht, die das Potenzial für Erfolg in Japan und im Westen hat, kann man zumindest positiv gestimmt sein.

Vivendi kauft Ubisoft
Das Thema beschäftigt uns schon lange, aber die Zeichen stehen nicht gut für Ubisoft. Watch_Dogs 2 hat sich, trotz bemerkenswerter Verbesserungen im Vergleich zum Vorgänger, nicht gut verkaufen können. Steep dürfte einer der Flops des Jahres sein und auch der Assassin’s Creed-Film fiel trotz Starbesetzung bei den Kritikern durch. Es wird eng um Guillemot. Ein Unternehmen wie Vivendi, lässt sich von den eigenen Plänen eigentlich nicht abhalten.

2017 wird ein spannendes Jahr für die gesamte Branche. Mit Pokémon GO und Super Mario Run haben zwei Titel 2016 bewiesen, dass man ein Mobile Game nicht unbedingt mit Timern und Energiebalken vollstopfen muss, um viel Geld zu machen. Ob und welche Spuren das auf die milliardenschweren App Stores hinterlassen kann, wird spannend zu verfolgen sein. Gegen ein nachhaltigeres Geschäft mit Mobile-Games, hätten sicherlich die Wenigsten etwas. Irgendwann dürfte sich auch der letzte Wal ein neues Hobby suchen.

Mit der PS4 Pro erschien 2016 die erste Konsole einer Zwischengeneration. 2017 möchte Microsoft noch mal eine Schippe drauflegen. Für Xbox-Fans dürfte Scorpio einen willkommenen Hardwareboost liefern. Wie sich die neue Maschine aber auf das Konsolenrennen auswirkt, bleibt abzuwarten.

Und natürlich die Switch. Gebannt schaut die ganze Branche auf Nintendo. Besonders die japanischen Entwickler stecken ihre ganze Hoffnung in das Unternehmen aus Kyoto, das eine gesamte Industrie aus der Lethargie befreien soll. Wenn das jemand hinbekommen kann, dann ist es Nintendo. Ob Nintendo das aber hinbekommen kann, das wird sich 2017 zeigen.

Ein schönes neues Jahr mit vielen spannenden Spielen, News und hoffentlich lesenswerten Kolumnen.

Alles Gute,
Konstantinos

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