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Review: Transcendence

Christopher Nolan hat mit seinen spannenden Ideen durchaus für eine kleine Revolution in der Blockbusterabteilung Hollywoods gesorgt. Filme wie The Dark Knight und Inceptionhaben es geschafft bombastische Effekte mit psychologischer Tiefe und kreativen Ideen zu kreuzen und so für frischen Wind zu sorgen. Wally Pfister konnte als Stammkameramann von Nolan genau beobachten wie der Ausnahmeregisseur dabei vorgegangen ist und versucht sich nun mit Transcendence auch zum ersten Mal selbst als Regisseur. Thematik und inszenatorischer Grundansatz lassen dabei zwar durchaus an das große Vorbild Nolan denken, allerdings versagt der Film auf so vielen Ebenen, dass man leider nur von einem Kinobesuch abraten kann.

Max Waters (Paul Bettany) erklärt uns den aktuellen Zustand der Welt: Es gibt keinen Strom mehr, die Menschen verwenden Computertastaturen nur mehr um Türen offen zu halten – die Menschheit wurde wieder in die Steinzeit zurückgeworfen. Zeitsprung um fünf Jahre zurück: Dr. Will Caster (Johnny Depp) gilt als Rockstar im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Seine Vorträge bringen ihm allerdings nicht nur Groupies, sondern auch Feinde ein. Eine technologiefeindliche Gruppierung plant ein Anschlag und schießt auf Will mit einer radiokativ verseuchten Kugel. Er liegt im Sterben und seine einzige Hoffnung ist seine Ehefrau und Kollegin Evelyn Caster (Rebecca Hall), die seinen Verstand in einen Supercomputer transferieren will, wo Wills Persönlichkeit weiterleben soll. Doch ist diese künstliche Intelligenz dann auch wirklich noch Will?

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Wie konnte dieses Projekt nur so aus dem Ruder laufen? Zu Beginn stand das mit viel Lob bedachte unverfilmte Drehbuch von Jack Paglen, der damit den legendären Kameramann Wally Pfister ins Regiefach locken konnte, was wiederum zu einer gewaltigen Ansammlung an Starpower führte. Christopher Nolan stand als ausführender Produzent mit Rat und Tat zur Seite und in den Hauptrollen agieren Hollywoodgrößen wie Johnny Depp, Morgan Freeman, Rebecca Hall, Cillian Murphy und Paul Bettany. Da stellt man sich doch die Frage wie der fertige Film so dermaßen dumm, langweilig und eiskalt werden konnte.

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Die Probleme beginnen bereits mit dem flachen Drehbuch von Jack Paglen. Dem Autorenneuling gelingt es in keiner Sekunde die unglaublich spannende Thematik auch packend auf die Leinwand zu bringen. Seine Zukunftsvision setzt er mit einer Mischung aus Wahnvorstellungen, abergläubischen Mythen und Hokuspokus um, die nur rudimentär die wirklich interessanten Themen touchiert. Spätestens wenn Johnny Depp am Ende wahrhaft als wortwörtlicher Deus Ex Machina emporsteigt und die Welt unterjocht wird klar, dass man es sich hier etwas zu leicht gemacht hat. Paglen bringt es nicht fertig eine Bedrohung einfach nur anonym im Kopf des Zusehers wachsen zu lassen – immer muss er 1:1 aussprechen was denn nun die theoretischen Bedenken sind und stümperhaft visualisieren was falsch läuft.

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Da hilft es natürlich auch nicht, dass Wally Pfister mit seiner Aufgabe als Regisseur sichtlich überfordert ist. Es hätte einen wahren Meister seines Fachs benötigt um dieses Projekt doch noch in einen guten Film zu verwandeln, aber das ist Wally Pfister eindeutig (noch?) nicht. Es gelingt ihm selbst in den potentiell interessanten Momenten nicht die nötige Spannung aufzubauen, sodass sich bald schon eine spürbare Monotonie in der Inszenierung erkennbar macht. Auch die verschiedenen Figuren und Handlungsfäden hat er nicht wirklich unter Kontrolle, sodass es ihm auch nicht gelingt die etwas löchrige Handlung solide zu präsentieren. Für den Zuseher ist Transcendence somit über weite Strecken ein unsicher zusammengefügtes Durcheinander mit vielen unfreiwillig komischen Momenten.

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Das etwas mit dem Film ganz und gar nicht stimmt erkennt man auch bereits daran, dass selbst die versammelte Starpower des Films keinerlei Unterschied ausmacht. Hauptdarsteller Johnny Depp agiert lustlos wie selten und auch seine Kollegen (darunter auch eine Legende wie Morgan Freeman) spielen sichtlich an den Emotionen des Publikums vorbei, sodass esTranscendence auch nicht gelingt eine Bindung zum Zuseher aufzubauen. Der Film ist somit weitestgehend kolossal gescheitert und bietet eigentlich keinen Grund warum man sich das Trauerspiel ansehen sollte. (Michael Föls/Filmring.at)

Review Overview

Wertung - 3

3

Ein filmisches Debakel mit Starbesetzung

Transcendence hätte durchaus das Potential gehabt sich dem Thema der Künstlichen Intelligenz auf spannende und durchdachte Art und Weise anzunähern und dem SciFi Genre einen interessanten Baustein hinzuzufügen. Leider wird aber schnell klar, dass daraus nichts wird. Das Drehbuch von Jack Paglen wählt immer wieder die einfache Route, überlässt nichts dem Zuseher, will alles aussprechen, nichts der Vorstellung überlassen und wählt teilweise unglaublich beschränkte Methoden um der Thematik nahe zu kommen. Regisseur Wally Pfister ist bei weitem nicht Regisseur genug um dieses Problem aus dem Weg zu räumen, sondern verschlimmert durch fehlendes Gefühl fürs Geschichtenerzählen und das Unvermögen einen Spannungsbogen aufzubauen die Lage eher noch - und wenn selbst eine Schauspielgröße wie Johnny Depp sich nur völlig lustlos durch den Film kämpft (wie man es seit The Tourist nicht gesehen hat), dann sollte klar sein, dass man sich Transcendencesparen kann.

200w-images-stories-Poster4-transcendence-20142209764-1398546293Regie: Wally Pfister
Drehbuch: Jack Paglen
Mit: Johnny Depp, Rebecca Hall, Paul Bettany
Kinostart: 25.04.2014

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