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Kino-Review: Der Hobbit: Smaugs Einöde

Nach langem Hin und Her, inklusive einem prominenten Wechsel am Regieposten (an Stelle von Guillermo Del Toro inszenierte doch wieder Herr der Ringe Regisseur Peter Jackson), kam letztes Jahr der erste Teil der epischen (mancher mag auch sagen aufgeblähten) Verfilmung von J.R.R. Tolkiens Roman Der Hobbit in die Kinos. Und die Geister schieden sich doch ziemlich am Auftakt der neuen Trilogie: Von Begeisterung über Enttäuschung war alles dabei. Eines kann man aber kaum bestreiten: Warum die Verfilmung des wesentlich kürzeren Der Hobbit genauso viel Zeit brauchen soll wie die des (wirklich) epischen Herr der Ringe, konnte nie so recht argumentiert werden. Mit Der Hobbit: Smaugs Einöde, macht Peter Jackson aber doch wieder so manches gut und schafft es den Vorgänger in jeder Hinsicht zu übertreffen. Bilbo Beutlin (Martin Freeman) setzt seine Abenteuerreise fort, nachdem er den einen Ring von Gollum gestohlen hat: Gemeinsam mit der Zwergentruppe rund um Thorin Eichenschild (Richard Armitage) und Zauberer Gandalf (Ian McKellen) nähert er sich unaufhaltsam dem Einsamen Berg, wo der gefährliche Drache Smaug (gesprochen von Benedict Cumberbatch) auf sie wartet. Doch bevor es so weit ist müssen etliche Abenteuer erlebt und Prüfungen bestanden werden: Sei es die gefährliche Reise durch den Düsterwald oder das intrigante Treiben in der Seestadt. Neue Feinde und Verbündete warten auf die Gefährten, bevor sie sich der größten Gefahr von allen stellen können…

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Es wird bereits recht frühzeitig klar, dass Der Hobbit: Smaugs Einöde besser als sein Vorgänger wird. Während man in Der Hobbit: Eine unerwartete Reise unglaublich viel Zeit verschwendete und man als Zuseher das Gefühl hatte, dass das (gar nicht einmal so lange) Buch auf völlig unmotivierte Art und Weise gestreckt wird, ist das Tempo nun von Anfang an gegeben. Die Erzählung erscheint deutlich dichter und es passiert auch wirklich genügend auf der Leinwand um zu rechtfertigen warum man sich dafür 161 Minuten Zeit nimmt. Auch der ganze Mix des Films erscheint spürbar durchdachter, sodass auch endlich wieder Abenteuerstimmung aufkommt und man sich als Zuseher auf angenehme Art und Weise in die Erzählung gezogen fühlt.

Auch in Sachen Action macht der Film eigentlich alles besser als der Vorgänger. Da dieser aber auch abgesehen von der Schlussszene eigentlich keine erinnerungswürdige Actionsequenzen bot, ist dies allerdings auch nicht allzu schwer. InSmaugs Einöde hingegen gibt es so manchen Abschnitt der wirklich mitreissend ist und an den man sich auch zurückerinnern kann. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt allerdings dennoch: An manchen Stellen bleibt der Eindruck des “Computerspielhaften” bei dem man das Gefühl hat, dass sich Tempo, Extravaganz und Plausibilität nicht so recht die Waage halten und der Film etwas zu sehr in eine erzwungen moderne Kerbe schlägt. Als Beispiel sei nur die Flussfahrt in den Weinfässern erwähnt.

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Das wirkt sich auch auf den Look des Films aus – besonders im Vergleich zu Der Herr der Ringe. Setzte Peter Jackson dort noch auf eine strikte Old School Politik und versuchte möglichst vieles mit Masken und Modellen zu inszenieren, was sich wesentlich schöner in die epischen Naturbilder integrierte, so ist in Der Hobbitsehr viel CGI angesagt. Und die computergenerierten Bilder stehen in einem spürbaren Kontrast zu den naturalistischen Aufnahmen. So entwickelt auch der Film keine homogene Bildsprache und verfängt sich zwischen farbenfrohen CGI Aufnahmen und eher blassen Naturbildern. Natürlich ist der Erzählton von Der Hobbit ein gänzlich anderer als der von Der Herr der Ringe, was erklärt, warum man den Film auch etwas bunter gestaltet, allerdings wäre in diesem Sinne zumindestens etwas mehr Konstanz lobenswert gewesen (wenn man schon die Ansicht vertritt den Film in diese Richtung zu entwickeln).

Natürlich kann der Film auch generell nicht über die Problemchen von Der Hobbit als Vorlage hinwegtäuschen. Denn es handelt sich dabei nun einmal um ein Kinderbuch, das als Vorgeschichte, Anheizer und Teaser für den wirklich epischen Herr der Ringedient, und wenn man in filmischer Form zuerst bereits den großen Bruder bestaunen durfte, dann erscheint Der Hobbit im direkten Verglich zwangsläufig klein und leicht enttäuschend. Denn mit den epischen Schlachtgemälden eines Herr der Ringe kann Der Hobbitnun einmal nicht mithalten und auch der gesamte melancholische Tonfall und die Tragweite der Geschichte geht natürlich verloren. Aber es ist auch anzumerken, dass der Vergleich etwas unfair ist.Der Hobbit ist schließlich ein deutlich persönlicheres Abenteuer und als solches funktioniert die Geschichte auch recht gut.

Martin Freeman erweist sich erneut als grandiose Wahl für die Rolle des jungen Bilbo. Die Leichtigkeit und Freude am Spiel die er in quasi jeder Szene ausstrahlt ist ansteckend und als Zuseher begleitet man den herrlich schusselig-gewitzten Hobbit liebend gerne auf seine Abenteuer. Aber auch der restliche Cast überzeugt: Ian McKellen hält sich zwar etwas zurück, aber dafür gibt Richard Armitage einen durchaus mitreissenden Anführer ab und natürlich ist auch das Wiedersehen mit Orlando Bloom als Legolas besonders für Fans sehr schön – ebenso wie die gelungene Etablierung der neuen Elbin Tauriel, sehr charismatisch verkörpert von Evangeline Lilly

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Das wichtigste Argument ist allerdings, dass es Peter Jackson endlich wieder gelingt die Abenteuerstimmung anzuheizen und den Zuseher völlig in die Welt abtauchen zu lassen. Der Hobbit: Smaugs Einöde ist in diesem Sinne eine wesentlich rundere Erfahrung als der Vorgänger und als Zuseher wird man nicht ständig von nervigen Problemchen aus der Illusion gerissen. Stattdessen bekommt man die Gelegenheit sich für 161 Minuten in eine fremde Welt zurück zu ziehen und dabei ein episches Abenteuer zu erleben und zahrleiche neue Orte in Mittelerde zu besuchen. Und auch wenn der Film die Größe und die meisterhafte Inszenierung eines Herr der Ringe vermissen lässt, so wird dennoch gute Unterhaltung geboten.

Review Overview

Wertung - 8

8

...eine spürbare Steigerung gegenüber dem Vorgänger.

Der Hobbit: Smaugs Einöde ist auf jeden Fall eine spürbare Steigerung gegenüber dem Vorgänger. Peter Jackson gelingt es deutlich besser die Erzählung unter Kontrolle zu halten und dementsprechend bietet der Film auch wesentlich kurzweiligere Unterhaltung. Endlich gelingt es wieder die Abenteuerlust im Zuseher zu entfachen und da der Film merklich runder als der erste Teil ist gibt es auch weniger störende Momente, die den Zuseher aus der Illusion reissen. Natürlich kann auch Smaugs Einöde nicht verbergen, dass Der Hobbit lediglich als Vorgeplänkel zum wesentlich ambitionierteren Herr der Ringe gedacht war, allerdings bietet der Film dennoch ein schönes Abenteuer mit denkwürdigen Szenen. Kurz: Smaugs Einöde ist eine spürbare Steigerung gegenüber dem ersten Teil der Reihe, spielt aber dennoch nicht in der selben Liga wie der große Bruder.

DerHobbit2-Poster01Der Hobbit – Smaugs Einöde (2013)

OT: The Hobbit: The Desolation of Smaug
Länge: 161 Minuten
Genre: Abenteuer / Drama / Fantasy
Regie: Peter Jackson
Drehbuch: Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson
Mit: Ian McKellen, Martin Freeman, Richard Armitage,..
Kinostart: 13.12.2013

Autor: Dieses Kino Review stammt von Michael Föls/Filmring.at

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