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Game-Review: Phoenix Wright: Ace Attorney – Dual Destinies

Ruhe im Gerichtssaal! Wir eröffnen die Verhandlung im Fall „das Volk gegen Phoenix Wright: Ace Attorney – Dual Destinies.“. Der Angeklagte möge sich erheben und beweisen, dass in ihm ein gutes Spiel steckt!

Dual Destinies ist der fünfte Teil der Ace Attorney-Reihe, in der ihr in verschiedenen Fällen als Strafverteidiger für eure Mandanten einen Freispruch erwirken müsst. Meist ist eure Ausgangslage dabei eher schlecht, denn die Faktenlage, die der Staatsanwalt dem Gericht vorlegt, spricht eindeutig gegen euch. Deshalb müsst ihr Widersprüche in den Zeugenaussagen aufdecken, Beweise vorlegen und den sorgfältig konstruierten Tathergang der Anklage systematisch zerlegen. An diesem Teil des Spiels hat sich in Dual Destinies seit den Vorgängern nur wenig verändert: Ihr hört euch an, was Zeugen oder der Staatsanwalt vorbringen, hakt bei einigen Aussagen genauer nach und schreit laut „Einspruch“, wenn ihr einen Widerspruch entdeckt. Sieht man ein wenig genauer hin, entdeckt man allerdings kleinere Änderungen: Man kann die Dialoge nun endlich in einem Log nachlesen und die Grafik gibt sich dank 3D-Figuren detailverliebter. Die wichtigste Veränderung ist allerdings, dass es nun erstmals drei verschiedene Anwälte gibt: Apollo Justice erkennt kleine Ticks, die Lügen der Zeugen verraten (nun übrigens auch außerhalb des Gerichtssaals), während Neuzugang Athena die Stimmung während der einzelnen Aussagen analysiert und Widersprüche aufdeckt. Phoenix Wright setzt seine Fähigkeit hingegen ausschließlich außerhalb des Gerichtssaals ein und löst Blockaden, wegen derer Zeugen die Wahrheit verschweigen. Dieser zweite Teil außerhalb des Gerichts, in dem die Verteidigung Beweise sammelt und Zeugen befragt, fühlt sich im Vergleich zu den Vorgängern vereinfacht an: Schauplätze können nur noch untersucht werden, wenn das Spiel es vorsieht, und eine Checkliste sagt euch, was als nächstes zu tun ist. Durch diesen Schritt vermeidet Dual Destinies, dass ihr wie früher stecken bleibt, weil ihr den Trigger für das nächste Story-Ereignis noch nicht gefunden hat. Gleichzeitig nimmt dies diesem Teil des Spiels die Spannung, wodurch das Spiel noch mehr zu einem Durchklicken durch Dialoge wird, um an den richtigen, vorgegebenen Stellen eine Aktion zu setzen. Das macht allerdings nichts, denn die einzelnen Fälle sind interessant und Wendungsreich, auch wenn die Rahmenhandlung der fünf Fälle (einen sechsten gibt es als DLC) ein wenig braucht, um auf Touren zu kommen. Das liegt aber vor allem daran, dass es nach dem (noch dazu weniger gelungenen) ersten Fall zuerst ein wenig in die Vergangenheit geht und erst gegen Ende des Spiels wieder die Gegenwart erreicht wird – Fragen, die ihr inzwischen hattet, solltet ihr euch also gut merken. Apropos Fragen: Serienveteranen sollten sich darauf gefasst machen, dass das Spiel einige offene Storyfäden aus dem Vorgänger leider nicht aufgreift und insbesondere die Gerichtsfälle noch immer ablaufen wie damals – der Testlauf mit dem Jury-System scheint also im Sand verlaufen zu sein.

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Review Overview

Wertung - 8

8

Einspruch!

Kommen wir zum Urteil: Dual Destinies bietet genau das, was die Fans erwarten – neue Fälle, neue Wendungen, aber nur minimalistische Änderungen am Gameplay. Wer die Serie noch nicht kennt, sollte sich allerdings darüber im Klaren sein, dass Ace Attorney nicht grundlos zum Adventure-Subgenre „Visual Novel“ zählt: Hier gibt es wenige (bis gar keine, je nachdem, was man darunter versteht) Puzzles, dafür jede Menge Text und das Flair eines Anime-Ratekrimis. Wem dieses Konzept zusagt, kann mit Dual Destinies nicht viel falsch machen. Wer hingegen schnelle Action oder Rätselnüsse in klassischer Point’n’Click-Manier sucht, bleibt der Anwaltskanzlei von Phoenix Wright lieber fern.

 (fs)

Grafik: Die neuen 3D-Figuren erlauben bessere Animationen und mehr Details. Der 3D-Effekt fällt kaum auf.
Sound: Viele verschiedene musikalische Themen, die zum Teil aus den Vorgängern bekannt sind, aber gekonnt neu arrangiert wurden.
Handling: Mit dem Stylus klickt ihr euch ihr bequem durch die Story. Wer will, kann aber auch Buttons und Steuerkreuz nutzen – und für die volle Erfahrung könnt ihr auch „Einspruch“ ins Mikrofon rufen.
Motivation: Hat man den etwas zähen ersten Fall überstanden, will man auch das Ende sehen. Danach tendiert der Wiederspielenswert allerdings gegen Null, weil jeder Durchlauf genau gleich abläuft.

Pro & Con:

+ spannend geschriebene Fälle
+ kleinere Verbesserungen
– Wenig Rückbezug auf die Vorgänger
– Ermittlungsteil stark vereinfacht

 

Entwickler: Capcom
Genre: Adventure
Plattform: 3DS
Spieler: 1
Erscheint: erhältlich
Preis: ca. 40 Euro
Sprache: Englisch
Text: Englisch

Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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