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Game-Review: F1 2013

Während Sebastian Vettel als vierfacher Weltmeister infolge einsam seine Führungsrunden dreht, sinkt bei vielen die Motivation, sich am Sonntag um 14 Uhr vor den Fernseher zu setzen und ihm dabei zuzusehen. Damit der Sonntagnachmittag für Ferrari-, Lotus- oder Mercedes-Anhänger kein motorsportfreier Tag wird, eilt Codemaster mit einer Neuauflage ihrer Formel-1-Serie her. Für diejenigen, die Vettel schlagen wollen, und für diejenigen, die seine Dominanz für zu gering halten.

Kühl und steril begrüßt F1 2013 den Spieler. Möchte man doch so nah an der Realität liegen, wie es nur geht. Das gelingt den Jungs und Mädels aus Birmingham auch. Sound und Optik machen jedoch keinen großen Schritt und da keine NextGen-Version geplant ist, ist F1 2013 der bestaussehendste Formel-1-Titel aller Zeiten. Das Spiel gestartet, landet man in der Boxengasse. Codemaster schickt einen zunächst in den Young Drivers Test und weil Formel 1 global zu verstehen ist, wird man herzlich in Abu Dhabi auf dem Yas Marina Circuit begrüßt. Dort wird einem Fundamentales beigebracht. Das heißt beschleunigen, DRS oder bremsen, denn wer in F1 2013 nicht bremst, der verliert. Das Ganze ist ein schön verpacktes Tutorial und nach wenigen Kapiteln kann man den Test als Veteran auf Wunsch auch überspringen. Für alle anderen dauert der Urlaub in Abu Dhabi zwei Tage.

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F1 2013 ist zumindest dieses Jahr die einzige Möglichkeit für Tifosi die Bullen zu schlagen.

Der Alte

Das Grundgerüst intus kann man sich danach auf die Strecke begeben, etwa im roten Ferrari zum Autodromo Nazionale Monza. Dass Codemasters einen Realitätsanspruch hegt, betonen die Entwickler immer wieder. Neben der Optik trägt bekanntlich das Fahrverhalten einen großen Teil dazu bei – und dieses hat sich ähnlich wie die Grafik kaum geändert. Bereits vor einem Jahr war das Lenken glaubwürdig. Im Gegenzug bedeutet das aber genauso, dass F1 2013 wieder keine beinharte Simulation ist. Klar, der Ferrari ist keine Seifenkiste oder ein Wagen aus der Need for Speed-Reihe, dennoch stoßen einige Punkte ab und zu sauer auf. Nach einigen Runden zeichnet sich ein Muster ab. Man verliert aus irgendeinem Grund ein paar Plätze, doch nicht für eine allzu lange Zeit. In der nächsten Kurve bremsen die Kollegen viel zu früh ab und man springt im Nu aus deren Windschatten. Selbst bei höheren Schwierigkeitsgraden ist dies manchmal der Fall, und das trübt den Realismus. Das gelingt einem selbst in Boliden von Teams wie Marussia. Marussia, weil sie eine der Auswahlmöglichkeiten darstellen, die einem anfangs im Karrieremodus angeboten werden. Abgesehen davon ist der Grand-Prix-Modus zurück. Letztes Jahr hatten die Briten den Modus aussortiert, die Fans haben aufgeschrien und nun ist er wieder da. Für Fans, die den Karrieremodus für zu aufwendig halten, besteht also die Möglichkeit, ein eigenes Wochenende aus Training, Qualifying und Rennen zu erleben.

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Legenden inklusive einem gelb-braunen Filter.

Der Bekannte

Aufgeschrien haben auch die Teams in der Realität in puncto Reifen. Da es auf der Rennstrecke zu wenig Aufregendes gegeben hat, dominierte das Thema die Schlagzeilen der Massenmedien. Codemaster geht mit dem heiklen Thema besser um als Bernie Ecclestone und die FIA zusammen. Die Reifen spielen bei kurzen Rennen keine Rolle, aber wenn man sich dazu entscheidet, mehr als nur drei Runden zu drehen, dann ist die richtige Strategie von großer Bedeutung. Wenn man mit dem Thema Reifen sowieso nie etwas anfangen konnte, dann muss man sich ebenfalls keine Sorgen machen. Dem Spieler wird eine Auswahl auf dem Silbertablett serviert und er kann falls notwendig ein Veto einlegen. Unkompliziert, fair und zu manchen Zeiten essenziell. Seine Strategie sollte man sich auch merken können, da Codemaster eine sehr benutzerfreundliche Funktion in ihr Spiel eingebaut hat. Mit der Zwischenspeicherung kann man mitten in einem Rennen pausieren und den Fortschritt speichern und bei Bedarf nächsten Sonntag wieder um 14 Uhr weitermachen. Doch die größte Erneuerung ist weder das Zwischenspeichern noch das Kader-Update oder die willkommene Rückkehr des Grand-Prix-Modus. Zum ersten Mal in der Formel-1-Serie ist man auf die Idee gekommen, Gebrauch von der langen Historie und Tradition der Königsklasse des Motorsports zu machen. Insgesamt zehn Fahrer aus den 1980er- und für Käufer der Classic Edition weitere zehn aus den 1990er-Jahren stehen neben den aktuellen Teams zur Verfügung. Das sei ihr Weg, Innovation in ein Sportspiel zu bringen, sagten die Entwickler und sprachen, auch wenn nur mir vorgehaltener Hand, die schwierigen Lizenzverhandlungen an. Die Idee und die Motivation dahinter sind auf jeden Fall lobenswert. Allein an der Umsetzung hapert es noch ein klein wenig. Die Zusammenstellung der damaligen Teams ist teils willkürlich. Der Grund dafür sind vermutlich eben die Lizenzen. Die Boliden bieten ein eigenes Fahrverhalten und ein Filter, der optisch drübergelegt worden ist, soll den Herzschlag bei Nostalgikern noch höher treiben. Abseits der Auswahl an Fahrern ist ihre geringe Anzahl ebenfalls ein klein wenig ärgerlich. Die Klassik-Strecken Jerez und Brands Hatch bzw. Estoril und Imola hat man zudem schnell auswendig gelernt und sehnt sich daher nach mehr.

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Review Overview

Wertung - 7.5

7.5

Tief im Inneren ist F1 2013 eigentlich das bessere F1 2012.

Tief im Inneren ist F1 2013 eigentlich das bessere F1 2012. Die Erneuerung halten sich in Grenzen, man wird optisch zwar wieder belohnt, doch nicht überrascht und der wiederholte Verzicht auf Siegerehrungen ist unverständlich. Mit der Einführung der Legenden hat Codemasters einen überaus intelligenten Schachzug machen wollen, doch es wirkt so, als würden die Entwickler aus Birmingham sich nicht trauen, ins kalte Nass zu springen. Mit zehn bzw. 20 Legenden hat man nur die Zehenspitze ins Wasser getaucht und ausgeholt, um nächstes Jahr auf der NextGen mit dem bestaussehendsten F1-Spiel aller Zeiten den großen Sprung zu wagen. Aber dann bitte mit Senna. (bs)

Pro und Con
+ Zwischenspeicherfunktion
+ Idee der Legenden
– Ausführung der Legenden
– kaum Änderungen
Grafik: Nah an der Realität wie letztes Jahr. Wenn es regnet, sieht es ausgesprochen gut aus.
Sound: Wenn die Motoren zum Start brüllen, weiß man, dass Codemaster gute Arbeit geleistet hat.
Handling: Simulationsanspruch und daher unverändert wie im Vorjahr.
Motivation: Es ist die Formel 1 mit dem Nervenkitzel und den Legeden. Grand-Prix-Modus ist wieder da.
Multiplayer: Kein Mario Kart, auch kein Forza, aber für Begeisterte mehr als nur Beiwerk.
System: PC, PS3, Xbox 360
Entwickler: Codemasters Birmingham
Spieler: 1-16
Alter: +7
Preis: ca. 60 Euro
Erscheint: Erhältlich
Sprache: Englisch, Deutsch
Text: Englisch, Deutsch
Genre: Sport

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