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Preview: Mittelerde: Mordors Schatten

Altbewährtes trifft auf Innovation. Wir sind skeptisch – und interessiert!
Winde ziehen auf und streifen dürstend über eine karge Landschaft, die sich von den zerklüfteten Bergen Mordors umringt bis hin zum Schicksalsberg erstreckt. Inmitten von schroffem Fels und trockenem Boden erhebt sich das Schwarze Tor über die staubige Einöde Udûns. Von Waldläufern bewacht, trennt die Garnison die freien Völker von den Schattenlanden und hält das Dunkel auf Abstand. In eben jener Feste beginnt das Abenteuer des Protagonisten Talion, dessen Leben bereits zu Beginn des Spiels ein jähes Ende findet, denn Sauron und seine Schergen fallen über die Waldläufer her und lassen niemanden am Leben. Doch für einen der Gefallenen scheint das Schicksal noch eine Aufgabe parat zu haben…

So schön kann Trostlosigkeit sein
So schön kann Trostlosigkeit sein

Talion’s Creed: Corvos Asylum
Mittelerde: Mordors Schatten spielt 60 Jahre vor den Ereignissen aus Der Herr der Ringe und erzählt die Geschichte Talions, der von einem Ringgeist besessen wieder in die Welt der Lebenden aufsteigt. Fortan zieht er nach Rache dürstend durch die Lande von Mordor und verfügt fortan über die Kräfte der Ringgeister, die es ihm ermöglichen in der Schattenwelt zu wandeln, welche sonst nur vom Ringträger betreten werden kann. Von dort aus kann Talion seine Feinde in feinster Dishonored Manier durch Mauern hindurch ausmachen und ähnlich wie Titelheld Corvo augenblicklich ein paar Meter nach vorne preschen. Doch dies sind nicht die einzigen Parallelen zu anderen Spielen, wie das auf Kombos basierende Kampfsystem beweist, das doch sehr stark an die Batman Arkham-Spiele erinnert. Doch auch von Ezio Auditore da Firenze (Assassin’s Creed II) haben sich die Entwickler so einiges abgeschaut, klettert Talion doch sehr ähnlich animiert über Mauern und auf Türme. Weiters scheint es in Mordor gerade sehr angesagt zu sein die Häuserdächer durch Seile miteinander zu verbinden, von denen aus unser Waldläufer gekonnt – wer hätte das gedacht – Gegner von oben erledigen kann.

Auch Orks müssen ab und an mal ihre Wäsche aufhängen
Auch Orks müssen ab und an mal ihre Wäsche aufhängen

Innovativ
Doch zum Glück hat man bei Monolith Productions auch eigene Ideen, wovon das so genannte Nemesis-System wohl die spannendste ist. Die Entwickler waren namenloser Trashmobs überdrüssig und kreierten eine lebendige Welt, in der jeder Ork ein Individuum darstellt. So simuliert das System das Aussehen der Gegner für jeden Spieler neu und verpasst Saurons Schergen individuelle Attribute, Fähigkeiten und Erinnerungen. Das Spiel merkt sich auch all eure Aktionen und eure Feinde werden basierend auf den Erfahrungen aus vorherigen Begegnungen entsprechend auf euch reagieren. Wenn ihr beispielsweise einen Ork ins Feuer stoßt aber nicht umbringt, wird er euch später mit Brandnarben gezeichnet ein weiteres Mal begegnen und euch noch weniger leiden können als zuvor. So können Orks auch in der Hierarchie aufsteigen, eigene Truppen um sich scharen und Ziele verfolgen. Durch seine Ringgeist-Fähigkeiten macht sich Talion dies allerdings zunutze, indem er Feinde kontrolliert und gezielt manipuliert. So gibt er “Ratbag” den Auftrag seinen Anführer “Orthog” zu ermorden. Obwohl Ratbag versagt und den Ork nur verwundet, habt ihr deutlich leichteres Spiel da sich die Untergebenen der beiden nun gegenseitig die Köpfe einschlagen und ihr den verwundeten Orthog mehr oder weniger ungestört niederstrecken könnt. Ansonsten benutzt Talion Orks auch als Informanten oder befiehlt ihnen Unruhe in den eigenen Reihen zu stiften.

Gedankenkontrolle in Ringgeist Manier
Gedankenkontrolle in Ringgeist-Manier

NextGen only?
Hierzu muss allerdings gesagt werden, dass das Nemesis System äußerst Hardware-hungrig ist und weder auf der PS3 noch auf der Xbox 360 in vollem Ausmaß spielbar sein wird. Design Director Michael de Plater versichert aber, dass die anderen Spielmechaniken wie das Kampfsystem und die Bewegungen auch auf der CurrentGen gleich sein werden und hier keine Abstriche zu erwarten sind. Dass die Entwickler hauptsächlich die NextGen Konsolen im Auge hatten, sieht man auch an der Optik, denn das karge und trostlose Setting ist gekonnt in Szene gesetzt (auch hier dienten Peter Jacksons Filme als Inspiration) und die Charaktere, Waffen und Rüstungen wirken auch mitten im Getümmel noch detailreich. Apropos Getümmel: dass Mittelerde: Mordors Schatten nicht gerade gewaltfrei daherkommt, ist wohl jedem Herr der Ringe-Fan bereits im Vorhinein klar und wir können euch versichern, Talion macht seinem Durst nach Rache auch in seinem Kampfstil alle Ehre – herumfliegende Orkköpfe, brutale Finisher und literweise Blut werden wohl definitiv für eine 18+ Plakette sorgen. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass Hobbits in diesem Spiel keinen Auftritt haben werden und sich lieber im Auenland mit einer Pfeife im Mund und einem Stück Käse in der Hand zurücklehnen. Neben Orks und anderen abscheulichen Kreaturen sorgen Zauberer, Elben und ein Zwerg (ja, richtig gelesen, EINER*) für die nötige Abwechslung, die bei all den hässlichen Uruks zwischendurch auch bitter nötig sein wird.

*Nein, wir wissen leider nicht, um welchen Zwerg es sich hierbei handelt.

MESOM - Talion

Ersteindruck
Monolith Productions gehen bei ihrem Open-World RPG durchaus ambitioniert ans Werk und haben sich auch darum bemüht, dass die Geschichte Tolkiens Schöpfungen nicht widerspricht. Darum wurden eigens Herr der Ringe-Experten zu Rate gezogen und man arbeitete sogar mit Peter Jackson und dem WETA Workshop zusammen. Allerdings stellen wir uns die Frage, wie sehr Talions Rachefeldzug nun wirklich etwas mit Mittelerde zu tun hat oder ob auf der Packung mehr Tolkien drauf als drinnen ist. Obwohl die Idee mit den mystischen Fähigkeiten der Ringgeister auf jeden Fall ihren Reiz hat, stehen wir der bunten Mischung aus anderen Spielen dennoch skeptisch gegenüber. Da in Zeiten von Assassin’s Creed auffallend viele AAA-Titel stark an Ubisofts Hitserie erinnern (Watch_Dogs und Thief lassen grüßen), hätten wir uns gerade bei einem Herr der Ringe-Game deutlich weniger Ezio gewünscht. Zugegeben, Talion hat sich mit Corvo, Bruce Wayne und Ezio nicht gerade die schlechtesten Helden der Videospielgeschichte zum Vorbild genommen, man hätte die Parallelen aber etwas besser kaschieren können. Worauf wir uns aber auf jeden Fall freuen werden ist das Nemesis System, das ein individuelles Spielerlebnis verspricht und den Zeiten von unzähligen identischen und irrelevanten Gegnern den Rücken zukehren möchte. Inwiefern es dieses Vorhaben auch umsetzen kann, wird sich erst in einem ausführlichen Test zeigen, interessant ist der Ansatz aber auf jeden Fall.

Genre: Action
Entwickler: WB Games
Erscheint: Ende 2014
System: PS3/PS4/Xbox 360/Xbox One/PC

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