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Review: Atlantis – Das Geheimnis der verlorenen Stadt (Blu-ray)

So einzigartig die Sage um den verlorenen Kontinent Atlantis ist, so ungewohnt war auch die Filmumsetzung des Stoffes durch Disney: ein Zeichentrick-Film (fast) nur für Erwachsene, geprägt vom einzigartigen Zeichenstil des Comicbuch-Zeichners und -Autors Mike Mignola (Hellboy). Und nicht ein einziges fröhliches Lied! Dafür aber ab sofort endlich auch auf Blu-ray erhältlich …

Der junge Wissenschaftler Milo Thatch ist fix davon überzeugt, dass es das sagenumwobene Atlantis wirklich gibt. Schon sein Großvater hatte sein halbes Leben nach der geheimnisvollen Stadt gesucht, doch genau wie Milo brachte ihm sein Eifer nur Hohn und Spott der wissenschaftlichen Gemeinschaft ein. Überraschend tritt aber der mysteriöse und milliardenschwere Unternehmer Preston Whitmore an Milo heran und bietet ihm an, an einer Expedition teilzunehmen. Milos Großvater war ein guter Freund Whitmores  und kurz vor seinem Tod fand er noch den entscheidenden Hinweis, der den Weg nach Atlantis offenbarte. Jetzt soll Milo in die Fußstapfen seines Großvaters treten und Whitmore den Beweis bringen, dass die verlorene Stadt wirklich existiert hat! Das lässt sich der junge Mr. Thatch natürlich nicht zweimal sagen und mit einem hunderte Mann starken Team und einem hochmodernen U-Boot beginnen sie die Suche.

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Sie werden auch schnell fündig, doch leider mit katastrophalen Folgen. Die automatischen Verteidigungsanlagen der Stadt sind immer noch aktiv und versenken das U-Boot. Der Großteil der Expeditionsteilnehmer verliert dabei sein Leben und nur eine kleine Gruppe kann sich mit Rettungsbooten in Sicherheit bringen. Unter großen Strapazen schlagen sie sich trotzdem zu ihrem Ziel durch … und erleben gleich die nächste Überraschung! Nicht nur, dass sie Atlantis finden, es stellt sich auch heraus, dass in der Stadt immer noch eine Menge Atlanter leben! Sie sind Überlebende (und nicht etwa Nachfahren) einer Katastrophe, die ihre Stadt vor 10.000 Jahren versenkt hat. Milo ist verständlicherweise ganz aus dem Häuschen und vor allem mit der atlantischen Prinzessin Kida versteht er sich schnell mehr als gut. Doch ihr greiser Vater misstraut den Fremden und wie sich herausstellt durchaus zu Recht. Die Mitglieder der Expedition entpuppen sich als Söldner, die ohne Whitmores Wissen auf eigene Rechnung arbeiten. Sie wollen die Stadt plündern und das Herz von Atlantis – ein riesiger Kristall, (Lebens)energiequelle der Stadt  und ihrer Bewohner – stehlen und für ihre eigenen Zwecke missbrauchen. Das will Milo natürlich verhindern und es kommt zu einem erbitterten Kampf.

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Bei der Produktion von „Atlantis“ zeigte sich der Mauskonzern ungewohnt experimentierfreudig: zum ersten Mal wagte man sich in einem Zeichentrick an Science-Fiction-Material, visuell drückte der bekannte Comiczeichner Mike Mignola (u.a. Hellboy) der Produktion seinen ganz eigenen Stempel auf und es wurde sogar eine eigene Sprache für die Atlanter geschaffen. Aber auch sonst war und ist der Film kein ‚normaler‘ Disney: Kein Gesang, stattdessen ein flotter, die Handlung unterstreichender Soundtrack; kein knuffiger, niedlicher Tierbegleiter, sondern ein etwas merkwürdiger französischer Geologe und schlussendlich mehr Action, als in jeder anderen Disney-Produktion zuvor. Während Disney Gewalt zwar prinzipiell nicht scheut und vor allem der Oberschurke oft und gerne sehr „kreativ“  und durchaus auch brutal beseitigt wird, geht man bei „Atlantis“ gleich mehrere Schritte weiter. Schon in Eröffnungsszene sterben hunderttausende Atlanter in einer Flutwelle, das riesige Expeditionsteam wird schneller dezimiert, als man mitzählen kann und den Oberschurken wirft man, nachdem er zuerst noch in eine menschliche Statue verwandelt wurde, mal eben in einen rotierenden Propeller. Man wollte scheinbar für alle Zeit die höchste Opferzahl in einem Disney-Film für sich beanspruchen. Das passt dennoch alles zu Stil und Story des Films und wird natürlich auch nie allzu grafisch dargestellt. Trotzdem ist es nicht ganz nachzuvollziehen, warum es die FSK nur bei einer „ab 6 Jahren“-Freigabe belassen hat, der Film richtet sich recht eindeutig an ein etwas älteres Zielpublikum.  Das ist vielleicht auch der Grund, warum sich vor allem viele Eltern über den Film ärgern: Es ist wohl so ziemlich  der einzige Disney-Film, bei dem man nicht komplett bedenkenlos den eigenen Nachwuchs vor dem Fernseher parken kann bzw. sollte. Lieber beim ersten Mal mit den Kindern ansehen und gegebenenfalls gemeinsam über das Gesehene reflektieren. Oder natürlich einfach gleich alleine ansehen, wenn man einen guten Action-Film mit Disney-Flair genießen will.

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Review Overview

Wertung - 8.5

8.5

„Atlantis“ hat ganz eindeutig nicht das ‚klassische‘ Disney-Zielpublikum angesprochen, manche Fans beginnen regelrecht zu schäumen, wenn man den Film auch nur erwähnt. Aber anders ist nicht gleich schlecht. Der Film war ein Experiment aus dem Disney sicher viel gelernt hat und viele wissen den ungewohnt erwachsenen Stil sogar ausgesprochen zu schätzen. „Atlantis – Das Geheimnis der verlorenen Stadt“ wird wohl trotzdem immer in Unikat bleiben, auch wenn es eine misslungene Direct2Video-Fortsetzung gibt, die aus drei Episoden einer nie realisierten TV-Serie bestehen. Für alles andere war der Erfolg, den die neu beschrittenen Wege brachten, dann leider doch nicht groß genug.

Atlantis_2PA_highres_BD.jpg_rgbAtlantis – Das Geheimnis der verlorenen Stadt (2001)
FSK: ab 6 Jahren
Länge: ca. 96 Minuten
Genre: Action/Science-Fiction/Zeichentrick
Preis: ca. 17 Euro
Verkaufsstart: erhältlich

 

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