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Kino-Review: Die Tribute von Panem 2 – Catching Fire

Ein Feuer entfacht. Nachdem uns der erste Teil der (überraschend gelungenen) Jugendbuchverfilmung Die Tribute von Panem in die repressive Zukunftsvision einführte und uns die Umstände der niedergehaltenen Zivilisation erklärte, beginnt nun der Funken der Rebellion zu entflammen. Zwar wurde der Regisseur getauscht (anstelle von Gary Ross inszeniert nun Francis Lawrence), aber dennoch geht es stilistisch und erzählerisch nahtlos weiter. Und tatsächlich kann Die Tribute von Panem: Catching Fire auch qualitativ an seinen Vorgänger anschließen. Der Film bietet großteils durchdachte und emotional sehr überzeugende Unterhaltung, die einfach ausgezeichnet funktioniert und den Zuseher mit auf eine fesselnde Reise nimmt.

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Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) und Peeta Mellark (Josh Hutcherson) waren die beiden großen Gewinner der 74. Hungerspiele und sind nun das angesagteste Paar des Landes. Und das obwohl Katniss eigentlich mit Gale Hawthorne (Liam Hemsworth) zusammen ist und die Beziehung zu Peeta nur für die Fernsehzuseher aufrecht hält. Allerdings macht Präsident Snow (Donald Sutherland) unmissverständlich klar, dass Katniss und Peeta während ihrer kommenden Promotour durch die Bezirke den Schein lieber sehr glaubhaft wahren sollten, sonst wird es einen Krieg geben. Die Menschen hingegen scheinen immer mehr hinter die Fassade zu blicken und Katniss wird Leitfigur für ihre Hoffnung auf ein freies Leben. Das kann Snow natürlich nicht durchgehen lassen, weswegen sich sein neuer Spielleiter Plutarch Heavensbee (Philip Seymour Hoffman) etwas ganz besonderes für die 75. Hungerspiele einfallen lässt: Eine Schlacht zwischen den bisherigen Siegern…

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Jennifer Lawrence ist seit dem Kinostart von Die Tribute von Panemzur vielleicht angesagtesten Darstellerin Hollywoods geworden, die sich mühelos zwischen den Genres bewegt und scheinbar in jeder Lebenslage das Publikum zu fesseln vermag. Dank ihrer charmanten Darbietung in Silver Linings darf sie sich Oscarpreisträgerin nennen, außerdem hat sie neben Die Tribute von Panem auch noch die X-Men Reihe im Portfolio und mit kommenden Auftritten in American Bullshit und Serena, sieht auch die Zukunft sehr rosig für die äußerst talentierte Darstellerin aus. Und auch in Catching Fire ist es maßgeblich ihrer packenden Performance zu verdanken, dass der Film so außergewöhnlich gut funktioniert.

Ihre Darbietung als Katniss Everdeen ist irgendwo angesiedelt zwischen knallharter Action-Amazone, tragischer Survivalkünstlerin, gebrochener Kriegsheldin und inspirierender Leitfigur. Lawrence gelingt es nicht nur einen Part zu spielen, der in den meisten Filmen für die männlichen Haupdarsteller reserviert ist, ihr gelingt es auch diesen Part so überzeugend und vielschichtig zu verkörpern, dass man sich als Publikum zwangsläufig fragen muss, warum es nicht mehr von diesen starken Frauenfiguren im Kino zu sehen gibt (wobei Gravity ja bereits ein ähnliches Gefühl hervorgerufen hat). Dabei ist zu beobachten, dass ihre Figur noch um eine Spur komplexer als im ersten Teil angelegt ist: Neben der wachsenden Warnehmung für das Volk eine Inspiration zu sein, plagen die Figur auch die Schatten der Vergangenheit, die Unsicherheit in Liebesfragen und vor allem die Zerissenheit zwischen dem Wunsch dem Volk als Leitfigur zu dienen und dem Bedürfnis nach eigener Sicherheit.

Erneut sehr gelungen ist die Struktur des Films. Catching Fireversteht es äußerst geschickt die Kontraste der fiktiven Welt herauszuarbeiten und das Leben der Reichen dem Leben der unterjochten Bevölkerung gegenüber zu stellen. Auch die willkürlichen und konsequenten Bestrafungen am Volk spart der Film nicht aus und ebenfalls sehr interessant ist die zusätzliche Ebene der Medienkritik, bzw. der Analyse wie die Herrschenden gedenken die Macht der Medien auszuspielen um die Emotionen der Bevölerkung zu lenken. Das betrifft nicht nur die Hungerspiele selbst, sondern vor allem auch die kleinen Kniffe, die man verwenden will um den Willen des Kaptiols den Menschen einzuimpfen.

Strukturell erinnert der Film dabei durchaus an seinen Vorgänger, allerdings gibt es ein paar kleine Adaptionen, die Variation und Überraschung mitbringen. Sieht man sich das Ergebnis qualitativ als Gesamtwerk an, so lässt sich folgende Schlussfolgerung anstellen: Der Teil des Films vor den Hungerspielen wirkt noch etwas schärfer, knackiger und besser als das Gegenstück im Vorgänger, dafür muss auch erwähnt werden, dass die Hungerspiele selbst im ersten Teil einen etwas intensiveren und kompromissloseren Eindruck erweckten. Zwar gelingt es dem Film letzten Endes diesen Misstand durchaus zu kaschieren, bzw. durch einen kleinen Erzähltrick zu begründen, allerdings muss man doch erwähnen, dass die Hungerspiele im ersten Teil eine stärkere und ausweglosere Atmosphäre boten.

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Das liegt zum Teil auch daran, dass Katniss nicht mehr auf sich alleine gestellt ist und als Einzelkämpferin ums nackte Überleben kämpft. Stattdessen agiert ein Grüppchen der Kämpfer von Anfang an als Team, was zwar für einige durchaus spannende Ungewissheiten sorgt, da man nie weiß ob Katniss und Peeta ihren Kollegen auch wirklich vertrauen können, allerdings muss man auch sagen, dass von der Verzweiflung und Einsamkeit, die in den Hungerspielen des Vorgängers erkennbar war, nur mehr Ansätze über geblieben sind. Dies nimmt dem Film zwar nicht seinen Unterhaltungswert, allerdings doch etwas an Spannung, da die überraschend intensive Survivalstimmung des ersten Teils doch einen großen Teil zum Reiz des Films beigetragen hat. Catching Fire funktioniert in diesem Aspekt eine Spur unterschiedlich, was zwar einerseits schade ist, aber auf der anderen Seite auch Sinn macht, da der Film sich so etwas vom Vorgänger differenziert.

Ein kleines Problem ist außerdem, dass man bei genauem Nachdenken einige Inkonsistenzen in der Erzählung finden kann. Rückblickend betrachtet, scheinen nicht alle Handlungen der Figuren ganz Sinn zu machen, wenn man den letzten Twist des Films kennt. Allerdings sind das nur kleine Dellen auf einer verdammt gut aussehenden Blockbusteroberfläche. Die Tribute von Panem: Catching Fire ist ein wirklich ausgezeichneter Mainstreamfilm, mit hohem Unterhaltungswert, ausgezeichneten Darstellerleistungen und einer gut ausgestatteten emotionalen Ebene. In der Sparte der Jugendbuchverfilmungen spielt der Film ohnehin in der obersten Liga. Zusammenfassend formuliert: Wer den ersten Teil mochte, sollte sich unbedingt auch die Fortsetzung ansehen.

 

Review Overview

Wertung - 8

8

Catching Fire macht da weiter, wo der erste Teil aufgehört hat. Das bezieht sich nicht nur auf die Geschichte, sondern auch auf die Qualität des Films. Francis Lawrence orientiert sich an der Struktur des Vorgängers, variiert diese allerdings mit einigen Kniffen und schafft es vor allem in der Phase vor den Hungerspielen noch einiges besser als der erste Teil zu machen. Die Hungerspiele selbst wirken allerdings etwas weniger konsequent und intensiv, was zwar letzten Endes durchaus plausibel begründet wird, allerdings im Augenblick des Betrachtens nicht die selbe Wirkung wie der erste Teil erreicht. Und auch erscheinen nicht alle Handlungen gänzlich plausibel wenn man die Auflösung gesehen hat. Doch man sollte sich davon auf keinen Fall vom Film abbringen lassen: Catching Fire ist ein formidabler Blockbuster mit einer furiosen Jennifer Lawrence in der Hauptrolle, der nicht nur über einen sehr hohen Unterhaltungswert, sondern auch über die nötige emotionale Tiefe verfügt.

TheHungerGames2-Poster02Die Tribute von Panem 2 – Catching Fire (2013)

OT: The Hunger Games: Catching Fire
Länge: 146 Minuten
Genre: Action / Abenteuer / SciFi / Thriller
Regie: Francis Lawrence
Drehbuch: Simon Beaufoy, Michael Arndt
Mit: Jennifer Lawrence, Liam Hemsworth, Jack Quaid,…
Kinostart: 21.11.2013

Autor: Dieses Kino Review stammt von Michael Föls/Filmring.at

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