Da Capo Review: The Unfinished Swan (PS Plus)

Einer der am meisten erwarteten Indie-Titel des Jahres 2012 war definitiv The Unfinished Swan. Im Mai 2015 gibt es für für alle PlayStation Plus Mitglieder The Unfinished Swan auf der PlayStation 3, Der PS Vita und der PlayStation 4 als Gratis-Download. Für uns Grund genug euch das Review für diesen Action Kracher als DA CAPO zu servieren!

Schon alleine die im Vorfeld erschienenen Trailer, die immer wieder mit ihren mysteriös-verzaubernden Farbklecksbildern zu beeindrucken wussten, haben die Vorfreude darauf immer weiter geschürt. Und jetzt? Jetzt ist es da. Und wir wurden fast gar nicht enttäuscht. 

Die Geschichte hinter dem schönen Spiel ist tatsächlich wie ein Märchen aufgezogen und wird auch so erzählt – übrigens von der Tante des Art Directors von Giant Sparrow, welche die perfekte Stimme dafür besitzt. Wir spielen Monroe, einen kleinen Jungen, dessen Mutter gestorben ist und ihm nur unvollendete Bilder hinterlassen hat. In seinem neuen Heim darf er allerdings nur eines der Werke behalten, und er entscheidet sich für den Unvollendeten Schwan – das Lieblingsbild seiner Mutter. Eines Nachts macht sich das Federvieh aber auf und davon, und Monroe verfolgt ihn. Plötzlich findet er sich in der Welt eines pinselschwingenden Königs wieder, die außer ihm und der Farbe Weiß nicht viel zu enthalten scheint. Gut, dass der Junge eimerweise Farbbälle mit sich herumträgt, die ihm dabei helfen, seine Umgebung ein wenig umzugestalten und so den Weg zu finden. Nach und nach wird sich der Junge bewusst, warum ihn der Schwan hierhin gebracht hat und was er hier tun soll.

Abgesehen von der schönen Story, die sich im Verlauf des Spiels vor unseren Augen entspinnt, gibt es natürlich auch einige Rätsel mit den diversen Ballarten zu lösen. Derer gibt es insgesamt vier, die sich in jeweils unterschiedlichen Bereichen des Abenteuers präsentieren. Neben den schwarzen Farbbeuteln bekommen wir deshalb später auch Wasserballons in die Hand gedrückt, die sich hervorragend eignen, um eine Art High-Speed-Ranke durch die Levels wachsen zu lassen, deren Zeitrafferfortbewegung vor allem eines ist: Schön. Diese Beschreibung trifft allgemein auf das Spiel zu – es ist eine ganz eigene Art von Magie, die einen dazu treibt, die sich langsam verändernde Welt immer weiter zu erkunden. Zu Beginn noch mittels der herumgespritzten Farbe, da man sonst nichts findet, bekommt die Umgebung vom König im Storyverlauf immer mehr Details verpasst – inklusive einem Labyrinth, fliegenden Schiffen und richtigen Märchenschlössern. Wie schon bei Journey ist man versucht, seine Augen in der Flut aus schönen Bildern davonschwimmen zu lassen. Einen nicht geringen Beitrag dazu leistet auch der passende Soundtrack, der einen in schöne Märchenstimmung bringt.

Vorhang zur Seite – steckt hinter dem schönen Äußeren auch noch mehr? Zum Glück ja! Die Abwechslung in den unterschiedlichen Sequenzen des Spiels bricht die Befürchtung, dass sich das Farbball-Konzept abnutzen könnte. Ein wenig nervig ist jedoch, dass man zu wenig Zeit in den einzelnen Teilen hat: Kaum hat man sich in ein neues Konzept eingelebt, muss man es auch schon wieder zugunsten des Nächsten aufgeben. Das ist wohl der allgemein etwas kurzen Spielzeit geschuldet, die mit rund drei Stunden zwar länger als ein durchschnittliches Märchen ist, einen zum Schluss aber doch mit einem hungrigen Gefühl nach mehr zurücklässt. Gut, dass der Wiederspielwert durch Extras (“Matrix”-artig in der Luft hängende Bälle! Ein Feuerwehrschlauch! Sniper-Bälle!) gegeben ist, die man mittels in der Welt versteckter Ballons freischaltet. Und auch ohne diesen Anstoß lässt man sich gern immer wieder auf das Märchen rund um den Jungen, den Schwan und den König (übrigens genial von Terry Gilliam von Monty Python vertont) ein.  (Alexander Schuh, consol.AT Nr. 97)