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Da Capo Review: Dishonored: Die Maske des Zorns (PlayStation Plus & Budget)

im April 2015 gibt es für für alle PlayStation Plus Mitglieder Dishonored: Die Maske des Zorns auf der PlayStation 3 als Gratis-Download und für alle anderen zu einem sehr fairen Budget Preis (auch auf auf Xbox 360 und PC). Für uns Grund genug euch das Review für diesen Action Kracher als DA CAPO zu servieren!

Es gibt schon jetzt einige Publisher die neue Marken scheuen, wie der Teufel das Weihwasser. Lieber jährlich das ewig gleiche Spiel neu auflegen und auf den bestehenden Kundenstamm von treuen Fans setzen. Statt in Innovation lieber ein paar Euro mehr ins Marketing, vor allem Fernsehwerbung stecken, die anspruchsvollen und vor allem kritischen sogenannten Hardcore-Gamer sind längst nicht mehr so wichtig wie der oft zitierte Massenmarkt.

Die Einführung neuer Marken ist aber auch undankbar: Viel Aufwand muss vonseiten der Publisher betrieben werden, um den Titel zuerst der Presse und später dann auch noch den Spielern schmackhaft zu machen. Selbst wenn man das Interesse wecken, erste kleine Hypes erzeugen kann, zögern die meisten trotzdem mit Vorbestellungen und Käufen gleich am ersten Tag und warten lieber die ersten Tests ab, bevor sie dann online bestellen oder in den nächsten Laden eilen. Bethesda und Arkane Studios gehört darum schon deswegen Respekt gezollt, weil endlich mal wieder jemand den Mut hat, eine komplett neue Marke einzuführen – samt vieler neuer (Gameplay)-Ideen und einer komplexen und riesigen Spielwelt, die noch Platz für viele, viele weitere Abenteuer bietet. Aber hat sich das Risiko aber gelohnt? Die Antwort – zumindest für uns – haben drei intensive Tage in Dunwall ganz eindeutig geliefert …

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Verraten und verloren

In der bisherigen Bewerbung und Berichterstattung haben Publisher Bethesda und Entwickler Arkane Corvo Attano, den Hauptprotagonisten von Dishonored, vorwiegend als düsteren Meuchelmörder inszeniert, der entehrt und verraten nur noch von Hass und Zorn getrieben wird. Im fertigen Spiel lernen wir aber auch eine andere Seite von ihm kennen und erkennen, dass es schlussendlich an unseren Entscheidungen liegen wird, ob Corvo nur rächen oder, wenn nötig, auch verzeihen wird können. Aber von Anfang an: Das Spiel selbst beginnt mit der Rückkehr unserer Hauptfigur nach Dunwall, Hauptstadt des Inselkaiserreiches, dessen Herrscherin er als Kaiserlicher Schutzherr und damit persönlicher Leibwächter dient. Der Ausbruch einer schrecklichen Seuche veranlasste die Kaiserin ihren engsten Vertrauten auf eine Reise zu den anderen Inseln zu schicken, in der Hoffnung, dass man dort vielleicht ein Mittel gegen die Plage kennt. Als er ein paar Tage früher als geplant zurückkehrt, bringt er zwar schlechte Nachricht, aber noch herrscht Frieden in der Stadt. Sowohl die Kaiserin als auch Emily, ihre Tochter und Thronfolgerin, freuen sich über die Rückkehr ihres besten Freundes, doch dann geht alles auf einmal schief. Wir platzten mitten in ein vom kaiserlichen Meisterspion Hiram Burrows geplantes Attentat auf die Kaiserin. Trotz seiner beindruckenden kämpferischen Fähigkeiten kann Corvo die Assassinen allerdings nicht aufhalten, verfügen diese doch über übernatürliche Fähigkeiten, die ihn hilflos zusehen lassen müssen, wie seine geliebte Kaiserin ermordet wird. Nach vollbrachter Tat verschwinden die Attentäter zusammen mit der kleinen Emily spurlos und Corvo wird als Mörder hingestellt und verurteilt. Sechs Monate vergehen, die unser Held unter Folter im Gefängnis von Coldridge verbringen muss. Der Tag seiner Hinrichtung rückt immer näher. Emily bleibt immer noch verschwunden und Burrows hat sich selbst inzwischen zum Lordregenten ernannt und unterdrückt die Bevölkerung, während die Seuche immer weiter um sich greift. Doch dann steckt uns eines Tages eine Wache eine Nachricht und einen Schlüssel zu – irgendwer da draußen will uns scheinbar zur Flucht verhelfen. Unser Ausbruch dient auch gleich als Tutorial und wir lernen zu schleichen und mit unseren ersten Waffen hinterrücks zu morden, oder offen zu kämpfen. Alternativ können wir unsere Gegner aber auch ganz umgehen oder sie mittels Würgegriff schlafen legen. Unser genaues Vorgehen ist dabei eine für den ganzen Spielverlauf wichtige Entscheidung. Verschonen wir die – teilweise ja auch wirklich unschuldigen – Wachen, schützen wir die Bevölkerung und zeigen Güte, anstatt grausame Rache zu üben? Oder kennen wir kein Erbarmen und eliminieren jeden, der sich uns in den Weg stellt? Nicht nur andere Charaktere reagieren auf unsere Entscheidungen, auch die Spielwelt verändert sich durch unsere Taten, die sich im sogenannten Chaosfaktor wiederspiegeln. Metzeln wir zum Beispiel die Stadtwache regelmäßig nieder, bricht die öffentliche Ordnung endgültig zusammen und die Seuche wird noch schneller um sich greifen, mehr angriffslustige Infizierte werden die Gassen unsicher machen. Sogar das Wetter (!) wird gegen Ende entsprechend umschlagen. Doch bis dahin ist es ein langer Weg.

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Das Arsenal des Attentäters

Es ist die Kombination von fantastischen Steampunk-Waffen und übernatürlichen Fähigkeiten, die das Spielen und Kämpfen mit Corvo zu einer interessanten Erfahrung machen. Schon sein vom exzentrischen Wissenschaftler Pierro entworfenes Arsenal herkömmlicher Waffen kann sich sehen lassen. Corvos Hauptwaffe, die Faltklinge, ist eine Art XXL-Springmesser – eingefahren leicht zu verbergen, fährt es mit einer schnellen Handbewegung zu voller Schwertlänge aus und wird sowohl für lautloses Meucheln als auch für Fechtduelle mit der Stadtwache benutzt. Während die Benutzung des Schwertes immer nur einen Tastendruck entfernt ist, darf die freie linke Hand mit einer Outsider-Fähigkeit oder einem weiteren Ausrüstungsgestand belegt werden. Sehen wir uns also zuerst den Rest des weltlichen Arsenals an. Die (Mini-)Armbrust ist leise und präzise und kann neben normalen Bolzen auch mit Betäubungs- und Brandmunition ausgestattet werden, je wie es die Situation verlangt. Die Pistole bietet ähnliche Munitionsvielfalt (vor allem wenn man Pierro im Spiel versteckte Baupläne bringt) und hat deutlich mehr Power, ist aber lauter und ladet besonders anfangs (gegen einen Unkostenbeitrag kann Pierro unsere Waffen verbessern) deutlich langsamer nach. Genau wie die Möglichkeiten Granaten zu werfen und Springminen zu platzieren sollte sie daher nur zum Einsatz kommen, wenn eine leise Vorgehensweise nicht geplant oder nicht mehr möglich ist. Einfluss auf diese und andere Fähigkeiten haben außerdem die sogenannten Knochenartefakte. Diese mystischen Gegenstände bieten, sofern sie angelegt werden, kleine Boni auf Gesundheit, Effektivität von Tränken oder unsere Geschwindigkeit mit dem Schwert und müssen genau wie Runen in der Spielwelt gefunden werden.

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Bis auf die Basisstufe eines Teleportationsspruchs, der uns blitzschnell über mittlere Entfernungen trägt, können wir unsere übernatürlichen Fähigkeiten nicht gegen Bares kaufen. Diese müssen im Tausch gegen in der Spielwelt zu findende Runen erworben werden beziehungsweise kann man sie jeweils einmal um eine zusätzliche Stufe verbessern. Die insgesamt sechs aktiven Kräfte und vier passiven Verstärkungen können dank ausreichend verstreuter Runen bis Spielende zwar (fast) alle freigeschaltet werden, gerade die ersten Fähigkeiten sollten aber so gewählt werden, dass sie der eigenen Spielweise entsprechen. Wer lieber ungesehen bleibt, sollte vielleicht in die Kräfte Nachtsicht und Teleportieren sowie die Verstärkung Beweglichkeit investieren. Nachtsicht erlaubt nämlich das Sehen im Dunkeln, zeigt Lebewesen einschließlich ihres Sichtfelds selbst durch Wände hindurch und macht die von uns selbst verursachten Geräusche in Form von Wellen sichtbar. Verbessert man diese Fähigkeit noch weiter, werden außerdem auch wichtige und interessante Gegenstände hervorgehoben – perfekt um etwa Wertgegenstände zu entdecken, die man bei Pierro gegen dessen praktische Waren eintauschen kann. Teleportieren und Beweglichkeit bringen uns, vor allem wenn wir sie verbessert haben, durch größere Reichweite der Fähigkeit und ganz allgemein höhere Sprungweite und schnellere Bewegungen blitzschnell an zuvor unerreichbare Orte. Genauso gut kann man diese Kombination aber natürlich auch nutzen, um sich auf einen unvorbereiteten Gegner zu stürzen.

Diese vielfältige Nutzbarkeit fast aller Fähigkeiten ist ein ganz großer Pluspunkt des Spiels, der in den noch folgenden Beispielen noch deutlicher werden sollte. Die Macht der Beherrschung lässt uns in den Körper kleiner Tiere wie Ratten und Fische schlüpfen, um an Wachen vorbei zu huschen oder uns durch enge Spalten zu quetschen. In der verbesserten Stufe lassen sich auch menschliche Wesen übernehmen, auch wenn deren Beherrschungszeit deutlich kürzer ist und nur einfachste Aktionen möglich sind. Tiere überleben die Beherrschung übrigens nicht, Menschen hingegen schon, obwohl ihnen anschließend übel ist und sie sich erst wieder orientieren müssen. Wieder haben wir die Wahl: Nutzen wir diese Fähigkeit um uns anzuschleichen und dann zu töten? Oder lassen wir den Schuldigen zumindest ihr Leben und legen ihnen auf anderem Wege das Handwerk? Ähnlich frei kann man auch mit den beiden Fähigkeiten „Zeit verlangsamen“ und „Windstoß“ verfahren. Die eine verlangsamt bzw. stoppt für den Rest der Welt die Zeit, doch ob wir uns dank dieses Vorteils nur vorbeistehlen oder doch kalten Stahl sprechen lassen, liegt wieder an uns. Gleiches gilt für die Windstoß-Kraft: Diese fegt Gegner aus dem Weg, doch ob sie nur den Weg freimacht oder unsere Feinde in Abgründe oder unsanft gegen eine unnachgiebige Hauswand befördert, liegt erneut einzig und allein in der Hand des Spielers.

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Gerade mal zwei Fähigkeiten lassen sich eher nur für aggressivere Herangehensweisen nutzen. Blutdurst ist eine passive Fähigkeit, welche im Kampf (teilweise unterstützt durch entsprechende Knochenartefakte) Adrenalin aufbaut, welches man für einen besonders starken Nahkampfangriff verwenden kann. Der ebenfalls passive Schattenangriff lässt hingegen getötete Gegner zu Staub zerfallen – praktisch, wenn man seine Opfer nicht auch noch verstecken müssen will, denn natürlich sieht die KI Leichen gar nicht gerne. Erwähnenswert ist noch der sehr passend benannte „Tödliche Schwarm“, der natürlich ebenfalls eher für Freunde des offenen Konflikts gedacht ist. Aber selbst hier findet der Pazifist noch eine andere Verwendungsmöglichkeit. Die Kraft beschwört einen Schwarm hungriger Ratten, der sich gerne auf unsere Feinde stürzt und diese inklusive Haut und Knochen vertilgt – natürlich kein schöner Anblick. Alternativ kann man darauf auch verzichten und die Instant-Ratten mittels Beherrschung übernehmen und so auch dann unentdeckt bleiben, wenn gerade mal keine normalen Nagetiere in Reichweite sind. Ein letztes Geschenk des Outsiders muss noch erwähnt werden: das Herz. Dieses vom Outsider modifizierte menschliche Herz – auch hier darf ganz offen spekuliert werden, wem es einst gehört hat – ist nicht nur eine Art Radar für in der Nähe befindliche Runen und Artefakte. Es flüstert uns auch Geheimnisse und Gedanken von in der Nähe befindlichen Personen zu. Für den Spielfortschritt nicht unbedingt wichtig, aber für Atmosphäre und Stimmung ein riesen Plus.

Abwechslungsreich

„Wie und wen und ob meucheln“ ist die eine Frage, das abwechslungsreiche Gameplay spielgelt sich aber auch in einer lebendigen Spielwelt wieder. Wer unsere früheren Artikel kennt, weiß zum Beispiel, dass die im Badehaus Golden Cat zu eliminierenden Ziele nicht immer am selben Ort zu finden sind. Mal sind sie in einem der zahlreichen Schlafzimmer, dann wieder im Zigarrenraum oder in der Dampfkammer. Je nachdem wo sich die beiden befinden, gibt es dann andere Möglichkeiten und Wege sie auszuschalten. Tatsächlich ist es sogar so, dass man, sofern man vorab eine entsprechende Nebenmission erledigt, den Mord an ihnen jemandem anderen überlassen kann. Eine ähnlich komplexe Situation finden wir später noch öfters vor, zum Beispiel auf einer ausgelassenen Feier, die es zu infiltrieren gilt. Unser Ziel ist Lady Boyle, weil sie den verräterischen Lordregenten finanziell unterstützt. Leider gibt es gleich drei Damen mit diesem Namen – Schwestern, die sich zum Anlass der Party auch noch verkleidet haben. Wir müssen also nicht nur herausfinden, welche Lady eigentlich unser Ziel ist, sondern auch in welchem Kostüm sie an diesem Abend steckt – das ändert sich nämlich ebenfalls bei jedem Spieldurchgang. Auch um an diese Informationen zu gelangen, gibt es mehr als eine Möglichkeit: Flirten wir mit einem einsamen weiblichen Gast, der uns den entscheidenden Tipp geben kann? Oder schleichen wir uns an den Wachen vorbei in die Schlafzimmer der Damen und suchen dort nach Hinweisen? Entsprechend informiert können wir dann auch unser weiteres Vorgehen planen. Das eine Mal könnten wir zum Beispiel erfahren, dass Lady Boyle sehr musikinteressiert ist und sie so ins Musikzimmer locken. Ein anderes Mal ist die noble Dame hingegen sehr mannstoll unterwegs und wird einen eventuellen Verehrer sofort in ihre Privatgemächer entführen … Soviel es in der Spielwelt auch zu entdecken gibt, der unmittelbare Wiederspielwert mag für manche trotzdem eher gering sein.Dishonored wird aber ziemlich sicher einer jener Titel werden, die man nach ein bis zwei Jahren gerne noch einmal von Anfang bis Ende durchspielt.

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Sowohl die englische als auch deutsche Sprachausgabe kann mit einigen bekannten Stimmen punkten und die Synchronisation ist ganz allgemein sehr gut gelungen. Einzig die Wachleuchte bieten sowohl bezüglich Sprecherwahl als auch Wortschatz etwas zu wenig Abwechslung. Auch die textliche Übersetzung der zahlreichen zu findenden Bücher und Schriften passt soweit, nur gelegentlich lassen etwas holprige Satzbauten und sprachlich zwar theoretisch korrekte, inhaltlich aber nicht ganz passende Übersetzungen vermuten, dass computergestützt und/oder ohne Kontext übersetzt wurde. Optisch bleibt die Stadt, also zum Beispiel alle Schilder und Beschriftungen, übrigens komplett unübersetzt, ein ganz klein wenig Schulenglisch sollte man also mitbringen, um in die Welt wirkliche eintauchen zu können. Ansonsten kann man technisch auch soweit zufrieden sein.

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Review Overview

Wertung - 9

9

Platz da Glatzköpfe und Hoodieträger, hier kommt der Mann mit der Maske!

Neue Marken mögen seltener geworden sein, aber ganz ausgestorben sind sie nicht und jedes Jahr wagen es ein paar Mutige mal wieder … und gelegentlich sogar mit Erfolg. Dishonored ist für mich persönlich einer der besten Serienstarts – und nichts anderes ist es, das schreien Geschichte und Handlung in alle vier Himmelsrichtungen – den ich bislang erlebt habe. Wenige und teilweise vielleicht sogar subjektive Kleinigkeiten stören vielleicht (noch), verhindern aber keine absolute Kaufempfehlung für jene, die ihre Spiele abwechslungsreich und tiefgründig mögen. Die durchdachte Spielwelt, die (beinahe) perfekte Umsetzung des vielschichtigen Gameplays und einfach der Spaß den die meisten beim Spielen haben werden, sind dafür Grund genug!

 


dishonored_CoverGenre: A
ction-Adventure
System: PS3/ Xbox 360/PC
Entwickler: Arkane Studios
Vertrieb: Bethesda Softworks
Spieler: 1
Ursprünglich Erschienen: 12.10.2012
Preis: ca. 20 Euro (im April auf PS PLUS gratis)
Alter: 12+

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