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Comic-Review: Spider-Man: Der Tod von Peter Parker

Dan Slott kann man vieles vorwerfen. Dünnes Haar, Übergewicht, aber eines nicht: Und zwar NICHT all sein Talent in diese Serie zu packen. Seit seiner Machtübernahme als alleiniger Spider-Man-Autor und eigentlich schon seit seiner Beteiligung am Brain Trust Autorenteam von Brand New Day hat er Fäden gesponnen, die sich im vorliegenden Band zu einem prachtvollen Spinnennetz zusammensetzen. Hier läuft alles zusammen und ich denke behaupten zu dürfen, dass dieser Storybogen einer der wichtigsten für Peter Parkers fortlaufende Geschichte ist. Gleichbedeutend mit der Enthüllung, dass sein Klon noch lebte und des Todes von Gwen Stacy. Ja, werte potenzielle Leser dieses Comics: HIER WIRD GESCHICHTE GESCHRIEBEN.spiderman_111-07

Der Band beginnt mit der Enthüllung, dass Peters Erzfeind Dr. Octopus, der in einem zerfallenden und im Grunde schon toten Körper dahinvegetiert, es geschafft hat, mit Spider-Man die Körper zu tauschen. Otto Octavius´ Gehirnwellen senden jetzt in Peters Körper ihre Befehle und andersherum. Doch Peter wäre nicht Peter, wenn er dagegen nicht mit aller Kraft ankämpfen würde. Denn sich seinem Schicksal ergeben, hieße in diesem Fall eine doppelte Niederlage. Nicht nur, dass es ein Superschurke geschafft hätte, Peter ein für alle Mal zu besiegen, Nein. Hier steht alles auf dem Spiel, das Peter jemals aufgebaut hat. Er verlöre nicht nur sein Leben, er müsste mit dem Gewissen sterben, dass ihm seine Identität brutal entrissen würde. Für die gute Sache zu sterben, diesen Preis hat Peter schon oft in Kauf genommen, aber seinen Körper, sein Wissen und vor allem seine Familie schutzlos einem seiner ärgsten Feinde überlassen zu müssen, das wäre ein zu herber Verlust. Also gilt es, alle letzten Reserven des siechenden Körpers zu reaktivieren und mit List und Tücke seinem Feind das letzte Süppchen zu versalzen. Immerhin ist er ein Held und gewinnt am Schluss. Immer! Hey, das ist ein Marvel-Comic. Selbst nach größter Gefahr ist alles wieder so wie am Anfang. Oder doch nicht? Zieht Dan Slott den letzten Stecker?

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Dieser Band fesselt bis zum letzten Wort des letzten Panels auf der letzten Seite. Für jemanden, wie mich, der Spider-Man zu seinen erklärten Lieblingscharakteren zählt, wurde die Lektüre zu einer Achterbahnfahrt. Und das ist keine leere Floskel. Ich habe noch nie ein Comic so sehr in meinen Händen hin und hergerissen und fast wie einen Konsolen-Controller durch die Luft gewirbelt, weil ich die Wendungen und dramatischen – fast schon Alfred Hitchcock gerechten – Suspensemomenten im vollsten Fieber miterlebt habe. Die grafische Umsetzung durch Ramos ist genauso wild und vorantreibend wie das lückenlose und rasante Skript von Dan Slott. Hier wird trichterförmig auf ein Finale hingeführt und wie bei einer Skiabfahrt das Tempo mit jedem Slalom durch die Seiten angezogen. Selbst die klischeehafte Körpertauschnummer verkommt nicht zu einem Witz, sondern erfährt, gerade im Reveal des Finales, eine legendäre Bedeutung. Wenn Peter Parker dem scheinbar triumphierenden Doctor Octopus mit einem Ansturm an Erinnerungen und Erfahrungen mit ungeheuerlicher Intensität bewusst macht, was es heißt, Spider-Man und letzten Endes auch Peter Parker zu sein, dann bleibt kein Auge trocken, das verspreche ich.

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Die Konsequenzen dieser Geschichte werden erst im Nachfolgeband wirklich zum Tragen kommen. Aber das Finale ist dem Charakter und der reichhaltigen Geschichte – des Charakters als solchem und der Rivalität der beiden Kontrahenten im Spezifischen – mehr als nur gerecht: Sie wird prägend und zeitlos. Dan Slott liebt Spider-Man und durch seine Geschichten weiß man als Leser auch, warum man es selber tut! Danke!

SPIDERMANDERTODVONPETERPARKERSOFTCOVER_Softcover_830SEITEN: 140
PREIS: ca. 15 Euro
AUTOR: Dan Slott, J. M. DeMatteis
ZEICHNER: Humberto Ramos, Richard Elson
VERLAG: Panini Comics
ORIG. VERLAG: Marvel

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