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Comic-Review: Der arabische Frühling

Politik und Comics sind keine leichte Kombination und es kann sehr leicht schief gehen. Aber es kann auch sehr gut werden, wenn man jemanden im Team hat, der sich mit dem Thema und dem Medium Comic als Erzählkunst auskennt. Zu welcher Kategorie „Der arabische Frühling“ gehört, könnt ihr nun hier nachlesen.

Arabische Fruehling 000Der arabische Frühling

Der 17. Dezember 2010 markiert einen wichtigen Punkt in der politischen Geschichte des arabischen Raumes. Es ist der Tag an dem die Polizei den Obst- und Gemüsekarren von Mohamed Bouazizi beschlagnahmt. Dieser Wagen stellt seine einzige Einnahmequelle dar, um seine Mutter und seine sechs Geschwister zu ernähren. Vor lauter Verzweiflung zündet sich Bouazizi selbst an. Am 28. Dezember stellt Präsident Zine el-Abidine Ben Ali seiner Familie eine Entschädigung in Aussicht. Bouazizi stirbt am 4. Januar 2011. Seine Tat löst Unruhen aus, die auf ganz Tunesien übergreifen. Dieses Ereignis ist der Beginn des arabischen Frühlings, einer politischen Revolution, die bald den gesamten arabischen Raum verändern wird … (Weiterführende Information auf Wikipedia)

Alle beschriebenen Ereignisse werden auf dieser Karte zu Beginn dargestellt.

Autor Jean-Pierre Filiu ist ein Experte für den arabischen Raum und dies spürt man, dank detaillierter Beschreibungen der Ereignisse, auf jeder Seite dieses Bandes. Doch dies ist auch ein großes Problem dieser Graphic Novel. Über weite Strecken ist sie sehr trocken, mit Daten und Fakten vollgepackt und erinnert stellenweise an einen Artikel aus einer Tageszeitung. Mir persönlich fehlt hier der persönliche Blickpunkt, die Nähe zu den Ereignissen. Gerade dann wenn jemand, wie Filiu als Diplomat in Jordanien, Tunesien und Syrien direkt vor Ort war. Sein Erzählung ist von einer Beobachterposition geprägt, und auch wenn persönliche Schicksale dargestellt werden, so bleibt der Stil dennoch jederzeit kühl und emotional distanziert. Dies mag an sich nichts Schlechtes sein, doch hier finde ich eine persönlichere Sicht der Dinge durchaus angebracht, um das schwierige Thema gut aufbereitet einem breiteren Publikum leichter zugänglich zu machen. Das Ganze sollte dann aber nicht in einer Schmalz- und Drama-Orgie enden. Der Mittelweg wäre da durchaus angebracht.

Pomes scheut sich nicht die traurige Wahrheit abzubilden.

Visuell gibt es dagegen überhaupt nichts auszusetzen. Cyrille Pomes liefert stimmungsvolle Bilder, die gelegentlich im krassen Gegensatz zu den trockenen Tatsachen steht. Kontrastreiche Bilder mi sanften Farben bestimmen hierbei das Gesamtbild. Die Farben dienen auch gleichzeitig als eine Art Stimmungsbarometer. Kräftige Farbakzente dienen lediglich dazu, das Auge des Lesers auf gewisse Punkte zu lenken, ihn sozusagen visuell zu führen. Auch die Panelandordnung, soweit es Panels gibt, ist sehr übersichtlich und klar strukturiert. Immer wieder gibt es aber auch Bilder, die als frei stehende Grafiken den Textboxen fast schon als eine Art Rahmen zu einer Nebenrolle deklassieren. Pomes spielt mit verschiedenen Blickwinkeln und Perspektiven und erzeugt so auch innerhalb einer Doppelseite visuelle Gegensätze.

Kleine Erfolge werden wie große Siege gefeiert.

FAZIT:

Eine außergewöhnliche Graphic Novel, die sich mit einem sehr schwierigen Thema befasst und hin und wieder mit einer zu trocken präsentierten Thematik daherkommt. Selbst für einen Sachcomic werden die einzelnen Kapitel zu nüchtern, sachlich und auch kurzgefasst abgehandelt, und so erinnert der Aufbau eher an ein illustriertes Nachschlagewerk. Dafür überzeugt sie mit ausgezeichneten Bildern. Insgesamt ist mein persönlicher Eindruck jedoch durchwachsen. Während mich das Artwork rundum begeistert sind es mir auf der anderen Seite zu viele Fakten und zu wenig persönlicher Blickwinkel. Dennoch bleibt eine überdurchschnittliche Graphic Novel, die sicher ihre Fans und Liebhaber finden wird.

Das manche Situationen nur mit Humor zu ertragen sind, zeigt diese Zeichnung.

Copyright aller verwendeten Bilder © 2013-2014 Futoropolis 2013 / Carlsen

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